Politik

Nichts Konkretes vereinbart Kritiker vermissen Verbindlichkeit bei Amazonasgipfel

420018802.jpg

Zum ersten Mal seit 14 Jahren treffen sich die Amazonas-Anrainerstaaten in Brasilien. Nach jahrzehntelangem Raubbau an der Natur wollen sie beim Umweltschutz nun enger zusammenarbeiten. Der Teufel liegt aber im Detail.

Die Amazonas-Anrainerstaaten in Südamerika wollen beim Umweltschutz künftig enger zusammenarbeiten. Im brasilianischen Belém kamen erstmals seit 14 Jahren die Staats- und Regierungschefs der Amazonasländer wieder zu einem Gipfeltreffen zusammen. "Es war nie dringender als jetzt, diese Zusammenarbeit wieder aufzunehmen und auszubauen", sagte der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva zu Beginn der Konferenz der Organisation der Kooperation im Amazonasgebiet.

Ziel des Treffens sei es, den Umweltschutz mit einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung und der Schaffung von Arbeitsplätzen in Einklang zu bringen, sagte Lula. "Ein Amazonasgebiet mit grüneren Städten, sauberer Luft, Flüssen ohne Quecksilber und gesundem Wald. Ein Amazonasgebiet mit Essen auf dem Tisch, menschenwürdiger Arbeit und öffentlichen Dienstleistungen, die allen zur Verfügung stehen. Ein Amazonasgebiet mit gesünderen Kindern, willkommenen Migranten, respektierten indigenen Völkern und hoffnungsvolleren jungen Menschen. Das ist unser amazonischer Traum."

Allerdings birgt Lulas Vorstellung von der wirtschaftlichen Entwicklung der Region auch Konfliktpotenzial. Umstritten ist vor allem die Ölförderung im Amazonasgebiet und in der Nähe der Amazonasmündung. Während der brasilianische Präsident der Förderung von Öl in der Region durchaus offen gegenübersteht, spricht sich der kolumbianische Staatschef Petro für eine Drosselung der Ausbeutung fossiler Brennstoffe aus.

Indigene wollen mehr Mitsprache

In der Abschlusserklärung von Belém wurde unter anderem die Gründung einer Amazonas-Allianz zur Bekämpfung der Abholzung, ein gemeinsames Luftverkehrskontrollsystem gegen das organisierte Verbrechen und eine bessere Zusammenarbeit im Bereich der Wissenschaft, Finanzen und Menschenrechte vereinbart. Kritiker bemängeln allerdings das Fehlen verbindlicher Ziele. "Der Gipfel hat die richtigen Themen angesprochen, aber nicht das geliefert, was die Gesellschaft, der Privatsektor und die Wissenschaft erwarten: eine Reihe konkreter kurz- und mittelfristiger Maßnahmen, die den Kurs ändern können", sagte Marcelo Furtado von der Koalition für Klima, Wälder und Landwirtschaft dem Nachrichtenportal G1.

Vor Beginn des Gipfels forderten Vertreter der indigenen Gemeinschaften einen besseren Schutz ihrer Landrechte und eine stärkere Beteiligung. "Das Amazonasgebiet ist die Heimat von Millionen Menschen, darunter indigene Völker, Bewohner der Flussufer und traditionelle Gemeinschaften", betonte Lula. "Unsere Regierung setzt sich für den Schutz der Umwelt ein und arbeitet mit anderen Ländern zusammen, um den illegalen Bergbau, den Drogenhandel und die Verschmutzung unserer Gewässer durch Quecksilber zu bekämpfen." Nachdem in der Amtszeit des rechten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro Abholzungen und Brandrodungen stark zugenommen hatten, kündigte Staatschef Lula bei seinem Amtsantritt Anfang des Jahres an, den Umwelt- und Klimaschutz wieder zu stärken. In jüngster Zeit ging die Polizei mit Großeinsätzen gegen Holzfäller, Farmer und illegale Goldsucher vor. In Belém bekräftigte Lula sein Versprechen, bis 2030 die Abholzung des Regenwaldes in Brasilien vollständig zu stoppen.

Zuletzt ging die Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet bereits deutlich zurück. Im Juli sank die Entwaldung nach vorläufigen Daten um 66 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Zeitraum zwischen August 2022 und Juli 2023 wurde im brasilianischen Amazonasgebiet eine Fläche von 7952 Quadratkilometern abgeholzt. Das war der niedrigste Wert seit vier Jahren.

Quelle: ntv.de, ino/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen