Wegen Kriegsverbrechen Gericht verurteilt Gaddafi-Sohn zum Tode
28.07.2015, 11:40 Uhr
Saif al-Islam al-Gaddafi wird im Westen Libyens von den Zintan-Milizen festgehalten.
(Foto: Reuters)
In Tripolis spricht ein Gericht Todesurteilte gegen den zweitältesten Sohn von Muammar al-Gaddafi und mehrere Vertraute des früheren Machthabers. Doch der prominente Verurteilte sitzt ganz woanders im Gefängnis.
Ein Gericht in Libyen hat den Sohn des gestürzten Machthabers Muammar al-Gaddafi, Saif al-Islam, zum Tode verurteilt. Die Richter in Tripolis sprachen ihn unter anderem wegen Mordes und Korruption schuldig, wie die staatliche Nachrichtenagentur berichtet. Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt werden.
Mit Saif al-Islam al-Gaddafi wurden acht Vertraute seines Vaters zum Tod durch Erschießen verurteilt. Unter ihnen ist der frühere Regierungschef Baghdadi al-Mahmudi und der ehemalige Geheimdienstchef Abdullah Senussi. Ihnen wurden Verbrechen während des blutig bekämpften Aufstands gegen Gaddafi im Jahr 2011 vorgeworfen.
Der Prozess gegen den einst als Gaddafis Nachfolger auserkorenen al-Islam hatte im April in der libyschen Hauptstadt begonnen. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hatte 2014 die Auslieferung Saif al-Islams gefordert. Er sollte sich wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor der internationalen Justizbehörde verantworten. Anschließend entbrannte ein Streit zwischen Tripolis und Den Haag darüber, vor welchem Gericht sich die beiden Männer verantworten sollten.
Menschenrechtsgruppen befürchteten, dass Gaddafi in Libyen kein faires Verfahren bekommen würde. Beobachter bezweifeln allerdings, dass die Todesstrafe vollstreckt werden wird. Seit seiner Festnahme im Oktober 2011 befindet sich der zweitälteste Sohn Muammar al-Gaddafis in der Gewalt von Rebellen in der westlibyschen Stadt Zintan. In Libyen herrschen zwei konkurrierende Regierungen: eine in Tobruk nahe der ägyptischen Grenze und eine in der Hauptstadt Tripolis.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/AFP