IS ermordet und versklavt Jesiden Kurden nehmen mehrere Orte ein
10.08.2014, 19:13 Uhr
Peschmerga-Milizen kämpfen nahe Makhmur gegen den IS, der Rauch im Hintergrund stammt von US-Luftangriffen.
(Foto: REUTERS)
Mit Hilfe der US-Luftschläge gelingen kurdischen Peschmerga-Milizen wieder erste Erfolge gegen die Islamisten des IS. Doch sie bitten auch um neue Waffen. Nach Regierungsangaben werden derweil Hunderte Jesiden ermordet, lebendig vergraben oder versklavt.
Im Irak haben die Kurden nach eigenen Angaben mit US-Luftunterstützung zwei Orte von den Kämpfern der Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) zurückerobert. Die IS sei aus Guwair und Machmur vertrieben worden, sagte ein kurdischer Regierungsvertreter. Allerdings werde es noch dauern, bis die Wende in dem Konflikt erreicht sei.
Zuvor hatten die USA ihre Luftangriffe gegen IS-Milizen fortgesetzt. Nach Angaben des US-Zentralkommandos in Tampa in Florida führten Kampfjets und Drohnen insgesamt fünf erfolgreiche Luftschläge aus, "um kurdische Truppen nahe Erbil zu verteidigen". In der Stadt halten sich auch US-Diplomaten und andere amerikanische Staatsbürger auf. Dabei wurden demnach mehrere Fahrzeuge mit Geschützen zerstört.
US-Präsident Barack Obama hatte am Donnerstag Luftangriffe im Irak angeordnet, den Einsatz von Bodentruppen aber ausgeschlossen. Danach bombardierten US-Kampfflugzeuge Stellungen der IS im Norden des Landes. Es war das erste Mal seit dem US-Truppenabzug vor zweieinhalb Jahren, dass die USA im Irak militärisch eingriffen. Der IS hatte weite Teile im Nordirak unter ihre Kontrolle gebracht.
Hunderte Frauen versklavt
Angesichts der militärischen Erfolge der radikalen Sunniten bat die autonome kurdische Regierung die Staatengemeinschaft um Waffen. Auch in Deutschland entbrannte eine Diskussion über militärische Hilfe für die Kurden.
Die irakische Regierung warf dem IS einen Massenmord an der religiösen Minderheit der Jesiden im Norden des Landes vor. Der Minister für Menschenrechte erklärte, die Extremisten hätten Angehörige der religiösen Minderheit lebendig in Massengräbern begraben, darunter auch Kinder. Mindestens 500 Jesiden seien zudem getötet sowie etwa 300 Frauen versklavt und teilweise verschleppt worden.
Der Minister berief sich auf Dutzende Berichte von Flüchtlingen über die Gräueltaten sowie auf Fotos. "Einige der Opfer, darunter Frauen und Kinder, wurden in verstreuten Massengräbern in und um Sindschar lebendig begraben", sagte er.
"Wir kämpfen gegen einen Terror-Staat"
Im Norden des Irak sind Zehntausende Jesiden vor den radikalislamischen IS-Kämpfern ins Sindschar-Gebirge geflohen. Nach übereinstimmenden Angaben wurden inzwischen mindestens 20.000 von ihnen gerettet. Ein Vertreter der autonomen Kurdenregierung berichtete, etwa 30.000 Flüchtlinge seien von kurdischen Kämpfern wieder zurück in den Irak eskortiert worden, nachdem sie zunächst nach Syrien geflüchtet waren. Wie viele Flüchtlinge sich weiterhin in den Bergen verstecken, blieb unklar.
Der Präsident der autonomen Kurdenregion, Massud Barsani, forderte nach einem Treffen mit dem französischen Außenminister Laurent Fabius die Staatengemeinschaft auf, seine kurdische Peschmerga-Miliz mit Waffen zu versorgen. "Wir kämpfen hier nicht gegen eine Terror-Organisation", erklärte er. "Wir kämpfen gegen einen Terror-Staat"
Die irakische Regierung begann nach US-Angaben damit, die kurdischen Peschmerga mit Munition zu versorgen. Die US-Regierung sei mit der irakischen Regierung bemüht, weitere Anfragen der Kurden-Regierung etwa nach Sturmgewehren und Mörsern so schnell wie möglich zu erfüllen, hieß es in US-Regierungskreisen.
Quelle: ntv.de, mli/AFP/rts/dpa