Politik

Hackerangriff auf Bundestagsnetz Erneuerung von IT-System dauert ein Jahr

Die Hacker hatten Zugang zu sämtlichen Daten im Bundestagsnetz - als ob alle Bürotüren offenstünden.

Die Hacker hatten Zugang zu sämtlichen Daten im Bundestagsnetz - als ob alle Bürotüren offenstünden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Hackerangriff auf das IT-Netzwerk des Bundestages hat teure und langwierige Folgen: Einem Zeitungsbericht zufolge wird es mindestens ein Jahr dauern, bis die gesamte Software auf den Rechnern im Parlament ausgetauscht ist.

Die Erneuerung des IT-Netzwerks des Bundestags nach dem schweren Hackerangriff wird einem Pressebericht zufolge mindestens ein Jahr dauern. Wie die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" unter Berufung auf Sicherheitsfachleute berichtet, könnte die Beseitigung der Schäden und die Installation eines neuen Systems "mindestens ein Jahr, vielleicht auch zwei" benötigen.

Unter anderem müsse die gesamte Software des Bundestags ausgetauscht werden. Diese Aufgabe soll nach Informationen der FAS das Unternehmen T-Systems übernehmen, das zur Deutschen Telekom gehört.

Dem Bericht zufolge gibt es Kritik daran, dass der Bundestag 2009 - anders als der Bundesrat - beschlossen hatte, sich nicht dem Netz der Bundesregierung anzuschließen, das vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) überwacht wird. Fachleute sind sich einig, dass der Angriff keinen Erfolg gehabt hätte, hätten die Regeln des BSI auch im Bundestag gegolten. "Die Chance wäre um einiges größer gewesen, den Angriff abzuwehren", sagte der CDU-Abgeordnete Clemens Binninger der FAS.

Angriff immer noch nicht unter Kontrolle

Der Angriff der Hacker gilt als weitaus schwerwiegender als zunächst dargestellt. "Man muss sich vorstellen, ein ausländischer Nachrichtendienst hätte den Generalschlüssel zu allen Büros und Aktenschränken des Bundestags erbeutet und kann sich bedienen", sagte die Grünen-Abgeordnete Steffi Lemke der FAS. Nach Ansicht von Fachleuten können die Angreifer durch sogenannte "key logger" auch gefälschte Mails erstellen, die echt wirken, beispielsweise aus dem Büro der Abgeordneten Angela Merkel.

Im Mai hatten IT-Experten einen hochprofessionellen Hackerangriff auf das Computernetzwerk des Parlaments entdeckt, der immer noch nicht vollkommen unter Kontrolle ist. Bundestagspräsident Norbert Lammert sagte am vergangenen Donnerstag, es komme seit zwei Wochen anscheinend nicht mehr zu Datenabflüssen. Der Angriff sie aber noch nicht "endgültig abgewehrt", so der CDU-Politiker.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière sieht hinter dem Cyberangriff einen ausländischen Nachrichtendienst. Der Minister empfahl dem Bundestag, ein speziell abgeschirmtes Netzwerk nach dem Vorbild der Bundesregierung aufzubauen.

Quelle: ntv.de, nsc/AFP

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