UN-Bericht zu sexueller Gewalt Hamas-Terroristen haben vergewaltigt - und tun es wohl auch weiter
05.03.2024, 04:21 Uhr Artikel anhören
Auf dem Gelände des Nova-Festivals erinnern Bilder an die Ermordeten und Verschleppten. Schon kurz nach dem Massaker gab es erste Berichte über Vergewaltigungen durch die Terroristen.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Bei ihrem Überfall auf Israel haben die Hamas und ihre Verbündeten nicht nur gemordet und gebrandschatzt, sondern auch gefoltert und vergewaltigt. Das bestätigt nun auch ein Bericht der UNO. Indes legt Israel Tondokumente vor, die zeigen sollen, dass die Terroristen gezielt Frauen als "Sklavinnen" verschleppten.
Bei dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober hat es nach Recherchen der UNO aller Wahrscheinlichkeit nach auch Vergewaltigungen gegeben. Für diese Annahme gebe es "stichhaltige Gründe", heißt es in einem Bericht der UN-Sonderbeauftragten für sexuelle Gewalt in Konflikten, Pramila Patten. Auch von der Hamas in den Gazastreifen entführte Geiseln seien mit großer Wahrscheinlichkeit vergewaltigt worden. Patten erhielt nach eigenen Angaben "klare und überzeugende Informationen", wonach Geiseln in der Gewalt der Hamas vergewaltigt wurden. Diese Informationen führten auch zu der Annahme, "dass derartige Gewalt weiter andauert gegen diejenigen, die noch festgehalten werden".
Den Vereinten Nationen war vorgeworfen worden, zu langsam auf die von Israel gegen die Hamas erhobenen Vorwürfe von Vergewaltigungen und sexueller Gewalt während des brutalen Großangriffs am 7. Oktober reagiert zu haben. Im Februar reiste dann Patten für mehrere Tage nach Israel. Dort sprach sie mit Überlebenden, Zeugen und Sicherheitskräften. Zudem traf die UN-Sonderbeauftragte aus der Hamas-Geiselhaft freigelassene Israelis. Trotz eines Aufrufs von Patten an die Opfer sexueller Gewalt, die gegen sie begangenen Taten zu bezeugen, meldete sich aber keine Betroffene. Der Bericht führte das einerseits auf deren anhaltendes Trauma und andererseits auf "mangelndes Vertrauen" der Opfer in internationale Organisationen wie die UN zurück.
Israel wirft UN "Totschweigen" vor
Pattens Team sichtete mehr als 5000 Fotos und 50 Stunden Videomaterial. In dem nun veröffentlichten Bericht heißt es unter anderem: Auf Grundlage der erhaltenen Informationen "von mehreren und unabhängigen Quellen gibt es stichhaltige Gründe für die Annahme, dass sexuelle Gewalt im Zusammenhang mit dem Konflikt während des Angriffs am 7. Oktober an mehreren Orten an der Peripherie des Gazastreifens stattgefunden haben, inklusive Vergewaltigungen und Gruppenvergewaltigungen." Dies sei an mindestens drei Orten geschehen: beim Nova-Festival, auf einer Straße und in einem Kibbutz.
Die Veröffentlichung des Berichtes wurde begleitet von einem neuen Streit zwischen den Vereinten Nationen und Israel. UN-Generalsekretär António Guterres ließ israelische Vorwürfe zurückweisen, dass er den Bericht habe unterdrücken wollen. "Die Arbeit wurde gründlich und zügig erledigt. Der Generalsekretär hat in keinster Art und Weise versucht, den Bericht 'still' zu halten", sagte sein Sprecher Stephane Dujarric. Zuvor hatte Israel seinen Botschafter bei den Vereinten Nationen zurückberufen. Grund sei der Versuch, "Informationen über die von der Hamas und ihren Verbündeten am 7. Oktober verübten Massen-Vergewaltigungen totzuschweigen", sagte Israels Außenminister Israel Katz.
Israel: UNRWA-Mitarbeiter verschleppten Frauen als "Sklavinnen"
Israels Militär veröffentlichte unterdessen Tonaufnahmen, die beweisen sollen, dass bei dem Überfall auf Israel am 7. Oktober Frauen auch als "Sklavinnen" verschleppt wurden. Auf den Aufnahmen, die vom Tag der Invasion stammen sollen, sind die Stimmen von Männern zu hören. Nach israelischer Darstellung soll es sich dabei auch um Mitarbeiter des UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA handeln. So soll etwa der Lehrer einer UNRWA-Schule gesagt haben, er habe eine "Sklavin" gefangen genommen, sagte Armeesprecher Daniel Hagari auf einer Pressekonferenz. Die Authentizität der Aufnahmen konnte zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Eine Reaktion von UNWRA zu den Vorwürfen steht aus.
Den israelischen Angaben nach verwendete der Mann das arabische Wort "sabaija" in dem Gespräch. Der Begriff beziehe sich auf Frauen und Kinder, die persönlicher Besitz eines Muslims sind, sagte Hagari. Es bedeute aber auch "Dienerin" und "Sklavin". Im Sprachgebrauch der Terrormiliz IS (Islamischer Staat), die zeitweise in weiten Teilen Syriens und des Iraks geherrscht hatte, waren Frauen - vor allem aus der Minderheit der Jesiden - unter Bezug auf diese Bezeichnung sexuell missbraucht worden. Zudem soll ein weiterer Terrorist in einer Tonaufnahme zu hören sein, wie er eine Frau in seiner Gewalt als "edle Stute" bezeichnet. Auch diese Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Fünf Monate nach dem Überfall der Hamas und verbündeter Gruppen auf Israel ist unklar, wie viele der verbliebenen 130 Geiseln im Gazastreifen noch am Leben sind. "Von den Gefangenen wissen wir nicht genau, wer von ihnen lebt und wer tot ist", sagte der frühere Hamas-Gesundheitsminister Bassem Naim der Nachrichtenagentur AFP. "Es gibt mehrere Gefangene, festgehalten von mehreren Gruppen an mehreren Orten", so Naim. Einige der Geiseln seien "bei Angriffen oder durch Hunger getötet" worden. Die genaue Zahl der lebenden und getöteten Geiseln könne erst bei einer Feuerpause überprüft werden.
Über eine solche Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln wird derzeit unter internationaler Vermittlung in Kairo verhandelt. Derzeit liegen ausgehandelte Vorschläge auf dem Tisch, wonach die Kämpfe im Gazastreifen für sechs Wochen unterbrochen werden sollen. Im Gegenzug soll die Hamas israelische Geiseln im Austausch für in Israel inhaftierte Palästinenser freilassen.
Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa