Gedenkfeier in Bergen-Belsen Gauck würdigt britische Soldaten
26.04.2015, 14:05 Uhr
Ein Gedenkstein in Bergen-Belsen erinnert an die von den Nazis begangenen Verbrechen.
(Foto: dpa)
Vor 70 Jahren wird das KZ Bergen-Belsen durch die britische Armee befreit. Joachim Gauck erinnert an die unermessliche Schuld, die die Deutschen auf sich geladen hätten. Der Bundespräsident spannt in seiner Rede den Bogen weiter.
Bundespräsident Joachim Gauck hat dem britischen Militär für die Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen vor 70 Jahren gedankt. "Die britischen Soldaten waren Botschafter einer demokratischen Kultur, die nicht auf Rache am Feind bedacht war, sondern dem Recht und der Menschenwürde auch in Deutschland wieder zu neuer Geltung verhelfen sollte", sagte das Staatsoberhaupt bei einer zentralen Gedenkfeier zur Befreiung des Lagers.
An der Feier nahmen auch zahlreiche Überlebende von Bergen-Belsen teil. Gauck sagte, die Deutschen hätten zwischen 1933 und 1945 in ganz Europa eine "unermessliche Schuld" auf sich geladen. Orte wie Bergen-Belsen, Buchenwald oder Dachau seien Symbole dieses Abgrundes. "Sie stehen für die unermessliche politische, moralische, kulturelle und humanitäre Katastrophe, in die das "Dritte Reich" der Deutschen das Land und die Menschen in ihm geführt hatte."
Gauck rief zu einer aktiven Auseinandersetzung mit Menschenrechtsverletzungen in aller Welt auf. "Wir müssen den Blick auf Geschehendes richten. Das ist unsere Lehre aus der Vergangenheit." Der Bundespräsident betonte, Deutschland sei Teil einer "Verantwortungsgemeinschaft", die sich dazu bekenne, die Würde des Menschen zu verteidigen. Einen direkten Bezug zu aktuellen Krisen stellte Gauck bei der Gedenkfeier in Niedersachsen aber nicht her - vor wenigen Tagen hatte er mit klaren Worten zum Völkermord an den Armeniern heftige Reaktionen der Türkei ausgelöst.
"Mord verjährt nicht"
"Wo wir nur können, werden wir Unrecht ein Ende setzen", sagte der Bundespräsident. Er betonte: "Wenn uns die Mittel fehlen, um einzuschreiten, wenn wir machtlos sind, können wir immer noch mehr tun, als ohnmächtig wegzusehen. Wir können und müssen dann Zeugen sein und müssen Zeugnis ablegen. Das kann jeder von uns."
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil warnte davor, die Verbrechen der Nationalsozialisten zu vergessen. "Mord verjährt nicht, Massenmord und Völkermord erst recht nicht", sagte der SPD-Politiker. Gerade in Deutschland müsse mit aller Entschlossenheit gegen jedes Anzeichen von Rassismus, Ausländerfeindlichkeit oder Rechtsextremismus vorgegangen werden.
Quelle: ntv.de, wne/dpa