"Die ganze Welt ist aufgebracht" Merkel, Hollande und Cameron drohen Putin
20.07.2014, 18:55 Uhr
Cameron, Hollande und Merkel haben sich auf eine gemeinsame Position zu Russland verständigt.
(Foto: dpa)
Den wirren Ereignissen an der Absturzstelle des Fluges MH17 in der Ukraine wollen die drei mächtigsten EU-Regierungschefs nicht weiter tatenlos zusehen. Eine Schlüsselrolle sehen sie beim russischen Präsidenten. Auch die USA fordern von Europa Maßnahmen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel, der französische Präsident François Hollande und der britische Premierminister David Cameron haben Russland mit einer Verschärfung der EU-Sanktionen gedroht. Der russische Präsident Wladimir Putin müsse umgehend Druck auf die prorussischen Separatisten in der Ostukraine ausüben, um den Ermittlern einen ungehinderten Zugang zur Absturzstelle von Flug MH17 zu gewährleisten, betonten der Élyséepalast und die britische Regierung nach Telefonaten.
Falls Russland die "erforderlichen Maßnahmen" nicht "sofort" treffe, werde der Rat der Außenminister der Europäischen Union am Dienstag "Konsequenzen" ziehen. Die Tragödie vom Donnerstag habe "die ganze Welt aufgebracht".
Cameron: Beziehungen zu Russland überdenken
Die britische Regierung erklärte, Cameron habe mit Merkel und Hollande gesprochen. "Bei beiden Anrufen ging es um zwei wichtige Fragen: Den Zugang zur Absturzstelle und die Haltung der EU zu Russland in Anbetracht der Tatsache, dass alles darauf hindeutet, dass die Rakete von prorussischen Separatisten abgeschossen wurde", sagte ein Sprecher. Die Außenminister müssten bereit sein, weitere Sanktionen gegen Russland zu verhängen.
Die britische Regierung forderte die EU auch deutlich auf, die Beziehungen zu Russland zu überdenken. Premierminister Cameron sei sich darin mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte einig, sagte Camerons Sprecher.
Auch US-Außenminister John Kerry rief die Europäer auf, dem Beispiel Washingtons zu folgen und ihre Sanktionen zu verschärfen. Es wäre enorm hilfreich, wenn einige europäische Länder, die bisher "ein wenig abgeneigt" seien, sich den USA anschlössen, sagte Kerry dem Sender CNN. Die Vorgänge um den mutmaßlichen Flugzeugabschuss sollten als "Weckruf" dienen. In einem Interview des Senders ABC fügte Kerry hinzu, dass die USA "absolut darauf vorbereitet" seien, selbst "noch einen Schritt weiter" zu gehen und mehr Strafmaßnahmen zu verfügen, wenn dies nötig würde.
"Das ist Augenblick der Wahrheit für Putin", sagte Kerry CNN. Es sei an der Zeit, dass Russland "Teil der Lösung und nicht länger Teil des Problems" sei, fügte er bei ABC hinzu. Es gebe eine enorme Menge von Fakten, die die russische Verbindung zu den Separatisten belegten. Dazu gehörten die Ausbildung und die Versorgung der Rebellen mit Waffen.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/AFP/DJ