Politik

Aufarbeitung steht aus Merkel erinnert an Japans Sexsklavinnen

Malaysische und chinesische Frauen wie hier im Bild mussten ebenso als Prostituierte dienen wie Frauen aus anderen asiatischen Staaten.

Malaysische und chinesische Frauen wie hier im Bild mussten ebenso als Prostituierte dienen wie Frauen aus anderen asiatischen Staaten.

(Foto: Imperial War Museum)

In Japan nennen viele sie "Trostfrauen" und bagatellisieren damit die hunderttausendfache Zwangsprostitution während des Zweiten Weltkriegs. Kanzlerin Merkel ruft die Schicksale bei ihrem Besuch in Erinnerung - und stößt auf Ablehnung.

Kanzlerin Angela Merkel hat Japan dazu aufgerufen, das sensible geschichtliche Kapitel Zwangsprostitution für die japanische Armee im Zweiten Weltkrieg aufzuarbeiten. Es sei an der Zeit, die Angelegenheit angemessen zu regeln, sagte Merkel nach Angaben der Nachrichtenagentur Jiji Press. Japans Vize-Außenminister reagierte distanziert auf die Anmerkungen.

Kanzlerin Merkel beendet ihren zweitägigen Besuch in Japan.

Kanzlerin Merkel beendet ihren zweitägigen Besuch in Japan.

(Foto: dpa)

Nach Schätzungen von Historikern wurden im Zweiten Weltkrieg etwa 200.000 Frauen aus Korea, China, Indonesien, den Philippinen und Taiwan gezwungen, japanischen Soldaten in Militärbordellen zu Diensten zu sein. Rechtskonservative Politiker in Japan geben indes an, dass die Frauen reguläre Prostituierte waren.

Das Schicksal dieser in Japan beschönigend "Trostfrauen" genannten Zwangsprostituierten belastet bis heute das Verhältnis Japans zu seinen Nachbarstaaten. Vor allem die Regierungen in Seoul und Peking forderten in jüngster Zeit verstärkt, Tokio müsse für die Kriegsverbrechen der Vergangenheit mehr Reue zeigen.

Japan verbittet sich Einmischung

Japan und Südkorea teilten gemeinsame Werte, sagte Merkel bei einem Treffen mit dem Chef der oppositionellen Demokratischen Partei, Katsuya Okada. Das Beilegen von Konflikten aus der Kriegszeit sei eine Voraussetzung für Versöhnung.

Japans Außenminister Fumio Kishido kritisierte Merkels Äußerung: Es sei unpassend, Japan und Deutschland beim Thema Aufarbeitung einfach zu vergleichen, sagte Kishido vor Journalisten. Dazu sei der geschichtliche Hintergrund zu unterschiedlich. Japan gedenkt wie Deutschland in diesem Jahr des 70. Jahrestags seiner Kapitulation im Zweiten Weltkrieg.

Regierungschef Shinzo Abe nahm aus diesem Anlass an einer Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der US-Bombardierung Tokios am 9. und 10. März 1945 teil. Japan werde sich "der Vergangenheit demütig stellen" und "die Lehren aus diesem tragischen Krieg" im Herzen bewahren, sagte er vor hunderten Teilnehmern der Veranstaltung an einer Gedenkstätte für die damals rund 70.000 Opfer.

Merkel wirbt für Freihandelsabkommen

Merkels zweitägiger Japan-Besuch, der dritte seit 2007, ging am Dienstag zu Ende. Am Montag war sie mit Abe und Kaiser Akihito zusammengetroffen. Ein Schwerpunkt der Reise war die Vorbereitung des G-7-Gipfels, der im Sommer von Deutschland ausgerichtet wird. Im kommenden Jahr soll Japan der G-7-Gruppe vorsitzen.

Die Bundesregierung will in ihrer G-7-Präsidentschaft die Förderung der Selbständigkeit von Frauen thematisieren. Bei einem gemeinsamen Frühstück berichteten weibliche japanische Führungskräfte der Kanzlerin über ihre Erfahrungen, wie Regierungssprecher Steffen Seibert über Twitter mitteilte. Vor ihrer Abreise besuchte Merkel zudem in Kawasaki den Lastwagen-Hersteller Mitsubishi Fuso, der zu 90 Prozent vom deutschen Hersteller Daimler kontrolliert wird.

Bei ihrem Besuch warb Merkel mehrfach für den Abschluss eines gemeinsamen Freihandelsabkommens zwischen Japan und der EU ähnlich wie das derzeit zwischen Brüssel und Washington ausgehandelte TTIP-Abkommen. Sie zog ein positives Fazit ihres "insgesamt sehr spannenden Aufenthalts in Japan". Es gebe Unterschiede, aber auch "viele gute Gründe", die Beziehungen zu intensivieren. Das betreffe nicht nur den wirtschaftlichen, sondern auch den geo- und sicherheitspolitischen Bereich sowie die Frage, wie mit dem demographischen Wandel umzugehen sei.

Quelle: ntv.de, jog/AFP

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