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Nach Schuldbekenntnis Julian Assange ist frei und auf dem Weg nach Australien

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Julian Assange betritt das US-Gericht auf der Marianen-Insel Saipan.

Julian Assange betritt das US-Gericht auf der Marianen-Insel Saipan.

(Foto: REUTERS)

Nach Jahren der Haft ist Wikileaks-Gründer Assange wieder ein freier Mann. Eine US-Richterin akzeptiert sein Schuldbekenntnis und entlässt ihn. Er befindet sich nun auf dem Weg nach Canberra und sein Anwalt kündigt bereits an: Die Arbeit von Wikileaks wird fortgesetzt.

Wikileaks-Gründer Julian Assange ist nach seiner Freilassung durch ein US-Gericht auf der Marianen-Insel Saipan auf dem Weg nach Australien. Damit kehrt der 52-Jährige nach 14 Jahren juristischem Gezerre erstmals wieder in seine Heimat zurück. Die Chartermaschine vom Typ Bombardier hob in Saipan ab und wird am Abend Ortszeit in der Hauptstadt Canberra erwartet.

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Assange war zuvor von einem Gericht auf der US-Pazifikinsel Saipan freigesprochen worden. Die leitende US-Bezirksrichterin Ramona V. Manglona akzeptierte sein Schuldbekenntnis und entließ ihn, weil er die Zeit einer möglichen Haftstrafe von 62 Monaten bereits in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis abgesessen hatte. "Sie werden diesen Gerichtssaal als freier Mann verlassen können", sagte die Richterin.

Assange hatte während der dreistündigen Anhörung den Tatvorwurf der Verschwörung zur Beschaffung und Weitergabe von geheimen Dokumenten der US-Regierung eingeräumt und sich schuldig bekannt. Vor dem Gericht sagte er, er habe geglaubt, dass der erste Zusatzartikel der US-Verfassung, der die Meinungsfreiheit schützt, auch seine Aktivitäten schütze. "Bei meiner Arbeit als Journalist habe ich meine Insider ermutigt, mir Informationen zu geben, die als geheim galten, um sie zu veröffentlichen", sagte er und fügte hinzu: "Ich glaubte, dass der erste Verfassungszusatz diese Tätigkeit schützte, aber ich akzeptiere, dass es ein Verstoß gegen das Spionagegesetz war."

Assange hatte im Vorfeld bereits zugestimmt, sich in diesem einzigen Anklagepunkt schuldig bekennen zu wollen. Dies ging aus den Akten des US-Bezirksgerichts für die Nördlichen Marianen hervor. Das US-Territorium im westlichen Pazifik wurde für die Anhörung ausgewählt, weil Assange nicht auf das US-Festland reisen wollte und weil es in der Nähe von Australien liegt. Gemäß der nun getroffenen Vereinbarung darf Assange nicht ohne Erlaubnis in die USA zurückkehren, wie das US-Justizministerium erklärte.

Ende einer Odyssee

Der in Australien geborene Assange verbrachte mehr als fünf Jahre in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis und zuvor sieben Jahre in der ecuadorianischen Botschaft in London. Er wehrte sich gegen Anschuldigungen wegen Sexualverbrechen in Schweden und gegen seine Auslieferung in die USA, wo er nach Angaben seiner Anwälte mit 18 Strafanzeigen konfrontiert war und mit bis zu 175 Jahren Haft rechnen musste.

Auch das Risiko, dass sich Assange bei einer Auslieferung das Leben nehmen könnte, hat in dem jahrelangen Rechtsstreit eine Rolle gespielt. Seine Unterstützer sehen ihn als Opfer, weil er Fehlverhalten und mögliche Verbrechen der USA aufgedeckt hat, unter anderem in Konflikten in Afghanistan und im Irak. Washington hat behauptet, dass die Veröffentlichung der geheimen Dokumente Menschenleben in Gefahr bringe.

Die australische Regierung hatte sich fortlaufend für Assanges Freilassung eingesetzt und das Thema mehrfach bei den Vereinigten Staaten zur Sprache gebracht. Australiens Ministerpräsident Anthony Albanese sagte auf einer Pressekonferenz, dass man lange, überlegt und geduldig auf das heutige Ergebnis hingearbeitet habe. "Dies ist nicht etwas, das in den letzten 24 Stunden passiert ist", so Albanese. Zuvor hatte auch der stellvertretende australische Ministerpräsident Richard Marles dem Fernsehsender ABC gesagt, dass sich die Regierung für Assanges Freilassung eingesetzt hat.

Assanges Anwältin sprach von einem "historischen Tag". "Ich hoffe, dass die Tatsache, dass es uns heute gelungen ist, Julian Assange trotz aller Widrigkeiten und gegen eine der mächtigsten Regierungen der Welt freizubekommen, allen weltweit inhaftierten Journalisten und Verlegern Hoffnung gibt", sagte die australische Menschenrechtsanwältin Jennifer Robinson vor dem Gericht. "Wir sind der festen Überzeugung, dass Herr Assange niemals nach dem Spionagegesetz hätte angeklagt werden dürfen und eine Tätigkeit ausübte, die Journalisten jeden Tag ausüben", sagte sein US-Anwalt Barry Pollack. Die Arbeit von Wikileaks werde fortgesetzt.

Quelle: ntv.de, mau/ghö/rts/dpa/AFP

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