Real-Madrid-Fanclub attackiert? IS-Attentäter feuern auf Café im Nordirak
13.05.2016, 18:41 Uhr
Das Café in der schiitischen Stadt Balad ist nicht nur ein beliebter Treffpunkt, sondern offenbar auch Sitz des Fanclubs von Real Madrid.
(Foto: REUTERS)
Trotz massiver Kontrollen gelangen IS-Attentäter in die Stadt Balad im Nordirak. In einem belebten Café richten sie mit automatischen Waffen ein Blutbad an. Dann sprengt sich mindestens einer der Männer selbst in die Luft.
Zwei Tage nach einer schweren Anschlagserie in Bagdad sind bei zwei weiteren Attentaten nördlich der irakischen Hauptstadt mindestens 19 Menschen gestorben. Bei einer Schießerei in dem Ort Balad kamen am Morgen mindestens 13 Menschen ums Leben. Weitere 25 wurden zum Teil schwer verletzt, als nach Polizeiangaben drei Männer das Feuer auf junge Menschen vor einem Café eröffneten. Spanischen Medienberichten zufolge soll es sich bei dem attackierten Café um die Heimstätte eines Fanclubs vom Fußballverein Real Madrid handeln.
Die Angreifer hätten rund zehn Minuten lang mit automatischen Waffen aus ihren Autos heraus gefeuert, hieß es aus Polizeikreisen. Mitglieder einer Schiiten-Miliz hätten die Täter verfolgt und einen von ihnen auf einem nahegelegenen Gemüsemarkt eingekreist. Dort habe er sich in die Luft gesprengt und vier der Sicherheitskräfte mit in den Tod gerissen. Zwei weitere seien schwer verletzt worden.
Real Madrid drückte den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Als Zeichen der Trauer würden die Spieler Madrids am Samstag, dem letzten Punktspiel der Saison, mit schwarzen Armbinden auflaufen. "Der Terroranschlag war in besonderem Maß abscheulich, weil er gegen die Zivilisten gerichtet war, die zusammengekommen waren, um ein Sportereignis zu verfolgen", teilte das Außenministerium in Madrid mit.
Mutmaßlicher Täter hängt verbrannt an Pfahl
Zu der Tat bekannte sich die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS). In einer im Internet veröffentlichten Stellungnahme war allerdings von drei Selbstmordattentätern die Rede. Ein Augenzeuge sah die verbrannte Leiche eines der mutmaßlichen Täter an einem Pfahl vor dem Café hängen. Anwohner berichteten, der Mann sei nach den Schüssen in dem Café geflüchtet. Seine Verfolger hätten ihn in einem nahegelegenen Haus gestellt und bei lebendigen Leibe verbrannt, nachdem er gestanden habe, einer der Angreifer gewesen zu sein.
In der rund 80 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen und vor allem von Schiiten bewohnten Stadt gibt es scharfe Sicherheitsmaßnahmen. Die Angreifer passierten nach Informationen aus den Polizeikreisen drei Kontrollpunkte auf ihrem Weg zum Anschlagsort.
Das Gebiet um Balad wurde 2014 fast vollständig vom IS eingenommen. Die Stadt befindet sich rund 40 Kilometer von der Front entfernt, die dort von schiitischen Milizen gegen den IS verteidigt wird. Die irakischen Sicherheitsbehörden stehen unter heftiger Kritik, weil in den vergangenen Tagen immer wieder Attentäter schwere Anschläge verüben konnten. Am Mittwoch detonierten in Bagdad drei Bomben und töteten mindestens 80 Menschen.
Quelle: ntv.de, jgu/rts/dpa