Politik

BKA warnt vor Anschlägen IS entführt viele Frauen und Kinder in Syrien

Im Süden Syriens herrscht noch lange kein Frieden.

Im Süden Syriens herrscht noch lange kein Frieden.

(Foto: imago/Xinhua)

Hunderte starben, als die Terrormiliz IS vergangene Woche Orte in Südsyrien angriff. Nun kommt heraus: Die Extremisten nahmen auch zahlreiche Geiseln. Das BKA fürchtet ein Erstarken des IS und sieht in Deutschland eine "ernstzunehmende Bedrohungslage".

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat nach Angaben von Menschenrechtlern im Süden Syriens mindestens 36 Frauen und Kinder entführt. Die Zivilisten seien bei dem schweren Angriff der Dschihadisten am vergangenen Mittwoch auf die Stadt Al-Suwaida verschleppt worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Vier Menschen hätten den Informationen zufolge entfliehen können, zwei weitere seien umgekommen. Den Menschenrechtlern zufolge befinden sich noch immer 30 Menschen - 16 Kinder und 14 Frauen - in den Händen des IS.

Bei dem Angriff am Mittwoch waren etwa 300 Menschen im Süden des Bürgerkriegslandes getötet worden. Mindestens sieben Extremisten hatten sich dabei selbst in die Luft gesprengt. In der Region lebt vor allem die Religionsgemeinschaft der Drusen, die aus dem schiitischen Islam hervorgegangen ist. Der sunnitische IS betrachtet sie als Ungläubige. Für die Drusen, die in dem Konflikt in Syrien zumeist um eine Position der Neutralität bemüht sind, waren es die tödlichsten Angriffe seit Beginn des Bürgerkriegs 2011.

Der IS veröffentlichte nach der Entführung ein Video, auf dem eine Frau, offenbar eine Geisel, sich an Syriens Präsidenten Baschar al-Assad wendet. Ihr zufolge fordert die Gruppe eine Freilassung aller IS-Gefangenen und ein Ende der Militäroffensive auf das Jarmuk-Tal südlich von Damaskus. Die Echtheit des Videos konnte bislang nicht unabhängig überprüft werden.

Die Dschihadisten hatten schon in den vergangenen Tagen Bilder verbreitet, auf denen zu sehen sein soll, wie gefangene syrische Soldaten getötet werden. Die Terrormiliz hat den größten Teil ihres früheren Herrschaftsgebiets in Syrien verloren. Sie ist aber noch in mehreren Regionen des Landes aktiv.

Syrische Armee kurz vor Sieg im Südwesten

Menschenrechtlern zufolge bombardierten die syrischen Regierungstruppen das Jarmuk-Tal auch an diesem Montag weiter. Offenbar stehen sie kurz davor, die Aufständischen im Südwesten des Landes, die mit dem IS verbündet sind, zu besiegen. Die vorrückenden Einheiten hätten bis auf drei Dörfer alle Siedlungen im Jarmuk-Tal von Rebellen zurückerobert, teilte die in England ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.

Die Offensive der Truppen Assads hatte im Juni begonnen. Sie wollen den Südwesten des Landes wieder unter ihre Kontrolle bringen. In den meisten bisher eroberten Gebieten herrschte bisher die Rebellengruppe Freie Syrische Armee. Sollte es den Streitkräften gelingen, den gesamten Südwesten einzunehmen, gäbe es praktisch nur noch ein einziges Rebellengebiet im Nordwesten des Landes.

BKA warnt vor weiteren Anschlägen in Europa

Das Bundeskriminalamt (BKA) warnt indes vor einer anhaltenden Bedrohung durch den IS auch in Europa. BKA-Chef Holger Münch sagte dem "Tagesspiegel", die schweren Anschläge in der syrischen Provinz Suwaida vergangene Woche zeigten "ein Erstarken des anpassungsfähigen IS, das wir in den vergangenen Wochen bereits bei weiteren Anschlägen in der Region beobachten konnten".

Der IS sei trotz seiner militärischen Niederlagen offenbar in der Lage, "seine Strukturen so anzupassen, dass er auch aus dem Untergrund handlungsfähig bleibt und seine terroristischen Aktivitäten weiterführt", sagte Münch. Er warnte, der Terrorangriff in Suwaida könne auch "für Gefährder und Sympathisanten in Deutschland eine Motivation sein, selbst Anschläge zu begehen". Es gebe in Deutschland und Europa "weiterhin eine ernstzunehmende Bedrohungslage".

Im vergangenen und in diesem Jahr seien bereits vier Anschläge verhindert worden, sagte der BKA-Präsident. Einer war dem Bericht zufolge der geplante Angriff des Tunesiers Sief Allah H., der in Köln mutmaßlich eine Bombe mit hochgiftigem Rizin bauen wollte und im Juni festgenommen wurde. Es gehöre zur Strategie des IS, "zu diversen Anschlagsarten aufzurufen", sagte Münch. Dies könne Sympathisanten der Terrormiliz "zu neuen Anschlagsszenarien motivieren".

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP

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