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Wegen des Fachkräftemangels FDP will Lokführer durch KI ersetzen

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Könnten in Zukunft von einer KI gesteuert werden: die ICE der Deutschen Bahn.

Könnten in Zukunft von einer KI gesteuert werden: die ICE der Deutschen Bahn.

(Foto: picture alliance/dpa)

In Deutschland stehen derzeit fast alle Züge der Deutschen Bahn aufgrund eines Streiks der Lokführer still. Wenn es nach der FDP geht, werden die Schienenfahrzeuge zukünftig auch von einer KI gesteuert. GDL-Chef Weselsky sieht Deutschland dabei "technisch gesehen längst nicht so weit".

Die FDP setzt einem "Bild"-Bericht zufolge auf eine zunehmende Automatisierung des Lokführerberufs. In den kommenden 15 Jahren soll nach Vorstellung der Liberalen jeder fünfte Lokführer durch Künstliche Intelligenz ersetzt werden, wie die Zeitung unter Verweis auf ein internes Papier der Partei berichtete. So könnten Züge flexibler und effizienter eingesetzt werden.

Dies passe "zu den ambitionierten und sinnvollen Umweltzielen der Deutschen Bahn", sagte der verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Bernd Reuther. "Auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel im Verkehrssektor ist dies ein wichtiger Schritt, um auf den steigenden Mobilitätsbedarf zu reagieren."

Der GDL-Chef Claus Weselsky befürchtet hingegen nicht, dass Roboter oder eine Künstliche Intelligenz zeitnah Lokführer ersetzen. "Der ehemalige Bahnchef Rüdiger Grube rief vor einigen Jahren in den Wald, dass wir 2025 vollautomatisch fahren werden. Was werden wir 2025 sehen? Nichts", sagte Weselsky dem "Stern". "Das Fahren von vollautomatischen Eisenbahnzügen ist nur in Streckenabschnitten möglich, die vollkommen abgekapselt sind. Sie brauchen ein vollkommen anderes System. Wir reden hier über 34.000 Kilometer offenes Gleisnetz."

Fachkräftemangel bei der Bahn

"Wir sind technisch gesehen längst nicht so weit, dass wir in hohen Geschwindigkeiten vollautomatisch fahren könnten. Es ist nicht so einfach, Geschwindigkeit und Masse über Computertechnik zu steuern", so Weselsky. Langfristig hält er aber eine gewisse Entwicklung in dem Bereich für möglich. "Wenn wir in einer vollautomatisierten Welt leben und alle bloß noch im Bett liegen wollen, wenn die gebratenen Tauben von oben geflogen kommen und wir nichts mehr zu tun haben, dann könnte man vielleicht keine Lokführer mehr brauchen. Aber automatisch gesteuerte Züge werden immer von den jeweiligen Stellwerken aus gelenkt."

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Der Fachkräftemangel ist ein zentraler Aspekt der aktuell festgefahrenen Tarifverhandlungen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mit der Deutschen Bahn. Die GDL will nach eigenen Angaben den Lokführerberuf attraktiver machen und setzt sich deshalb neben deutlichen Lohnsteigerungen für eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich ein. Die Bahn lehnt die Arbeitszeitabsenkung unter Verweis auf den Fachkräftemangel ab.

Um ihre Forderungen zu unterstreichen, hatte die GDL am Dienstagabend einen sechstägigen Streik begonnen. Bis Montagabend ist der Bahnverkehr in Deutschland dadurch stark beeinträchtigt.

Quelle: ntv.de, lme/AFP

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