Politik

70. Geburtstag der Arbeiterpartei Nordkorea plant bombastische Militärparade

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Pjöngjang plant eine spektakuläre Feier anlässlich des Gründungstags der Arbeiterpartei. Dem Volk soll Patriotismus beigebracht und dem Ausland die militärische Stärke demonstriert werden. Wird es zur Krönung einen Raketen-Test geben?

Nordkorea ist einer der ärmsten und am stärksten isolierten Staaten der Welt - doch wenn es darum geht, militärische Stärke zu zeigen, ist Pjöngjang kaum zu übertreffen. Am kommenden Samstag will die Regierung ihre bisherigen Muskelspiele selbst in den Schatten stellen. Zum 70. Geburtstag der Gründung der Arbeiterpartei, der Machtbasis der Kim-Dynastie, ist in der Hauptstadt eine besonders bombastische Parade geplant.

Das Großereignis wurde schon im Februar angekündigt, und die Vorbereitungen sind in den vergangenen Tagen nochmals verstärkt worden. Pjöngjang ist mit Postern und Bannern zugepflastert, auf denen die Errungenschaften der Partei angepriesen werden. Nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums wurde schon im Juli damit begonnen, auf einem Flughafengelände nahe der Hauptstadt Panzer, Raketenwerfer und anderes schweres Gerät für die Parade zusammenzuziehen.

Volk leidet unter Preissteigerungen

Das südkoreanische Nachrichtenportal Daily NK berichtet, dass die Fixierung auf die Feier schon zu zusätzlicher Knappheit im Land geführt habe. Alles sei teurer geworden, von Elektroartikeln über Lebensmittel bis zu Treib- und Brennstoff. "Das Grollen in der Bevölkerung schwillt an", zitiert das Portal eine Quelle in Pjöngjang.

Mit den waffenstrotzenden Paraden, bei denen der abgeschottete Staat sich auch für ausländische Journalisten öffnet, verfolgt der Machtzirkel mehrere Ziele: Der heimischen Bevölkerung sollen Stolz und Patriotismus eingeimpft werden - und damit Loyalität gegenüber Machthaber Kim Jong Un. Nach außen zeigt Nordkorea seine Stärke und seinen Trotz.

Größter Ausdruck dafür ist das Atomwaffenprogramm. Ausländische Beobachter werden bei dem Großereignis genau hinschauen, ob zwischen den Abertausenden Soldaten, die im Stechschritt über den Kim-Il-Sung-Platz marschieren, neue Waffentechnik zu erkennen ist, die einen weiteren Schritt in der militärischen Entwicklung andeuten könnte. Vermutungen, Pjöngjang könne die Feier mit einem neuen Test einer Langstreckenrakete "krönen", verdichteten sich zuletzt aber nicht.

Angespanntes Verhältnis zu Peking

Kim selbst wird der Parade vorstehen, viele ausländische Staatsgäste werden indes nicht erwartet. Im Jahr 2013 schickte das verbündete China seinen Vizepräsidenten. Für kommenden Samstag wurde Liu Yunshan angekündigt, immerhin Mitglied des ständigen Ausschusses im Politbüro der Kommunistischen Partei. Doch das Verhältnis zu Peking ist wegen Nordkoreas Konfrontationskurs im Atomkonflikt belastet.

Die nordkoreanische Arbeiterpartei wurde vor 70 Jahren als "klassische" kommunistische Partei sowjetischer Prägung gegründet, verankert in einer marxistisch-leninistischen Ideologie. In den 60er-Jahren nahm der Führerkult dann nahezu hemmungslose Dimensionen an. "Damals wurde es die Partei des Führers, und sie ist es bis heute geblieben", sagt Andrei Lankov, Nordkorea-Experte an der Kookmin-Universität in Seoul.

"Du brauchst die Partei"

Nach dem Tod Kim Il Sungs im Jahr 1994 ging die Macht an seinen Sohn Kim Jong Il über. Dieser setzte eine Politik durch, die dem Militär den Vorrang einräumte - damals ging viel Macht von Parteimitgliedern auf die Generäle über. Als er im Jahr 2011 starb und sein Sohn Kim Jong Un übernahm, gewann die Partei wieder an Einfluss. Der noch junge Machthaber ersetzte nicht nur viele Kommandeure, sondern schmiedete auch enge Bündnisse mit Führungskadern der Partei.

"Aber die Parteimitgliedschaft ist nicht mehr so begehrt, wie sie es einst war", sagt Michael Madden vom Informationsportal NK Leadership Watch. Das Auftauchen von privaten Unternehmen biete neue Möglichkeiten, um "über die Runden zu kommen". Und viele Nordkoreaner hätten keine Lust mehr auf die zeitraubenden Pflichten, die eine Parteimitgliedschaft abverlangt. "Allerdings sind Parteipatronage und Beziehungen entscheidend, um Geschäfte auf allen Ebenen zu machen", sagt Madden. "Also, auch wenn Du nicht drin bist - Du brauchst die Partei."

Quelle: ntv.de, Giles Hewitt, AFP

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