Noch mehr als ohnehin geplant Frankreich will 14 neue Atomkraftwerke bauen
07.01.2024, 15:17 Uhr Artikel anhören
Die französische Energieministerin Agnès Pannier-Runacher besuchte im Sommer 2023 das Kernkraftwerk Bugey.
(Foto: IMAGO/IP3press)
In Deutschland sind die letzten Atomkraftwerke 2023 vom Netz gegangen - Nachbar Frankreich sieht darin hingegen die Zukunft. Energieministerin Pannier-Runacher setzt vor allem auf die Atomkraft, um gegen die Klimaerwärmung vorzugehen.
Frankreich will in den kommenden Jahren zusätzlich zu bereits geplanten sechs Atomkraftwerken acht weitere Meiler bauen - und damit weitaus mehr als bislang vorgesehen. Ein aktueller Gesetzentwurf sehe zusätzlich zu den sechs beschlossenen Anlagen den Bau von acht weiteren AKWs vor, die bisher als "Option" von der Regierung diskutiert worden seien, sagte Energieministerin Agnès Pannier-Runacher der Zeitung "Tribune Dimanche". Insgesamt sei der Bau von 14 Reaktoren im Gespräch.
"Die Invasion in der Ukraine hat uns vor Augen geführt, wie wichtig es ist, uns vor geopolitischen Gefahren zu schützen, da Energie zu einer Kriegswaffe geworden ist", erklärte Pannier-Runacher der Zeitung. Demnach lege der Gesetzentwurf ehrgeizige Ziele fest. Im Gegensatz zu Deutschland setzt Frankreich massiv auf Atomenergie, um Kohlekraftwerke zu ersetzen und die CO2-Emissionen zu senken.
Frankreich will den Anteil der fossilen Brennstoffe am Energieverbrauch von derzeit mehr als 60 Prozent auf 40 Prozent im Jahr 2035 reduzieren. Laut der Energieministerin erfordert dieses Ziel ab 2026 den Bau weiterer Kraftwerke mit einer Leistung von 13 Gigawatt. Dies entspreche "der Leistung von acht" Reaktoren der Marke EPR, erklärte Pannier-Runacher und argumentierte: "Die historische Atomflotte wird nicht ewig halten."
Das von Frankreich entwickelte EPR-Reaktormodell sollte nach der Tschernobyl-Katastrophe von 1986 die Kernkraft wiederbeleben und mehr Leistung bei größerer Sicherheit bieten. Drei Reaktoren sind in Betrieb, einer in Finnland und zwei in China. Allerdings gab es nicht nur bei dem Bau in Finnland Probleme - auch bei EPR-Projekten in Frankreich und Großbritannien gibt es Verzögerungen und Kostenexplosionen. Der erste EPR-Reaktor in Frankreich soll nach Angaben des staatlichen französischen Energiekonzerns EDF Mitte 2024 in Flamanville in der Normandie zu Testzwecken ans Netz gehen - 17 Jahre nach Baubeginn und zu Kosten in Höhe von 12,7 Milliarden Euro, viermal so viel wie ursprünglich vorgesehen.
Unter der geplanten Reform des europäischen Strommarktes sind in der EU künftig weiter staatliche Subventionen für Atomkraftwerke erlaubt. Die Bundesregierung hatte sich dafür eingesetzt, ausschließlich erneuerbare Energien zu fördern, wurde aber überstimmt. In Deutschland waren die letzten drei Atomkraftwerke im April vom Netz gegangen.
Atomenergie spielt eine zentrale Rolle in der Energieerzeugung Frankreichs. 2022 waren 56 Atomkraftwerke in Frankreich in Betrieb, mit Abstand die größte Anzahl an Atomkraftwerken in Europa.
Quelle: ntv.de, rwe/dpa/AFP