Neue Biografie über den Altkanzler Lafontaine: "Ich wollte Schröder stürzen"
21.09.2015, 07:48 Uhr
Seit Jahren haben die einstigen Parteifreunde Schröder und Lafontaine kein Wort mehr miteinander gewechselt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Vor zehn Jahren musste sich Gerhard Schröder von der Macht verabschieden. In einer neuen Biografie äußern sich viele Zeitzeugen über den Altkanzler - auch sein Erzgegner Lafontaine. Miteinander reden die beiden dagegen seit Jahren nicht mehr.
Der frühere SPD-Chef Oskar Lafontaine hat in einem neuen Buch über Gerhard Schröder schonungslos wie selten zugegeben, dass er sich am damaligen Kanzler rächen wollte. "Ich wollte Schröder stürzen", erzählt der spätere Vorsitzende der Linkspartei in einer neuen Biografie, die der Historiker Gregor Schöllgen über den SPD-Altkanzler verfasst hat.
In der Wahlnacht 2005, als Schröder die Macht an CDU-Chefin Angela Merkel verlor, sei die Rivalität aber von ihm abgefallen: "Jetzt war ich innerlich frei", sagte Lafontaine im Gespräch mit Schöllgen. Schröder hat keinen Bedarf, mit dem Saarländer zu reden. Seit damals haben die beiden kein Wort miteinander gewechselt.
Die von Schröder durchgesetzte Reform-Agenda 2010 war nicht nur von Lafontaine, sondern von großen Teilen seiner Partei mit aller Schärfe bekämpft worden. Für eine echte Aussöhnung zwischen der SPD und Schröder sei es noch zu früh, schreibt jetzt Schöllgen in der Schröder-Biographie.
Verletzungen nicht überwunden
So habe Schröder zuletzt in einem Brief an Parteichef Sigmar Gabriel dessen Einladung abgelehnt, beim Parteitag im Januar 2014 in Berlin zu reden. Alle täten wohl gut daran, noch ein wenig Zeit ins Land gehen zu lassen, führte Schröder aus: "Die Verletzungen auf beiden Seiten sind noch nicht genügend überwunden." Verbittert scheint Schröder jedoch nicht zu sein, denn er fügt an: "Unabhängig davon, kannst Du Dich auf meine Solidarität verlassen. Die Partei natürlich auch."
Bundeskanzlerin Angela Merkel will an diesem Dienstag in Berlin die Biografie über ihren Vorgänger präsentieren. Auch Schröder wird dabei sein.
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Quelle: ntv.de, mbo/dpa