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Mehr Männer als Frauen BAMF registriert neue Flüchtlingsdynamik aus der Ukraine

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Ukrainische Geflüchtete demonstrieren in Dresden zum dritten Jahrestag des Kriegsbeginns.

Ukrainische Geflüchtete demonstrieren in Dresden zum dritten Jahrestag des Kriegsbeginns.

(Foto: picture alliance / imageBROKER)

Erstmals seit Kriegsbeginn fliehen mehr Männer als Frauen aus der Ukraine nach Deutschland. Grund ist die Aufhebung des Ausreiseverbots für junge Männer. Doch wie viele Geflüchtete tatsächlich hierbleiben, bleibt unklar.

Im September sind erstmals seit Beginn des russischen Angriffskriegs mehr Männer als Frauen aus der Ukraine nach Deutschland geflohen. Das berichtet der Mediendienst Integration unter Berufung auf Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Hintergrund ist, dass die Ukraine im August das Ausreiseverbot für Männer zwischen 18 und 22 Jahren aufgehoben hat. Doch auch schon in den vorangegangenen Monaten hatte sich das Verhältnis zwischen den Geschlechtern in den Flüchtlingszahlen immer weiter angenähert.

Allerdings bilden die Zahlen nur einen Teil der Wirklichkeit ab. Denn: Menschen aus der Ukraine benötigen kein Visum, um für bis zu drei Monate in die EU einzureisen. Innerhalb der EU können sich die Ukrainerinnen und Ukrainer frei bewegen. Das BAMF erfasst lediglich die Personen, die in Deutschland offiziell Schutz suchen und eine Aufenthaltserlaubnis beantragt haben. Diese werden von den Bundesländern in einem Erstverteilungssystem registriert. Der Zeitpunkt der Registrierung ist jedoch aufgrund der Visumsfreiheit nicht unbedingt identisch mit dem Zeitpunkt der Einreise. "Keine Aussage lässt sich zudem dahingehend machen, ob die registrierten Personen zuvor einen Antrag auf Schutz in einem anderen EU‑Mitgliedstaat gestellt haben, und wann sie konkret aus der Ukraine ausgereist sind", teilt das BAMF auf Anfrage von ntv.de mit.

Ausländerbehörden können Ein- und Ausreisen nur schwer nachvollziehen

Dennoch ermöglichen die Daten eine Annäherung an die monatliche Entwicklung der Zuzüge. So zeigt sich beispielsweise, dass zu Beginn des Krieges überwiegend Frauen nach Deutschland geflohen sind. Seit dem Frühjahr 2023 gleicht sich das Geschlechterverhältnis immer weiter an.

Flüchtlinge aus der Ukraine erhalten in Deutschland einen EU-weit gültigen Aufenthaltstitel nach der sogenannten "Massenzustromrichtlinie" (§24 Aufenthaltsgesetz). Das bedeutet, dass sie kein Asylverfahren durchlaufen müssen.

Nach Angaben der Bundesregierung sind derzeit knapp 1,3 Millionen Ukrainer im Ausländerzentralregister (AZR) registriert. Wie viele sich davon aktuell in Deutschland aufhalten, ist allerdings unklar. Die Ausländerbehörden können die Ein- und Ausreisen nur begrenzt nachvollziehen. Die Meldungen ans AZR erfolgen oft erst zeitverzögert. Allein von den zwischen Februar 2022 und Anfang Juli 2025 eingereisten Ukrainern halten sich laut den AZR-Vermerken knapp 440.000 nicht mehr in Deutschland auf.

Der Migrationsforscher Franck Düvell geht davon aus, dass Ende 2024 bereits rund 20 Prozent weniger ukrainische Flüchtlinge in Deutschland lebten als von offizieller Seite angenommen. Laut Umfragen will mehr als die Hälfte der Geflüchteten längerfristig in Deutschland bleiben.

Das Statistische Bundesamt beziffert die Zahl der in Deutschland lebenden Ukrainerinnen und Ukrainer mit rund 1,1 Millionen. Davon sind gut 58 Prozent weiblich, 41 Prozent männlich. Dabei handelt es sich jedoch nicht nur um Kriegsflüchtlinge, sondern beispielsweise auch um Menschen, die zum Arbeiten oder für die Ausbildung nach Deutschland kamen.

Quelle: ntv.de, lst

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