Besuch in Kuba Oppositionelle dürfen nicht zum Papst
21.09.2015, 20:44 Uhr
Zehntausende jubeln Franziskus in der kubanischen Stadt Holguín zu.
(Foto: REUTERS)
Im kommunistischen Kuba dürfen nicht alle den Papst sehen: Viele Systemkritiker werden im Vorfeld festgenommen. Franziskus findet in seiner Predigt dennoch lobende Worte für die katholische Kirche Kubas – und spricht auch positiv über das Treffen mit Fidel Castro.
Während des Besuchs von Papst Franziskus im kommunistischen Kuba sind mindestens 50 Dissidenten vorübergehend festgenommen worden. Auch zwei oppositionelle Frauen, die von der Kirche zu einer Begegnung mit dem Papst in der Kathedrale der Hauptstadt Havanna eingeladen waren, kamen in Gewahrsam.
"Als ich zur Nunitiatur gehen wollte, haben sie mich vor meinem Haus festgenommen und vier Stunden festgehalten", sagte die Systemkritikerin Miriam Leiva. Zehntausende empfingen Franziskus bei der zweiten Station in Holguín. Sie jubelten dem Oberhaupt der katholischen Kirche entlang der Straßen und auf dem Revolutionsplatz der Stadt zu, wo Franziskus eine Messe feierte. Er ist der erste Papst, der die Stadt im Osten des Landes besucht.
In seiner Predigt rief Franziskus dazu auf, Mitmenschen mit Respekt zu begegnen und ihnen zu dienen. Sie seien nicht diejenigen, "von denen man 'lebt', die man gebraucht und missbraucht", sagte er in Holguín. Man dürfe sich nicht von Äußerlichkeiten blenden lassen und müsse hinter die Fassade schauen. Jesu Liebe heile "unsere Kurzsichtigkeiten und regt uns an, unseren Blick zu weiten und nicht bei der äußeren Erscheinung oder dem politisch Korrekten stehen zu bleiben", sagte der Papst.
Papst lobt Kubas Anstrengungen
Der Papst lobte die katholische Kirche Kubas angesichts des "Mangels an Kirchen und Priestern" in dem kommunistischen Karibikstaat für ihre "Anstrengungen und Opfer". In Havanna hatte er zuvor auch den Revolutionsführer und Ex-Machthaber Fidel Castro getroffen. Castro empfing den Argentinier in einem blau-weißen Trainingsanzug. Das "sehr vertraute und formlose Gespräch" in der Residenz Castros habe 30 bis 40 Minuten gedauert, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. Der Papst hatte schon bei der Ankunft in Havanna seine "spezielle Achtung und Ehrerbietung" für den Anführer der Revolution geäußert.
Castro war 2006 als kubanischer Staatschef zurückgetreten und hatte das Amt an seinen Bruder Raúl übergeben. Der Papst hat auch bei der Annäherung der einstigen Erzfeinde USA und Kuba vermittelt. In Kuba sucht er besonders den Kontakt zur Jugend, um deren Glauben zu stärken. 60 Prozent der 11 Millionen Kubaner sind katholisch getauft - sie konnten ihren Glauben aber nach der Revolution von 1959 lange Zeit nicht frei ausüben.
Papst Franziskus beendet am Dienstag seinen viertägigen Kuba-Besuch mit einer Messe in Santiago de Cuba und fliegt in die USA weiter. Dort wird der 78-Jährige ein teils sehr politisches Programm absolvieren und unter anderem US-Präsident Barack Obama treffen, als erster Papst vor dem US-Kongress sprechen und eine Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen halten. Der Vatikan spielte eine Schlüsselrolle bei der diplomatischen Annäherung zwischen den USA und Kuba, wohl auch deshalb besucht das Oberhaupt der katholischen Kirche beide Länder auf einer Reise.
Quelle: ntv.de, kpi/dpa