Politik

50 Jahre nach dem Krieg Lösung für Kaschmir ist nicht in Sicht

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Indische Truppen greifen 1965 einen Stützpunkt der pakistanischen Armee bei Lahore an.

(Foto: dpa)

Der Krieg um Kaschmir 1965 prägt noch immer das Verhältnis von Indien zu Pakistan. Jetzt begehen beide Atommächte den Jahrestag - und präsentieren sich als Sieger. Steuern die Erzrivalen auf einen neuen Konflikt zu - oder schaffen sie eine diplomatische Wende?

Tausende Tote und kein Sieger: Ein halbes Jahrhundert liegt der zweite Kaschmir-Krieg zwischen Indien und Pakistan zurück - doch noch immer prägt er die Beziehungen. Jetzt feiern beide Atommächte den 50. Jahrestag und beanspruchen dabei jeweils den Sieg für sich. Und sie werfen sich gegenseitig tödliche Angriffe über die Grenze hinweg vor; erst in der Nacht zum Freitag starben wieder zwölf Zivilisten. Der Konflikt um die Himalaya-Region ist noch lange nicht ausgestanden.

Im August 1965 infiltrierten bis zu 30.000 pakistanische Soldaten und paramilitärische Kräfte das Gebiet des indischen Bundesstaats Kaschmir. Indien konterte mit der Überquerung der Staatsgrenze bei Lahore, der Hauptstadt der ostpakistanischen Provinz Punjab. Mehrere Wochen dauerten die Kämpfe; es gab auf beiden Seiten Tausende Opfer. Die genaue Zahl ist umstritten, die offiziellen Angaben beider Staaten weichen stark voneinander ab. Am 22 September 1965 einigten sich die Parteien auf einen von den Vereinten Nationen geforderten Waffenstillstand. Einen echten Frieden gab es nie.

Die hauptsächlich von Muslimen bewohnte Region Kaschmir ist seit Ende der britischen Kolonialherrschaft 1947 umstritten. Eine 1948 nach dem ersten indisch-pakistanischen Krieg gezogene Waffenstillstandslinie - Line of Control oder kurz LOC genannt - ist bis heute die gemeinsame, von beiden Seiten nicht offiziell anerkannte Grenze.

Wer hatte die Oberhand?

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Die Zeremonie an der indisch-pakistanischen Grenze kann nicht über die Spannungen zwischen beiden Ländern hinwegtäuschen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Indien begann seine Feierlichkeiten zum "Goldenen Jubiläum" des Krieges bereits am Freitag. Denn am 28. August hatten Truppen den strategischen Hajipir-Pass erobert. Einen Monat lang dauern die Feiern. Pakistan zelebriert besonders den 6. September als "Verteidigungstag" - den Tag, an dem indische Truppen die Staatsgrenze zu Pakistan überquerten. Indischen Militärexperten zufolge war Indien in dem Konflikt überlegen. "Der Krieg war kein spektakulärer Sieg. Es gab einige taktische Pattsituationen, aber unterm Strich hatte Indien die Oberhand", sagt der indische Autor Nitin Gokhale, der kürzlich ein Buch über den Krieg herausbrachte.

Pakistan sei der Aggressor gewesen, sagt Subhash Kapila vom indischen Institut South Asia Analysis Group. Der kleinere der beiden Staaten habe aber seine militärischen Ziele verfehlt: "Pakistan versuchte, eine Revolte in Kaschmir anzuzetteln, und ist gescheitert. Und es versuchte, Kaschmir mit Gewalt zu erobern, und ist auch gescheitert", sagt Kapila.

Nach Ansicht des pakistanischen Politikers Gohar Ayub Khan hingegen war sein Land überlegen. "Pakistan war ein kleineres Land mit einer kleineren Armee, das den Vormarsch Indiens aufhalten konnte", sagte der Sohn des ehemaligen Präsidenten Ayub Khan dem Magazin "Outlook".

Waffenstillstand mehrmals gebrochen

Der Konflikt um Kaschmir geht nicht nur um die geschichtliche Deutung, sondern ist hoch aktuell. Indien behauptet, Pakistan schüre einen muslimischen Aufstand in der Region, der bislang 45.000 Menschenleben gefordert haben soll. Neu Delhi beschuldigt Pakistan sogar, Anschläge von Islamisten auf indischem Boden - wie etwa den Terrorangriff in Mumbai 2008 - zu unterstützen. Pakistan bestreitet dies und spricht von Freiheitskämpfern im indischen Teil Kaschmirs, die Autonomie für das Gebiet anstrebten.

Die Regierung in Islamabad sucht zudem die Aufmerksamkeit der Weltgemeinschaft für die Kaschmirfrage. Es hofft auf internationalen Beistand. "Dank der nuklearen Kapazitäten beider Länder hat sich die Gefahr eines direkten Krieges zwar stark verringert", schrieb der Direktor des Instituts für politische Studien in Islamabad, Khalid Rehman, im Magazin "Week". "Ein dauerhafter Frieden ist aber auch unwahrscheinlich."

In den vergangenen Monaten wurde mehrmals der Waffenstillstand gebrochen; immer wieder wurden auch Zivilisten getötet. "Verhandlungen sind unausweichlich", meint der indische Analyst Ali Ahmed. "Es bleibt nur die Frage, wann - nach einem potenziellen Nuklearkrieg, oder vorher, um ihn zu verhindern?"

Quelle: ntv.de, Siddhartha Kumar, dpa

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