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Zusammenarbeit mit dem Erzfeind? Iran richtet vier Kurden wegen Sabotage hin

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Allein in diesem Jahr wurden 600 Menschen im Iran hingerichtet.

Allein in diesem Jahr wurden 600 Menschen im Iran hingerichtet.

(Foto: picture alliance / NurPhoto)

Nur China richtet mutmaßlich jedes Jahr mehr Menschen hin als der Iran. Jüngste Opfer sind drei kurdische Männer und eine Frau. Die iranische Justiz wirft ihnen Sabotage vor, Menschenrechtsorganisationen sprechen von politisch motivierten Exekutionen.

Die iranische Justiz hat vier Angehörige der kurdischen Minderheit nach Sabotagevorwürfen hinrichten lassen. Ihnen wurde unter anderem Zusammenarbeit mit dem Erzfeind Israel vorgeworfen. Drei Männer und eine Frau seien in der Provinz West-Aserbaidschan exekutiert worden, berichtet das Justizportal Misan: "Sie wurden heute Morgen in Irans nordwestlicher Provinz West-Aserbaidschan gehängt."

Misan ist das Sprachrohr der iranischen Justiz. Dem Portal zufolge hatten iranische Sicherheitsdienste die Männer und die Frau Ende Oktober 2022 festgenommen. Sie sollen Teil einer Gruppe von zehn Angeklagten gewesen sein, die mit Sabotageaktionen unter Leitung des israelischen Geheimdienstes Mossad die nationale Sicherheit gefährdet haben.

Zum Zeitpunkt der Festnahme demonstrierten allerdings auch Tausende Iraner gegen das islamische Herrschaftssystem. Die Proteste, ausgelöst vom Tod der jungen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini, wurden gewaltsam niedergeschlagen. Daraufhin wurden viele Todesurteile verhängt und vollstreckt.

Nur China exekutiert häufiger

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Mehreren Menschenrechtsgruppen zufolge ist der Iran der Staat, der nach China weltweit die zweitmeisten Hinrichtungen vollzieht. Der in Norwegen ansässigen Organisation Iran Human Rights zufolge wurden seit Jahresbeginn mehr als 600 Menschen hingerichtet - die höchste Zahl seit acht Jahren. Die Menschenrechtsorganisation HRANA spricht in ihrem Jahresbericht sogar von rund 750 Exekutionen.

Der Iran erkennt Israels Existenzrecht nicht an. Die beiden Staaten liefern sich seit Jahren einen Schattenkrieg: Der Iran wirft Israel eine Reihe gegen sein Nuklearprogramm gerichteter Sabotageakte und Tötungen vor. Die USA und Israel legen dem Iran die Beteiligung an Raketen- und Drohnenangriffen auf mit Israel verbundene Schiffe im Persischen Golf zur Last. Erst vor zwei Wochen war in der südöstlichen Provinz Sistan-Balutschistan ein wegen Spionage für Israel verurteilter Mann hingerichtet worden. Menschenrechtsaktivisten kritisieren viele Urteile als politisch motiviert.

Quelle: ntv.de, chr/dpa/AFP

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