Israel warnt Palästinenser treten Gerichtshof bei
31.12.2014, 19:35 Uhr
Abbas unterzeichnet ein Gesuch, um dem Internationalen Strafgerichtshof beizutreten.
(Foto: dpa)
Die Erwartungen der Palästinenser sind groß: Mit einem Beitritt zum Internationalen Strafgerichtshof hoffen sie, dass es zu Ermittlungen gegen Israelis kommt. Nun unterzeichnet Palästinenserpräsident Abbas die entsprechenden Papiere - trotz der Warnungen Israels.
Nach dem Scheitern einer UN-Resolution im Sicherheitsrat hat Palästinenserpräsident Mahmud Abbas aus Protest den Beitritt zum internationalen Strafgerichtshof (IStGH) erklärt. Er unterzeichnete nach einer Dringlichkeitssitzung in Ramallah das Rom-Statut und 19 weitere internationale Verträge, wie palästinensische Medien berichteten.
"Wir werden jeden Tag auf unserem Land angegriffen, bei wem sollen wir uns beschweren?", fragte Abbas. Der UN-Sicherheitsrat habe die Palästinenser enttäuscht. Deshalb wende man sich jetzt an den Strafgerichtshof.
Mit einer Ratifizierung des Rom-Statuts ist das Gericht für Verbrechen in Palästina einschließlich des Gazastreifens zuständig. Israelis müssen befürchten, wegen der Besatzungspolitik in den Palästinensergebieten strafrechtlich verfolgt zu werden. Im Rahmen der im April gescheiterten Friedensverhandlungen hatten die Palästinenser diesen Schritt bisher unterlassen.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte zu dem Schritt von Abbas: "Wer sich vor dem internationalen Strafgerichtshof in Den Haag fürchten muss, ist die Palästinenserbehörde selbst." Sie habe schließlich eine Einheitsregierung mit der Hamas gebildet, "einer Terrororganisation, die wie (die Terrormiliz) Islamischer Staat Kriegsverbrechen begeht". Man werde israelische Soldaten vor einer möglichen Strafverfolgung beschützen.
Die US-Regierung erteilte dem Antrag der Palästinenser eine Absage, dadurch würden Friedensverhandlungen mit Israel weiter verzögert. "Es wäre kontraproduktiv und würde zu den Bestrebungen des palästinensischen Volkes für einen souveränen und unabhängigen Staat nichts beitragen", hieß es.
UN-Resolution abgelehnt
Der UN-Sicherheitsrat hatte am Dienstagabend Ortszeit eine Resolution abgelehnt, die einen Abzug Israels aus den Palästinensergebieten binnen drei Jahren fordert. Der von Jordanien eingebrachte Entwurf sah auch eine endgültige Nahost-Friedensregelung binnen eines Jahres vor.
Die Resolution scheiterte, weil sie nicht die notwendige Mindestzahl von neun Ja-Stimmen erhielt. Die USA und Australien stimmten gegen den Entwurf. Acht Länder - unter anderem China, Frankreich und Russland - stimmten dafür. Fünf Länder, darunter Großbritannien, enthielten sich.
Die palästinensische Politikerin Hanan Aschrawi verurteilte die Entscheidung als "absolut schändlich". Israels Außenminister Avigdor Lieberman sagte, das Scheitern der Resolution beweise, "dass Provokationen und Versuche, Israel einseitige Schritte aufzuzwingen, nichts bewirken werden". Man müsse "den Palästinensern klarmachen, dass Entscheidungen nur am Verhandlungstisch getroffen werden". Chefunterhändler Saeb Erekat kündigte an, man werde die Resolution möglicherweise schon in wenigen Tagen im neuen Jahr im UN-Sicherheitsrat erneut vorlegen. Die Palästinenser erhoffen sich mehr Unterstützung von neuen Ratsmitgliedern wie Venezuela und Malaysia.
Die USA erklärten, die Resolution komme zur falschen Zeit und habe nicht die Bedenken beider Seiten in Betracht gezogen. Die EU wertet die gescheiterte Resolution als Mahnruf zu ernsthaften Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sagte in Brüssel: "Unser Ziel ist es, eine umfassende Friedensvereinbarung auf Grundlage der Zwei-Staaten-Lösung zu erreichen."
Quelle: ntv.de, ghö/dpa