Ausbau in 48 Stunden möglich Österreich baut ersten Grenzzaun
13.11.2015, 18:21 Uhr
Schon seit Monaten drängen sich immer wieder Hunderte Menschen vor dem Grenzübergang Spielfeld.
(Foto: REUTERS)
Ein über zwei Meter hoher Zaun soll in Österreich dafür sorgen, dass die Einreise von Flüchtlingen geordneter abläuft. Erstmal soll er 3,7 km lang sein. Daraus könnten ganz schnell 25 km werden, wenn der Nachbar Slowenien seinen Grenzschutz nicht verbessert, droht Wien.
Nach Ungarn und Slowenien baut Österreich den nächsten innereuropäischen Grenzzaun: Mit einer 3,7 Kilometer langen Absperrung am Grenzübergang Spielfeld solle der Flüchtlingsandrang aus Slowenien besser kontrolliert werden, erklärte die Regierung. Österreich behält sich aber den Bau einer 25 Kilometer langen Absperrung vor, sollte sich die Lage auf slowenischer Seite nicht verbessern.
Der Zaun werde zunächst nicht mit Stacheldraht versehen, könne in Notsituationen aber nachgerüstet werden, sagte Österreichs Kanzleramtsminister Josef Ostermayer in Wien. Die Bauarbeiten in Spielfeld sollen in zwei Wochen beginnen und etwa zwei Monate dauern. Nach Angaben von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner wird der Zaun 2,20 Meter hoch sein.
Die Maßnahme ziele darauf ab, eine geordnete Einreise zu ermöglichen, sagte Ostermayer. Es gehe nicht darum, die Grenze abzuriegeln.
Österreich macht Druck auf Slowenien
Ein 25 Kilometer langer Zaun werde auf Wunsch der slowenischen Regierung zunächst nicht gebaut, sagte Innenministerin Mikl-Leitner. Ljubljana habe angeboten, die Kontrolle seiner Grenze durch einen eingezäunten Sicherheitskorridor und verstärkte Patrouillen zu verbessern. Sollte dies nicht gelingen, werde Österreich den Zaun binnen 48 Stunden auf der gesamten Länge hochziehen.
Das auf der Balkanroute stark unter Druck stehende Slowenien hatte am Mittwoch seinerseits mit dem Bau eines Stacheldrahtzauns an der Grenze zu Kroatien begonnen. Derzeit durchqueren zehntausende Flüchtlinge Slowenien und Österreich auf dem Weg nach Norden. Ein Großteil von ihnen will nach Deutschland oder Schweden reisen. Aber auch Österreich rechnet in diesem Jahr mit der Rekordzahl von 95.000 Asylanträgen. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist dies einer der höchsten Werte in der EU.
Angesichts der großen Zahl an Flüchtlingen hatten in den vergangenen Wochen mehrere EU-Länder die Sicherung ihrer Grenzen verstärkt. Die ungarische Regierung machte im August zuerst die Grenze zum Nicht-EU-Land Serbien mit 175 Kilometer Zaun und Stacheldraht dicht. Als die Flüchtlinge dann die Route über den Nachbarstaat Kroatien nahmen, baute Ungarn auch dort einen 41 Kilometer langen Zaun - es war die erste Absperrung zwischen zwei EU-Ländern seit Beginn der Krise.
Einige Mitgliedstaaten führten auch wieder Grenzkontrollen ein, am Donnerstag zog Schweden nach. An der deutsch-österreichischen Grenze gibt es bereits seit Mitte September wieder Kontrollen, die vorerst bis Mitte Februar beibehalten werden sollen.
Quelle: ntv.de, hul/AFP