Vollständige und faire Untersuchung Erneut Jury zu Polizeigewalt einberufen
06.12.2014, 22:02 Uhr
Gurley wurde erschossen, obwohl er sich nicht verdächtig verhalten haben soll.
(Foto: REUTERS)
Der tragische Vorfall ereignete sich am 20. November in Brooklyn. Ein Schwarzer steigt mit seiner Freundin in einem dunklen Treppenhaus hinab, weil der Aufzug nicht fährt. Ein junger Polizist zieht seine Waffe und tötet den Mann. Eine Grand Jury soll den Fall klären.
Auch im Fall der tödlichen Polizeischüsse auf den Schwarzen Akai Gurley soll in den USA eine sogenannte Grand Jury über eine Anklageerhebung entscheiden. Das gab der zuständige Richter in New York bekannt. Er versprach eine "vollständige und faire Untersuchung" der tödlichen Schüsse auf den 28-Jährigen im November. Im ganzen Land gingen erneut tausende Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt auf die Straße.
"Es ist wichtig, auf den Grund dessen zu gehen, was geschehen ist", sagte Richter Ken Thompson zum Fall Gurley. Er versprach, der Jury "alle Informationen zu geben, die sie braucht, um ihre Aufgabe zu erfüllen". Momentan würden die Beweise aber noch zusammengetragen.
Der tragische Vorfall ereignete sich am 20. November im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Gurley ging mit seiner Freundin in einem dunklen Treppenhaus nach unten, weil der Aufzug nicht fuhr. Der junge Polizist Peter Liang zog seine Waffe und tötete Gurley mit einer Kugel, ohne dass sich der Vater einer kleinen Tochter in irgendeiner Form verdächtig verhalten hätte, wie der Schütze selbst einräumte.
Gewerkschaft statt Arzt kontaktiert
Wie die "New York Post" berichtete, rief Liang nach den Schüssen nicht einmal einen Krankenwagen, sondern schrieb zuerst eine SMS an seine Gewerkschaft. New Yorks Polizeichef Bill Bratton sagte einen Tag nach dem Vorfall, Gurley sei ein unschuldiger Mann gewesen, der "versehentlich" getötet worden sei.
Der Fall reiht sich ein in eine ganze Serie von tödlichen Schüssen oder Tätlichkeiten weißer Polizisten, denen Schwarze zum Opfer fielen. Sowohl nach dem Tod des unbewaffneten 18-Jährigen Michael Brown in Ferguson im August als auch nach dem mit einem Würgegriff getöteten Eric Garner in New York im Juli entschieden Grand Jurys, dass sich die Polizisten nicht vor Gericht verantworten müssen. Nach den Entscheidungen kam es jeweils zu teils gewaltsamen Protesten.
Schon wieder einen Schwarzen erschossen
Inmitten der Proteste war am Donnerstag ein weiterer Fall bekannt geworden, bei dem ein Schwarzer in Arizona von einem weißen Beamten erschossen wurde. Der Polizist dachte fälschlicherweise, dass Rumain Brisbon bewaffnet sei. Der Schwarze hatte aber lediglich eine Medikamentenpackung in der Tasche. Im November starb überdies in Cleveland in Ohio ein zwölfjähriger schwarzer Junge durch Polizeischüsse, weil die Beamten seine Spielzeugpistole für echt hielten.
Proteste in New York
In New York gingen am Freitagabend den dritten Tag in Folge hunderte Menschen auf die Straße und legten den Verkehr lahm. In Erinnerung an den 43-jährigen Garner riefen viele Demonstranten "Ich kann nicht atmen" - das waren die letzten Worte des Asthmatikers, wie später auf einem Amateurvideo zu sehen war.
An der Columbia Universität, an der Grand Central Station und auf der Fifth Avenue in Manhattan legten sich zudem Demonstranten auf den Boden, um an die Toten durch Polizeischüsse zu erinnern. Weitere Demonstrationen gab es in Washington, Miami, Chicago, Boston und New Orleans. Auf Plakaten stand "Rassismus tötet" und "Das Leben von Schwarzen zählt".
Am Freitag meldete sich auch Gurleys Familie erstmals öffentlich zu Wort und verlangte Gerechtigkeit. "Wie soll ich meiner Tochter erklären, dass ihr Vater nicht mehr zurückkommt?", sagte Gurleys Freundin Melissa Butler bei einer Trauerfeier in einer Baptistenkirche in Brooklyn. Seine Mutter Sylvia Palmer sagte weinend: "Er hat nichts falsch gemacht. Er ist ein guter Mann, er liebt seine Familie, er liebt seine kleine Tochter." Zur Beerdigung Gurleys am Samstagvormittag versammelten sich hunderte Menschen, unter ihnen Vertreter der Stadtverwaltung und Bürgerrechtler. Die Stadt New York übernahm die Beerdigungskosten.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP