Politik

Piratengewässer zu heiß? Marine sagt U-Boot-Einsatz ab

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U34 bei der Fahrt durch die Kieler Förde.

(Foto: dpa)

Der U-Boot-Einsatz vor Somalia fällt ins Wasser: Offiziell werden die deutschen Unterwassereinheiten bei der Abwehr von Piraten "aus operativen Gründen" nicht mehr benötigt. Hinter vorgehaltener Hand ist von ganz anderen Gründen die Rede.

Die Bundeswehr wird sich nun doch nicht mit einem eigenen U-Boot an der Anti-Piraterie-Mission vor der Küste Somalias beteiligen. "Der Einsatz von U34 von März bis August wurde aus operativen Gründen abgesagt", sagte ein Sprecher des Marinekommandos in Rostock. Grund seien die Belastungen mit dem Anti-IS-Einsatz und der Operation "Sophia" im Mittelmeer gegen Schleuser. Vor Somalia würden nun lediglich die Fregatte "Bayern" und der Tanker "Spessart" zum Einsatz kommen.

Zuvor hatten die "Kieler Nachrichten" berichtet, zu der Entscheidung hätten vor allem technische Gründe geführt. Für den Einsatz des Bootes in den tropischen Gewässern wäre eine Anpassung der Klimatechnik notwendig gewesen.

Hitzestau im Hightech-Hybrid-Boot?

Das Problem: Die deutschen Unterwassereinheiten wurden während der Entwicklung vorrangig für die Landesverteidigung ausgelegt. Ihre Einsatzszenarien sahen Fahrten in Atlantik sowie vor allem Nord- und Ostsee vor. Da ein Großteil der Kühlung auf den deutschen U-Booten mit Seewasser erfolgt, leidet bei Temperaturen an der Meeresoberfläche von nahe 30 Grad Celsius angeblich deren Leistungsfähigkeit. Erst in den Booten U35 und U36 seien neue Kühlsysteme ohne Tropenprobleme im Einsatz, heißt es.

Das Marineamt betonte dagegen, die Entscheidung habe "nichts mit irgendwelchen technischen Gründen zu tun". Die EU habe für den Einsatz vor der Küste Somalias ohnehin nur zwei Einheiten angefragt. "Das U-Boot wäre nach ursprünglicher Beratung dazugekommen", sagte der Sprecher.

Spezialfähigkeiten in der Stahlröhre

Bei U34 handelt es sich um ein U-Boot der Baureihe "212 A". Das 56 Meter lange und sieben Meter breite Boot zählt zu den modernsten militärischen Unterwasserfahrzeugen der Welt. Die Bundeswehr verfügt seit März vergangenen Jahres über insgesamt fünf Einheiten des Typs (U31 - U35). Stationiert sind die Boote am Marinestützpunkt der Bundeswehr in Eckernförde bei Kiel an der Ostsee.

Angetrieben werden die Spezialtauchboote unter Wasser von einer hochmodernen Brennstoffzellenanlage, die eine nahezu geräuschlose Schleichfahrt gewährleisten soll. Längere Strecken kann die 28-köpfige Besatzung in der dieselelektrisch getriebenen Überwasserfahrt zurücklegen.

Wochenlang unter Wasser

"Die Unterseeboote der Klasse 212 A besitzen einen auf der Welt einmaligen Hybridantrieb", heißt es dazu bei der Bundeswehr. "Entworfen wurde dieses System mit der Absicht, U-Booteinsätze über mehrere Wochen hindurch im dauergetauchten Zustand und weitgehend unabhängig von Außenluftzufuhr zu ermöglichen." Die Hybrid-Anlage setzt sich demnach aus einem Dieselgenerator, einer Batterie, der Brennstoffzellenanlage und dem Fahrmotor zusammen.

Bewaffnet sind die deutschen Hightech-Boote im Ernstfall hauptsächlich mit Torpedos. Daneben verfügt die Besatzung über ein gewisses Kontigent an Handwaffen zur Selbstverteidigung. Wertvoll für Einsätze im Mittelmeer oder vor der Küste Somalias werden die deutschen Boote durch ihre besonderen Fähigkeiten auf dem Gebiet der Seeaufklärung. Dank modernster Ortungstechnik können die U-Bootleute zum Beispiel Schiffsbewegungen überwachen oder verdächtige Bewegungen überprüfen, ohne dabei selbst gesehen zu werden.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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