Fraktionsduo brüskiert Partei Linke streiten über Spitzenkandidatur
28.09.2016, 21:14 Uhr
Dietmar Bartsch vertritt den Reformer-Flügel, Sahra Wagenknecht die linken Linken.
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Die Linken-Fraktionschefs Bartsch und Wagenknecht gehören Parteiflügeln an, die in vielen Punkten über Kreuz liegen. In einem sind die beiden sich aber einig: Zur Bundestagswahl 2017 wollen sie die Spitzenkandidaten werden - und sonst niemand.
Ein Jahr vor der Bundestagswahl ist in der Linkspartei ein Streit über die Spitzenkandidatur ausgebrochen. Am Montag kam es bei einem Treffen des geschäftsführenden Vorstands mit den Landeschefs nach Berichten von Spiegel Online und "Tagesspiegel" zur offenen Auseinandersetzung.

Bernd Riexinger und Katja Kipping sind die Parteichefs. In der Frage der Spitzenkandidatur würden sie gern mitreden.
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Die Chefs der Bundestagsfraktion, Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch, erklärten demnach dabei ihre Bereitschaft zu einer gemeinsamen Spitzenkandidatur, lehnten ein Spitzenquartett zusammen mit den Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger aber ab. Öffentlich wollte Bartsch sich dazu nicht äußern. "Die Personalfragen haben in der Öffentlichkeit nichts zu suchen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Zugleich übte Bartsch aber Kritik an Kipping und Riexinger. "Der Parteivorstand muss seine Hausaufgaben machen und eine Wahlstrategie vorlegen." Bei der letzten Bundestagswahl hatte die Linke noch acht Spitzenkandidaten ins Rennen geschickt.
Entscheidung soll bis Januar fallen
Bartsch zufolge soll eine Entscheidung über die Spitzenkandidatur im Januar verkündet werden. Wie diese dann aussieht, ist allerdings völlig offen. Riexinger etwa wandte sich gegen eine Vorfestlegung auf Wagenknecht und Bartsch. "Wir sind ganz am Anfang eines Prozesses. Da bedarf es keinerlei Ultimaten oder Erklärungen", sagte er dem "Tagesspiegel".
Auch aus den Ländern gab es deutliche Kritik am Vorstoß von Barsch und Kipping. "Selbstkrönungen von Spitzenkandidaten sind weder gefragt noch zu diesem frühen Zeitpunkt hilfreich", sagte Brandenburgs Linken-Chef Christian Görke der Funke Mediengruppe, der eine Reihe deutscher Lokalzeitungen angehören. Die Thüringer Linken-Vorsitzende Susanne Hennig-Wellsow schlug vor, "das Duo Wagenknecht/Kipping" ins Rennen zu schicken. "Oder wir einigen uns auf das Viererteam aus Wagenknecht, Bartsch, Kipping und Riexinger."
Riexinger führt die Partei seit 2012 zusammen mit Kipping. Wagenknecht und Bartsch übernahmen vor einem Jahr die Fraktionsführung von Gregor Gysi; sie vertritt den linken, fundamentaloppositionellen Flügel der Partei, er den pragmatischen Flügel. Ursprünglich galten sie als zerstritten, ihre Zusammenarbeit läuft allerdings geräuschlos - so geräuschlos, dass Gysi seine Partei im Mai "saft- und kraftlos" nannte.
Quelle: ntv.de, hvo/dpa