Politik

"Ende wird bald kommen" Nawalnys Witwe ruft Welt zum Kampf gegen Putin auf

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
447555916.jpg

Die Witwe des Kreml-Gegners Nawalny ist voller Zweifel. Den russischen Verlautbarungen zum Tod ihres Mannes will sie nicht glauben. Doch sonst ist Julia Nawalnajas Botschaft vor der Münchner Sicherheitskonferenz klar: Die Welt muss das verbrecherische Regime in Moskau jetzt besiegen.

Die Ehefrau des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny hat nach dem Tod ihres Mannes bei einem Aufritt auf der Münchner Sicherheitskonferenz dazu aufgerufen, den russischen Staatschef Wladimir Putin zur Rechenschaft zu ziehen. Putin und seine Verbündeten sollten "bestraft werden für das, was sie unserem Land, meiner Familie und meinem Mann angetan haben", sagte Julia Nawalnaja. "Wir sollten heute gegen dieses schreckliche Regime in Russland kämpfen." Putin müsse "persönlich für alle Gräueltaten zur Rechenschaft gezogen werden".

Nawalnaja äußerte sich in München kurz nachdem sich die Nachricht vom Tod ihres Mannes in einer Strafkolonie in der russischen Polarregion weltweit verbreitet hatte. "Ich möchte die gesamte internationale Gemeinschaft, all diejenigen in der Welt, die jetzt zuhören, dazu aufrufen, zusammenzustehen und dieses Böse zu besiegen, dieses furchtbare Regime, das heute über Russland herrscht." Der Tag, an dem das Regime zur Verantwortung gezogen werde, "wird bald kommen", sagte sie weiter.

Letzte Liebesbotschaft zum Valentinstag

Sie habe darüber nachgedacht, die Konferenz zu verlassen und zu ihren Kindern zurückzukehren, sagte Nawalnaja. Sie habe sich dann gefragt, was ihr Mann an ihrer Stelle getan hätte. "Und ich bin sicher: Er hätte hier auf dieser Bühne gestanden." Nawalnaja betonte zugleich, dass die offiziellen Verlautbarungen aus Russland nicht glaubwürdig seien. "Ich weiß nicht: Sollen wir diese furchtbaren Nachrichten glauben, die wir da gehört haben? Ich muss dazu sagen, dass wir diese Nachricht von den offiziellen Medien bekommen haben. Aber schon seit vielen Jahren - und das wissen Sie natürlich auch - können wir Putin und seiner Regierung nicht glauben. Sie lügen unaufhörlich. Aber wenn es tatsächlich stimmt, dann möchte ich, dass Putin und seine Umgebung, Putins Freunde, seine Regierung wissen, dass sie sich verantworten müssen", sagte sie in ihrer kurzen Rede wörtlich.

Aus der Haft gelang es Nawalny immer wieder, Nachrichten in Onlinemedien abzusetzen. Eine seiner letzten galt seiner Frau Julia. Am Valentinstag war auf Nawalnys Konto im Onlinedienst X zu lesen: "Liebling, mit uns ist es wie in einem Song: Zwischen uns liegen Städte, die Lichter von Flughäfen, Schneestürme und Tausende von Kilometern. Aber ich fühle, dass Du mir in jeder Sekunde nahe bist, und ich liebe Dich immer mehr", steht in dem Text dazu.

Nawalnys Angehörige: "Er war lebendig, gesund, lebenslustig"

Nawalny war der prominenteste und entschiedenste Gegner von Russlands Präsident Putin. Er verbüßte in der Strafkolonie in Charp eine 19-jährige Haftstrafe. Nawalny "fühlte sich nach einem Spaziergang schlecht und verlor fast unverzüglich das Bewusstsein", erklärte die russische Strafvollzugsbehörde FSIN zu dem Geschehen in dem Lager. Wiederbelebungsmaßnahmen hätten keinen Erfolg gehabt. Die Ursache für den Tod des 47-Jährigen sei unklar und werde noch untersucht.

Auch Nawalnys Mutter nahm die Todesnachricht mit äußerster Skepsis auf: "Ich möchte keine Beileidsbekundungen hören", wurde sie von der kremlkritischen Zeitung "Nowaja Gaseta" zitiert. Sie habe ihren Sohn erst am vergangenen Montag im Straflager besucht, fügte sie demnach hinzu. "Er war lebendig, gesund und lebenslustig."

Wolkow: Nicht der Staatspropaganda glauben

Der Nawalny-Vertraute Leonid Wolkow warnte ebenfalls vor den Lügen des Kremls und der Moskauer Staatspropaganda. Wenn die Nachricht vom Tod Nawalnys wahr sei, dann "starb Nawalny" nicht einfach, sondern Kremlchef Wladimir Putin "tötete Nawalny". Weiter schrieb Wolkow auf seinem Telegram-Kanal: "Sie logen, sie lügen und sie werden lügen." Es gebe keinen Anlass, der Staatspropaganda zu glauben. Nawalnys Team erhielt demnach nur die allgemeine Mitteilung des Justizvollzugssystems im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen. Nawalnys Anwalt sei unterwegs in das Lager IK-3, teilte sein Team mit.

Nawalnys deutscher Anwalt, Nikolaos Gazeas, zeigte sich ebenfalls überrascht von der Todesnachricht. Noch am Donnerstag habe Nawalny per Videoschalte an einer Verhandlung in Russland teilgenommen, sagte Gazeas dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Auf den Bildern von der Verhandlung habe Nawalny "wie üblich einen fitten und starken Eindruck gemacht". Gazeas sagte der Zeitung weiter, dass ein russischer Anwalt Nawalny am Mittwoch besucht habe. "Da ging es ihm den Umständen entsprechend gut."

Quelle: ntv.de, mau/AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen