Druck auf IS-Dschihadisten steigt Irakische Armee rückt auf Tikrit vor
01.03.2015, 19:46 Uhr
Einheiten der irakischen Armee sammeln sich vor Tikrit: Bis zu 20.000 Mann sollen bei dem Sturm auf die IS-Hochburg teilnehmen.
(Foto: REUTERS)
Die Zeiten der blitzartigen Eroberungen des IS scheinen vorbei, fast überall ist die Terrormiliz mittlerweile auf dem Rückzug. In Syrien fügen kurdische Einheiten den Dschihadisten einen empfindlichen Schlag zu. Die Rückeroberung des irakischen Tikrit läuft gerade an.
Der Druck auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak und in Syrien steigt: Die irakische Armee begann eine Offensive, mit der sie die strategisch wichtige Stadt Tikrit befreien will. Der Feldzug gilt als Test, ob die irakischen Streitkräfte in der Lage sind, die Extremisten aus einer großen Stadt zu vertreiben. Im Nordosten des Nachbarlandes Syrien erlitten die Dschihadisten zugleich eine empfindliche Niederlage gegen kurdische Kräfte.
Derweil ließen die Extremisten 19 von mindestens 220 assyrischen Christen frei, die sie Anfang der Woche nordwestlich der Stadt Al-Hassaka in ihre Gewalt gebracht hatten. Ein islamisches Gericht des IS hatte diesen Schritt zuvor angeordnet, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete. Die Verhandlungen über die Freilassung der restlichen Geiseln gingen weiter. Arabische Stammesführer vermittelten in den Gesprächen.
"Kollaps" des IS bei Tel Chamis
An dem Angriff auf Tikrit sollten 20.000 Mann teilnehmen, zitierte die irakische Nachrichtenseite Al-Mada einen Sprecher der schiitischen Milizen. Die arabische Tageszeitung "Al-Hayat" meldete, irakische Soldaten, schiitische Milizen sowie Kämpfer sunnitischer Stämme sollten aus drei Richtungen auf die Stadt vorrücken. Tikrit liegt rund 170 Kilometer nördlich von Bagdad an der strategisch wichtigen Verbindungsstraße zwischen der Hauptstadt und der nordirakischen IS-Hochburg Mossul.
Die Regierung plant derzeit mit Hilfe der US-Armee eine weitere Offensive, die Mossul befreien soll. Nur wenn der Feldzug in Tikrit erfolgreich ist, gilt auch der Angriff auf die nordirakische Stadt als wahrscheinlich. Als Heimatort des früheren Langzeitherrschers Saddam Hussein und Hochburg sunnitischer Regierungsgegner ist Tikrit auch symbolisch wichtig. In der Vergangenheit waren mehrere Versuche der Armee gescheitert, die Stadt wieder unter Kontrolle zu bringen.
Der IS kontrolliert im Irak und in Syrien große Regionen. Einen Monat nach der Befreiung der nordsyrischen Stadt Kobane vertrieben Kurden und christlich-assyrische Kämpfer die Extremisten jedoch in heftigen Kämpfen aus dem strategisch wichtigen Ort Tel Chamis nahe der Grenze zum Irak. "Wir können sagen, dass die Kämpfer des Islamischen Staates einen Kollaps erlebt haben", sagte der Leiter der Menschenrechtler, Rami Abdel Rahman. Ein Sprecher der kurdischen Volksschutzeinheiten YPG erklärte, mit dem Sieg hätten die Kurden eine wichtige IS-Versorgungsroute in den Nordirak abgeschnitten.
Quelle: ntv.de, jve/dpa