
Der Angriff auf die Redaktion des "Charlie Hebdo" ist ein Angriff auf die Meinungsfreiheit.
(Foto: REUTERS)
Der Angriff auf "Charlie Hebdo" zeigt kein Aufeinanderprallen zweier Kulturen, der Kampf ist ein anderer: Auf der einen Seite steht die Freiheit, auf der anderen stehen nur Fanatiker.
"Allahu Akbar!", rufen die Attentäter: "Gott ist groß!" Dann feuern sie wieder ihre Kalaschnikows auf die Redakteure des Satiremagazins "Charlie Hebdo" ab. Der Angriff in Paris – derzeit sieht alles danach aus – war ein islamistischer Anschlag.
Die Angst vor Islamismus ist in der westlichen Welt noch einmal gestiegen, seit sich der Islamische Staat in Syrien und im Irak ausgebreitet hat. Schnell erinnert man sich an die Theorie vom "Kampf der Kulturen", die besagt, dass die Weltordnung durch die Konkurrenz von Kulturräumen bestimmt wird. Der christlich-säkulare Westen muss sich demnach gegen den Islam verteidigen.
Eine Front mit Rechtsterroristen
Doch die Attentäter von Paris werden vielleicht im Nachhinein Sympathisanten finden, aber sie stehen für keine Kultur: nicht für den Islam, nicht für irgendwelche Strömungen des Islams, nicht für besonders religiöse Muslime. Auch wenn die muslimischen Verbände manchmal schneller mit ihren Reaktionen sein können: Sie werden keinen Zweifel daran lassen, dass der Anschlag von Paris mit dem, woran Millionen europäischer Muslime glauben, nichts zu tun hat.
Der Kampf, der sich hier beobachten lässt, ist ein anderer: Kulturlose Fanatiker kämpfen gegen die Kultur der Freiheit, und die Kultur muss sich verteidigen. Dabei bilden Menschen eine unfreiwillige Front, die sich gegenseitig verachten. Der Attentäter von Oslo und Utøya, Anders Breivik, gehört genauso dazu wie die Attentäter von Paris – obwohl der eine ein Rechtsradikaler, die anderen mutmaßlich Islamisten sind. Beide kämpfen gegen die Freiheit.
"Wir werden unsere Werte nicht aufgeben"
Die Freiheit muss sich verteidigen. Nur wie? Die getöteten Redakteure der "Charlie Hebdo" waren Provokateure, nicht nur für Muslime. Sie machten sich zur Speerspitze der Meinungsfreiheit und haben damit viel für die Freiheit getan. Für die offene, demokratische Gesellschaft ist ihr Tod darum ein Verlust. Eine Einschränkung der Freiheit wäre nicht die richtige Konsequenz, im Gegenteil.
Nach den Anschlägen von Oslo und Utøya fand der damalige Ministerpräsident Jens Stoltenberg Worte, die man sich anlässlich des Anschlages von Paris in Erinnerung rufen kann: "Noch sind wir geschockt, aber wir werden unsere Werte nicht aufgeben", sagte er. "Unsere Antwort lautet: mehr Demokratie, mehr Offenheit, mehr Menschlichkeit."
Quelle: ntv.de