Politik

Salat- und Gemüseengpass droht Johnson stemmt sich gegen Frachtblockade

Noch zehn Tage bis zum Brexit: Die neue Corona-Variante sorgt in London für Krisenstimmung.

Noch zehn Tage bis zum Brexit: Die neue Corona-Variante sorgt in London für Krisenstimmung.

(Foto: REUTERS)

Zehn Tage vor dem Brexit schürt die Abriegelung Europas bei vielen Engländern Ängste. Nach einer Krisensitzung ruft der britische Premier Johnson vor allem Frankreich dazu auf, den Warenverkehr zwischen dem Königreich und dem Festland wieder zu ermöglichen. Andernfalls könnte Salat knapp werden.

Nach der Entdeckung einer neuen Coronavirus-Variante in Südostengland hat Großbritanniens Premierminister Boris Johnson Frankreich und andere Europäer aufgefordert, den unterbrochenen Warenverkehr zwischen dem Vereinigten Königreich und dem europäischen Festland wieder flott zu machen. Im Anschluss an eine Krisensitzung seines Kabinetts in London teilte Johnson mit, er verstehe die Sorgen der Europäer wegen der neuen Variante des Corona-Virus vollkommen und habe das auch mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron besprochen. Dennoch sei es nicht wahrscheinlich, dass ein einzelner Lkw-Fahrer das Virus übertrage, wenn er im Hafen von Dover allein in seinem Lkw sitze. Sorgen über drohende Lieferengpässe suchte Johnson zugleich zu zerstreuen. Nur die Fracht, die von Menschenhand verladen werde, sei von der Abschottung betroffen. Der britische Premier bezifferte deren Anteil auf 20 Prozent.

Deutschland und weitere EU-Staaten hatten den Flugverkehr mit Großbritannien wegen der neuen Virus-Variante eingestellt. Zuvor hatte Johnson einen verschärften Lockdown in England über die Weihnachtszeit mit der Entdeckung der Virus-Mutation begründet. Seinen Angaben zufolge ist die Corona-Mutation um 70 Prozent ansteckender als die Ursprungsvariante. Großbritanniens Gesundheitsminister Mark Hancock sagte im Sender Sky News, die neue Mutation sei "außer Kontrolle". Die Virus-Variante wurde auch bereits in weiteren Ländern nachgewiesen, darunter in Italien, Belgien, den Niederlanden und Dänemark. Der Chefvirologe der Berliner Charité, Christian Drosten, sagte im Deutschlandfunk, dass davon auszugehen sei, dass die Mutation Deutschland bereits erreicht habe. Er betonte, dass die Datenlage zu der Mutation noch sehr lückenhaft sei. Johnsons Angaben zum Ansteckungsgrad der Mutation seien ein Schätzwert.

Sainsbury's besorgt um Zitrusfrüchte-Nachschub

Am Vormittag hatte der britische Supermarkt-Riese Sainsbury's die Sorge geäußert, durch die Unterbrechung des Frachtverkehrs werde es schon bald Lieferengpässe geben. Sollte Frankreich seine Grenzen wegen der neuen Coronavirus-Variante weiter geschlossen halten, könnten bestimmte Salat-, Gemüse- und Obstsorten knapp werden. "Wenn sich nichts ändert, werden in den kommenden Tagen Kopfsalat, einige Blattgemüse, Blumenkohl, Brokkoli und Zitrusfrüchte in den Regalen fehlen", erklärte die zweitgrößte Supermarktkette des Vereinigten Königreichs. Sainsbury's forderte die Regierungen in London und Paris auf, für eine sofortige Abfertigung von Lebensmittellieferungen an den Häfen zu sorgen.

Um eine Verbreitung der neuen Corona-Variante aus Großbritannien zu verhindern, hat Frankreich nicht nur den Reise-, sondern auch den Frachtverkehr gestoppt. Damit können keine Lastwagen den englischen Hafen Dover verlassen, um neue Ware zu holen. So ist wenige Tage vor dem endgültigen Ausstieg der Briten aus der EU der Haupthandelsweg zwischen Großbritannien und Kontinentaleuropa unterbrochen. Der britische Einzelhandelsverband teilte allerdings mit, viele Geschäfte hätten vor Weihnachten Vorräte angelegt, so dass es zu keinen unmittelbaren Problemen komme. Dazu erklärte Sainsbury's, alles für "das große britische Weihnachtsessen" sei schon in großen Mengen im Land.

Derweil fliegt die Lufthansa weiter Passagiere nach Großbritannien, kehrt aber ohne Reisende zurück. Die Maschinen flögen abgesehen von der Crew leer wieder nach Deutschland, sagte ein Sprecher der Airline. Gestrichen seien Verbindungen, bei denen die Besatzung in Großbritannien übernachten müsste. Am Montag würden sieben Flüge in das Land durchgeführt. Nach dem Auftreten einer neuen Variante des Coronavirus haben zahlreiche Länder den Flugverkehr aus Großbritannien vorerst eingestellt. Dazu gehören Deutschland und die meisten anderen EU-Staaten, aber auch Norwegen, Indien, Hongkong und Kanada.

Quelle: ntv.de, mau/rts

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