"Trident Juncture" im Mittelmeer Nato übt den Kampfeinsatz
04.11.2015, 13:56 Uhr
Nato JFC / LA(Phot) JJ Massey
(Foto: Royal Navy)
Es ist das größte Nato-Manöver seit mehr als einem Jahrzehnt: Mit enormem Aufwand probt das Militärbündnis den multinationalen Einsatz im Fall eines größeren Konflikts. Das Szenario ist fiktiv, der Hintergrund ernst. Russland schickt Beobachter.
Truppenaufmarsch im Süden Europas: Das Verteidigungsbündnis Nato steht kurz vor dem Abschluss des Militärmanövers "Trident Juncture". Mittelpunkt der großangelegten Übung ist ein frei erfundenes Bedrohungsszenario, in dem eine multinationale Streitmacht mit Einheiten aus den 28 Natostaaten möglichst effektiv zusammenwirken soll. Den Vorgaben zufolge sollen die rund 36.000 Soldaten durchspielen, wie die Nato auf einen konkreten Regionalkonflikt reagieren kann.
An dem Manöver sind insgesamt mehr als 30 Partner- und Beobachterländer beteiligt, darunter auch die Ukraine. Moskau schickt gemäß internationalen Vereinbarungen eigene Vertreter, um sich die Militärübung aus der Nähe anzuschauen.

Portugiesische Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 überqueren den Fluss Tejo auf einer mobilen Floßbrücke der Bundeswehr.
(Foto: Nato JFC / Sgt Sebastien Frechette, PA Technician)
Das Übungsszenario liegt offenbar bewusst weit abseits aktueller politischen Spannungen zwischen Russland und dem Westen: Der fiktive, aber durchaus realitätsnahe Konfliktfall, um den sich das gesamte Manöver dreht, handelt von einem Streit zwischen den beiden fiktiven afrikanischen Staaten "Kamon" und "Lakuta". Die beiden Länder, so heißt es in den Beschreibungen zur Ausgangslage, kämpfen um den kostbaren Rohstoff Wasser und die Kontrolle von Staudämmen.
Nah an der Realität
Eine multinationale Eingreiftruppe der Nato rollt an, um den Konflikt laut Übungsvorgabe mit militärischer Waffengewalt zu entschärfen. Das Übungsszenario basiere auf einem "einem sehr komplexen und instabilen Umfeld", teilte die Nato mit. Ziel der Übung sei es, die schnelle Nato-Eingreiftruppe einschließlich ihrer neuen sogenannten "Speerspitze" zu trainieren.
In der ersten Phase des Manövers Ende September simulierte ein Stab aus Nato-Offizieren im nordspanischen Saragossa das Szenario am Computer. Mit dabei waren zunächst auch etwa 200 Bundeswehrangehörige, wie ein Sprecher der Übung bestätigte.

Ein spanischer Kampfpilot eilt nach dem Übungsflug mit seiner F-18 am Nato-Stützpunkt Albacete zur Nachbesprechung.
(Foto: Nato JFC / Cynthia Vernat, HQ AIRCOM PAO)
Der Code-Name des Manövers folgt militärischen Gepflogenheiten und setzt sich aus zwei voneinander unabhängigen Begriffen zusammen: "Trident Juncture" lautet übersetzt etwa 'Dreizack Verbindung' und soll wohl symbolisch das Zusammenwirken militärischer Kräfte unterstreichen.
Die ersten Vorbereitungen begannen bereits Ende September: Nach einer fünftägigen Vorbereitung wechselten die Militärs Anfang Oktober in die heiße Phase der Übung. Das bis zum 6. November angesetzte Manöver schwoll in folgenden Wochen bis zur Sollstärke von insgesamt 36.000 Soldaten aus allen Mitgliedsstaaten des Verteidigungsbündnisses an. Deutschland entsendet zahlreiche Kampf- und Unterstützunsgeinheiten. Die Bundeswehr ist mit maximal 3000 Frauen und Männern vertreten.
Russische Beobachter dabei
Die Nato-Führung hat zudem mehr als ein Dutzend Partner- und Beobachternationen eingeladen, sich die Übung aus der Nähe anzusehen. Am vergangenen Wochenende nahmen dabei auch Vertreter der russischen Streitkräfte die Gelegenheit wahr, die Nato-Truppen im simulierten Kampfeinsatz in Augenschein zu nehmen.
Das Übungsgelände erstreckt sich über mehrere Staaten: Neben unzähligen Panzern, Transportfahrzeugen und Hubschraubern bringen die Nato-Staaten auch 130 Militärflugzeuge, verschiedene U-Boote sowie ein Flottenaufgebot von 60 Kriegsschiffen zum Einsatz. Gemeinsam trainieren die Einheiten in Italien, Portugal und Spanien sowie in den angrenzenden Atlantik- und Mittelmeerseegebieten.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa