Politik

Die SPD und ihr Kanzlerkandidat Olaf Scholz glaubt an das Wunder

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Man merkt: Als Kanzlerkandidat der SPD ist Olaf Scholz dort, wo er hinwollte. Und das genießt er. Entspannt und gut gelaunt besucht Scholz am Mittag die RTL-Mediengruppe in Köln.

Manche halten die SPD-Kanzlerkandidatur für eine Aufgabe, an der er nur scheitern kann - so wie es vor ihm Frank-Walter Steinmeier, Peer Steinbrück und Martin Schulz gegangen ist. Doch Olaf Scholz ist überzeugt: Diesmal wird alles anders. Weil die Partei dazu gelernt hat und sich jetzt hinter ihrem Kandidaten versammelt. Und weil er, Olaf Scholz, einfach der beste Kandidat ist. Die Bürger vertrauten ihm, sagt Scholz im ntv-Interview - denn sie hätten "das Gefühl entwickelt, dass ich das kann, und das man sich auf mich verlassen kann". An Selbstbewusstsein mangelt es Scholz nicht.

Das braucht er auch in dieser Partei, die ihn im vergangenen Jahr nicht zu ihrem Vorsitzenden gewählt hat. Stattdessen übernahmen Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans die Parteiführung. Beide unbekannter und unerfahrener in der Bundespolitik als Scholz. Und viel weiter links in der SPD. Die Parteimitglieder wollten sich von der Großen Koalition distanzieren, und die verkörperte eben Vizekanzler Scholz.

Für die Führung der Partei ungeeignet, aber um Deutschland zu regieren, reicht's? Ein merkwürdiges Signal der Sozialdemokraten.

Scholz hat die Niederlage in der Auseinandersetzung um den Parteivorsitz weggesteckt. Das fiel ihm nicht schwer, denn den Job wollte er gar nicht. Nach der Niederlage hat er sich nicht beklagt, er hat die neuen Vorsitzenden unterstützt. Und jetzt wird er belohnt, mit der Kanzlerkandidatur. Vielleicht steckte da sogar eine Strategie dahinter. Scholz wäre es zuzutrauen.

Jetzt erwartet er, dass Parteichefs und Parteilinke ihn bis zur Wahl im September 2021 tragen. Doch diese Hoffnung hat schon seine Vorgänger getäuscht, sogar Martin Schulz - und den hatte die SPD zuvor mit 100 Prozent Zustimmung zum Parteichef gewählt. Die Linken in der SPD ertragen es nur schwer, wenn ihre Kandidaten sich um die Wähler der politischen Mitte bemühen und am Ende Kompromisse in Koalitionsverträge schreiben.

Doch nur in dieser politischen Mitte werden Wahlen gewonnen. Und da gibt es bei der kommenden Bundestagswahl, zum ersten Mal seit 2005, eine Chance für die SPD, denn Angela Merkel tritt nicht mehr an. Wer immer Kanzlerkandidat der Union wird: Olaf Scholz sieht die Chance, Wähler zu erreichen, die zuvor Merkel als Kanzlerin wollten. Weil auch er, Scholz, ein nüchterner politischer Pragmatiker ist. "Wenn ich mich um das Kanzleramt bewerbe, dann kriegen auch alle mich als Kanzler, darauf kann man sich verlassen", sagt Scholz.

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Worüber er weniger gerne spricht: Dass er eine echte Chance aufs Kanzleramt derzeit nur in einer Koalition mit Grünen und Linken hat. Die SPD-Vorsitzenden wollen diese Koalition und damit einen echten Politikwechsel in Deutschland. Doch steht dafür Olaf Scholz? Und erreicht man so die Wähler der Mitte?

Scholz deutet an, dass auch Gerhard Schröder für ihn Wahlkampf machen könnte: "Er ist ein furioser Wahlkämpfer!" Allerdings ist Schröder als Kanzler der "Agenda 2010" auch ein rotes Tuch für die Parteilinken.

Die SPD, Seit' an Seit' mit ihrem Kanzlerkandidaten, bis zum Wahlabend? Es wäre ein Wunder. Olaf Scholz glaubt fest daran.

Quelle: ntv.de

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