Hohe Zufriedenheit bei Eltern Eigenes Erleben senkt Skepsis bei Inklusion
01.07.2015, 11:58 Uhr
Rund 30 Prozent der Förderschüler in Deutschland besuchen inzwischen eine Regelschule
(Foto: picture alliance / dpa)
Ist Inklusion an deutschen Schulen erfolgreich? Einer Studie zufolge sind Eltern mit der Förderung ihrer Kinder und dem Engagement der Lehrer an solchen Schulen überdurchschnittlich zufrieden. Zugleich werden einige Vorurteile ausgeräumt.
Die Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt eine klare Tendenz: In Schulen, in denen behinderte und nicht-behinderte Kinder zusammen lernen, sind demnach mehr als zwei Drittel der befragten Eltern mit der individuelle Förderung ihrer Kinder zufrieden. Bei Eltern, deren Kinder auf eine nicht-inklusive Schule gehen, liegt dieser Wert zehn Prozentpunkte niedriger.
Auch die Lehrer an inklusiven Schulen bekommen bessere Bewertungen: Sie gelten als kompetent (89 zu 82 Prozent), können gut erklären (86 zu 77), fördern die Stärken der Schüler (72 zu 60 Prozent) und arbeiten an den Schwächen (69 zu 53). Gut ein Drittel der deutschlandweit befragten Eltern gab an, dass ihr Kind auf eine inklusive Schule geht.
Schrittweiser Ausbau ist sinnvoll
Fazit der Studienmacher: Eigenes Erleben verringert Skepsis. "Konkrete Erfahrung überzeugt Eltern von Inklusion. Ein schrittweiser Ausbau von inklusiven Schulen ist deswegen sinnvoll. Voraussetzung dafür ist, mehr Lehrer zum inklusiven Unterrichten fortzubilden", sagte Jörg Dräger vom Vorstand der Stiftung.
Ausdrücklich unterscheidet die Studie zwischen konkreten Erfahrungen mit der Inklusion in Schulen und allgemeinen Einstellungen. Zwar stufen 70 Prozent der Befragten gemischtes Lernen als gesellschaftlich wichtig ein. 60 Prozent allerdings glauben, dass Kinder mit Handicap auf Sonderschulen besser gefördert werden. Gut die Hälfte meint, dass Kinder ohne Förderbedarf auf inklusiven Schulen fachlich gebremst werden.
2009 hatte sich Deutschland mit der Ratifizierung einer UN-Konvention verpflichtet, Schüler mit und ohne Handicap gemeinsam zu unterrichten. Im Schuljahr 2013/2014 haben rund 30 Prozent der knapp 500.000 Förderschüler in Deutschland eine Regelschule besucht. Vor sieben Jahren lag der Inklusionsanteil noch unter 20 Prozent.
Quelle: ntv.de, kno/dpa