Politik

"Wir sind heute stärker denn je" FPÖ strebt nach dem Kanzleramt

Norbert Hofer (l.) und Heinz-Christian Strache sehen die FPÖ trotz der Niederlage bei der Präsidentenwahl in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Norbert Hofer (l.) und Heinz-Christian Strache sehen die FPÖ trotz der Niederlage bei der Präsidentenwahl in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

(Foto: dpa)

Zwei Tage nach der knapp verlorenen Präsidentenwahl verzichtet die FPÖ in ihrer Analyse auf Trübsal, sondern bläst zum Angriff auf das Kanzleramt. Bei der nächsten Wahl will sie so viele Stimmen gewinnen, dass ohne sie nicht regiert werden kann.

Mit großem Selbstbewusstsein nimmt die FPÖ nach ihrer knappen Niederlage bei der Präsidentenwahl das österreichische Kanzleramt ins Visier. Das Ergebnis von 49,7 Prozent für Norbert Hofer belege, dass die Partei in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei und an die Regierung gehöre, sagte der FPÖ-Vorsitzende Heinz-Christian Strache in Wien. "Wir sind heute stärker denn je."

Zwei Tage nach der Wahl präsentierte der FPÖ-Chef seine Lesart des Ergebnisses. Das Wahlresultat stelle keinesfalls eine Niederlage dar, argumentierte Strache. Vielmehr markiere es eine "politische Zeitenwende", weil die FPÖ bewiesen habe, dass sie knapp die Hälfte der Wähler von sich überzeugen könne. Strache sieht seine FPÖ nicht als Protestpartei am Rand, sondern fest in der Mitte verankert.

"Die FPÖ ist keine rechtsextreme Partei"

Aus der gegenwärtigen Stärke leitet die Parteiführung den Anspruch auf eine Regierungsbeteiligung ab. Bei der nächsten Nationalratswahl wolle seine Partei mindestens ein Drittel der Stimmen gewinnen, so dass ohne sie nicht mehr regiert werden könne, sagte der unterlegene Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer. Die Wahl muss spätestens 2018 stattfinden. Aktuelle Umfragen sehen die FPÖ als stärkste Partei.

Hofer richtete eine Botschaft insbesondere an ausländische Beobachter: Das Wahlergebnis von knapp 50 Prozent belege eindeutig, dass die FPÖ keine rechtsextreme Partei sei. "Wenn eine rechtsextreme Partei in Österreich angetreten wäre, hätte diese in Österreich vielleicht ein Wahlergebnis von zwei Prozent erreicht", sagte Hofer. "Größer ist der Narrenanteil in Österreich mit Sicherheit nicht."

Unterschiedliche Aussagen gab es von der FPÖ-Führung zu der Frage, wie mit dem äußerst knappen Ergebnis umgegangen werden soll. Strache behielt sich vor, es anzufechten. Die Partei müsse hier noch zu einer Bewertung kommen, sagte er. Hofer indes erklärte, er sehe keine Anzeichen für Wahlbetrug und rief seine Anhänger auf, den Wahlausgang zu respektieren.

31.000 Stimmen entscheiden

Fast 4,5 Millionen Bürger hatten am Sonntag in Österreich den neuen Staatschef gewählt. FPÖ-Kandidat Hofer erhielt mit 49,7 Prozent der Stimmen nur 31.000 weniger als der frühere Grünen-Chef Alexander Van der Bellen. In sozialen Netzwerken diskutieren viele FPÖ-Anhänger seitdem darüber, ob Hofer der Sieg gestohlen wurde.

Der neue sozialdemokratische Bundeskanzler Christian Kern kündigte derweil an, auf FPÖ-Wähler zuzugehen. Es gebe eine "gewisse Erwartungshaltung" in der Bevölkerung, dass sich die Politik ändere, räumte der SPÖ-Politiker ein. Die Beweggründe der FPÖ-Wähler seien zum Teil gerechtfertigt und müssten ernst genommen werden.

Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa

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