Aufstand in Flüchtlingslager Häftlinge sollten abgeschoben werden
09.11.2015, 07:07 Uhr
Insassen hatten sich immer wieder über die Haftbedingungen im Christmas Island Flüchtlingszentrum beschwert.
(Foto: dpa)
Bewaffnet mit Schlagstöcken und Stangen erkämpfen sich die Insassen einer Haftanstalt in Australien die Kontrolle und legen Feuer. Offenbar waren ihre Visa aufgehoben worden.
In einem australischen Haftzentrum für Flüchtlinge ist ein Aufstand ausgebrochen. Es werde daran gearbeitet, die Situation zu lösen, hieß es in einem Statement der Einwanderungsbehörde zum "Aufruhr" im Haftzentrum von Christmas Island, einer Insel im Indischen Ozean. Medienberichten zufolge ist bei dem Vorfall einer der Häftlinge verletzt worden. Die Insassen sollen Feuer gelegt, das Zentrum zertrümmert und die Kontrolle übernommen haben.
Fazel Chegeni, ein Flüchtling aus dem Iran, war am Sonntag tot an einer Felsklippe gefunden worden.
(Foto: Refugee Action Coalition)
Matej Cuperka, ein 25-jähriger Häftling, erzählte dem Sender ABC, dass der Aufstand von Ex-Häftlingen angezettelt wurde, nachdem deren Visa aufgehoben wurden. Sie hatten zuvor längere Zeit in Haft verbracht. Die Wachen sollen sich kurz nach Ausbruch der Krawalle zurückgezogen und das Zentrum abgeriegelt haben. Seither würden die Beamten lediglich um das Gelände patroullieren. "Sie schauen nur zu und helfen uns nicht", klagte Cuperka.
Die Behörden wollten zunächst keine näheren Einzelheiten mitteilen, aber laut Radio Neuseeland (RNZ) haben sich die Aufständischen mit Schlagstöcken und Stangen bewaffnet. Offenbar verwüsteten sie die Küche, zerschlugen Kameras sowie die Computer in den Büros. Ein weiterer Insasse sagte RNZ, der Auslöser für den Aufstand sei auch der Tod eines kurdischen Asylbewerbers aus dem Iran gewesen. Die Leiche von Fazel Chegeni war am Sonntag, zwei Tage nach seiner Flucht aus dem Haftzentrum, gefunden worden. Wie genau er ums Leben kam, ist bisher nicht bekannt.
Auslöser war Tod eines Iraners
Freunde des Mannes sagten australischen Medien, dass Chegeni unter psychischen Problemen gelitten habe. Allein drei Selbstmordversuche soll er in den vergangenen Wochen unternommen haben. Er war 2010 per Boot nach Australien gekommen. Schon lange hatten sich die Flüchtlinge zudem über die schlechte Behandlung in der Einrichtung beschwert, in der mehr als 200 Menschen untergebracht sind.
Die australische Regierung verfolgt in der Flüchtlingspolitik eine harte Linie. Flüchtlinge werden, wenn sie per Boot nach Australien gekommen sind, zurückgeschickt oder sofort in Lager auf Inseln wie Nauru gebracht. Ihnen wird die Einreise verweigert, selbst wenn sie als Flüchtlinge anerkannt werden.
Seit dem vergangenen Jahr werden in Australien ansässige Ausländer, die wegen einer Straftat verurteilt wurden, ähnlich behandelt. Australiens Minister für Einwanderung, Peter Dutton, erklärte in einem ersten Statement, die Häftlinge würden die "volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen", sollten sie tatsächlich absichtlich Schäden in dem Haftzentrum verursacht oder andere Straftaten begangen haben. "Prioriät hat für uns im Moment aber, die Ordnung im Zentrum wieder herzustellen."
Quelle: ntv.de, jug/AFP