Zur Feier des Zuckerfests IS-Attentäter ermordet 120 Menschen
18.07.2015, 17:05 Uhr
Die von einem Selbstmordattentäter gesprengte Bombe hinterlässt in Bani Saad einen fünf Meter großen und zwei Meter tiefen Krater.
(Foto: dpa)
Die Menschen in einer nordirakischen Stadt feiern das muslimische Zuckerfest. Dann explodieren fast drei Tonnen Sprengstoff - ein Selbstmordattentäter zündet die Ladung. Mindestens 120 Menschen sterben.
Bei dem bislang verheerendsten Anschlag dieses Jahres im Irak sind mindestens 120 Menschen ums Leben gekommen. 130 weitere Besucher eines belebten Marktes in Bani Saad rund 35 Kilometer nordöstlich der irakischen Hauptstadt Bagdad seien verletzt worden, sagte der Gouverneur der betroffenen Provinz Dijala, Muthana al-Tamimi, der Nachrichtenseite Almada Press.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich über den Kurznachrichtendienst Twitter zu dem Anschlag am Freitagabend. Ein Selbstmordattentäter habe sich in einem mit fast drei Tonnen Sprengstoff beladenen Fahrzeug in die Luft gesprengt. Die sunnitische Terrororganisation erklärte nach Angaben des US-Senders CNN, die Tat habe einer Zusammenkunft schiitischer Milizen gegolten. Fernsehbilder zeigten Leichen inmitten der Trümmer total zerstörter Gebäude. Nach offiziellen Angaben wurden am Tatort mindestens 50 Läden und 75 Autos zerstört.
Gauck verspricht Unterstützung
Bundespräsident Joachim Gauck sprach in einer Nachricht an den irakischen Präsidenten von einem "kaltblütigen Attentat": "Das barbarische Vorgehen des 'Islamischen Staates' macht fassungslos und erschüttert mich zutiefst." Deutschland werde den Irak im Kampf gegen diese Terrororganisation weiter nach Kräften unterstützen.
Die Menschen wollten auf dem Markt in Bani Saad für das Eid-al-Fitr-Fest zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan einkaufen. Für die Schiiten endete der islamische Fastenmonat Ramadan erst am Samstag, einen Tag später als bei den Sunniten. Die örtlichen Behörden in der Provinz Dijala sagten nach dem Anschlag die Eid-Feierlichkeiten ab und riefen eine dreitägige Trauer aus.
Der IS hatte 2014 einige Teile von Dijala erobert, die Extremisten wurden von der irakischen Armee und kurdischen Einheiten aber wieder aus der Provinz hinausgedrängt. Die Terrormiliz kontrolliert vor allem Bereiche im Westen und Norden des Irak.
Unterdessen exekutierte der IS in Mossul einen irakischen Journalisten. Wie Behörden und Kollegen des jungen Kameramannes mitteilten, wurde er bereits am Mittwoch hingerichtet, nachdem ihn ein IS-"Gericht" der "Spionage" bezichtigt habe. Der 1988 geborene Vater von zwei Kindern war am 4. Juni von zu Hause verschleppt worden.
Quelle: ntv.de, jgu/dpa/AFP