
Zwei Generationen: Letizia, Felipe, Juan Carlos und Sofia.
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Das spanische Königshaus ist längst nicht mehr so beliebt wie noch vor wenigen Jahren. Nun überrascht König Felipe seine Landsleute mit einem ungewöhnlichen Schritt. Er kürzt sein eigenes Gehalt.
Spaniens König Felipe kürzt sich selbst seine Bezüge. Das Staatsoberhaupt will künftig nur noch 234.000 Euro pro Jahr kassieren - 20 Prozent weniger als bislang. Sein Vater, der einstige König Juan Carlos, bekommt 187.000 Euro zugewiesen, Königin Letizia erhält 129.000 Euro. Damit sendet der 47-jährige Regent auch ein Signal an seine Untertanen: Auch wir schnallen den Gürtel enger. Denn immer mehr Spanier stellen die Monarchie in Frage - insofern ist es eine überfällige Geste des Monarchen. Zum Vergleich: Bundespräsident Joachim Gauck verdient 214.000 Euro jährlich.
Und kommt die Geste an? "Madre mia! Jetzt muss der König wohl löchrige Socken tragen", schreibt eine Leserin auf der Facebook-Seite von "El País". "Soll der König im Ruhestand doch genauso viel verdienen wie jeder andere Ruheständler auch!", schreibt ein anderer; "Wie unverschämt, wir müssen mit 400 Euro im Monat auskommen, ohne Heizung und fast im Dunkeln, um zu sparen", eine Dritte. Es gibt auch besonnenere Kommentare, doch die Empörten sind klar in der Überzahl. Die spanische Monarchie wackelt - die Gegner artikulieren sich immer lautstärker. Längst sind es nicht mehr nur Katalanen und Basken, die keinen König mehr wollen - auch die überaus erfolgreiche Protestpartei Podemos steht dem Königshaus äußerst kritisch gegenüber.
Noch vor wenigen Jahren war das anders. Felipes Vater, Juan Carlos, galt als überaus beliebter König. Dass Spanien eine Monarchie war, schien kaum jemanden zu stören. Bis die Krise ausbrach und sich der alternde Regent einige Fehltritte leistete. Seine Großwildjagd in Botswana zum Beispiel - ein Foto tauchte auf, in dem er mit geschossenen Elefanten und Büffeln posierte. Die Wirkung des Bildes war verheerend: Während viele Spanier Job, Wohnung und Hoffnung verlieren, vergnügt sich der König in fernen Ländern bei einem Reichenhobby. Dass er jahrelang eine Geliebte sowie ein schwieriges Verhältnis zu seiner Frau und seinem Sohn Felipe hatte, machte den Staatschef nicht beliebter.
Juan Carlos verkörpert die Monarchie
Die Konsequenz: Juan Carlos dankte im vergangenen Jahr zugunsten seines Sohnes Felipe ab. Es war auch der Versuch, dem Amt nicht weiter zu schaden. Denn tatsächlich machten viele Landsleute kaum einen Unterschied zwischen der Krone und demjenigen, der sie trägt. Das hat damit zu tun, dass es diese eigentlich traditionsreiche Monarchie in dieser Form erst seit gut 40 Jahren gibt.
Juan Carlos erhielt die Macht aus den Händen des "Generalissimus" Francisco Franco. Er gilt manchen daher noch immer als Erbe der Diktatur - doch der junge König verstand es, sich den Respekt seiner Landsleute zu erwerben. Dass er 1981 per Fernsehansprache einen neuerlichen Militärputsch verhinderte, verschaffte ihm nahezu unbegrenzten Kredit bei seinen Landsleuten. "In der Art und Weise wie Juan Carlos sein Amt ausübte, erlangte er den Respekt der Opposition", schreibt der Historiker Santos Juliá in "El País" - gerade weil er sich penibel an die Verfassung hielt. Die Parole: "Ich bin kein Monarchist, ich bin Juan-Carlist" brachte diese Stimmung auf den Punkt. Die Kehrseite: Wenn die Zustimmung zur Monarchie stark an die Person gebunden ist, leidet das Amt des Königs besonders, wenn der Amtsinhaber sich unbeliebt macht - so wie bei Juan Carlos in den vergangenen Jahren geschehen.
Insofern hat König Felipe einen gewissen Bedarf, für die Monarchie zu werben. Ob die Spanier seiner Gehaltskürzung Respekt zollen, hängt wohl davon ab, wie viele sich mit den Details zur Ankündigung vertraut machen. Denn der Gesamthaushalt für die königliche Familie bleibt mit 7,8 Millionen Euro gleich. Dem spanischen Steuerzahler bringt die Ankündigung also keinen Cent.
Quelle: ntv.de