Ban trifft Netanjahu Palästinenser zu Waffenruhe bereit
22.07.2014, 19:00 Uhr
Hoffnungsschimmer für den Gazastreifen: Die Hamas legt einen Plan für eine Waffenruhe vor. Die Gewalt geht aber erst einmal weiter. Bei einem Treffen mit UN-Generalsekretär Ban rechtfertigt Israels Ministerpräsident Netanjahu die israelischen Angriffe.
Nach zweiwöchigen Kämpfen zwischen Israel und den radikal-islamischen Machthabern im Gazastreifen hat die Palästinenserführung einen Plan für eine Waffenruhe vorgelegt. Dieser sehe eine Waffenruhe und unmittelbar anschließend eine fünftägige Verhandlungsphase vor, erklärte ein Vertreter der Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Kairo. Der Plan wurde der ägyptischen Regierung vorgelegt, die in dem Konflikt vermittelt.
Der Vorschlag bewege sich im Rahmen der bisherigen ägyptischen Friedensinitiative. Bislang hatte die Hamas alle Vorschläge Ägyptens für eine Waffenruhe abgelehnt, während Israel ihnen zugestimmt hatte. Hamas und Fatah bilden seit kurzem eine Einheitsregierung. Demnach müsste die Hamas den Vorschlag mittragen - ob sie das tatsächlich macht, ist allerdings fraglich.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte Israel und die Hamas zuvor zur Beilegung ihres blutigen Konflikts auf. "Beenden Sie das Kämpfen, beginnen Sie miteinander zu sprechen!", sagte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Tel Aviv. Ban bezeichnete den Raketenbeschuss israelischer Orte durch palästinensische Militante als "schockierend". Weiter sagte er: "Militärische Aktionen werden Israels Stabilität nicht stärken."
Ban bat die UN-Staaten um 115 Millionen Dollar (85 Millionen Euro) für die Menschen im Gazastreifen. "Das ist nur für das Nötigste. Wir müssen alle alles tun, um das Leiden dieser Menschen zu lindern", sagte er später auf einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York, zu der er per Videokonferenz aus Ramallah zugeschaltet war. Nach seinen Angaben haben 100.000 Palästinenser Zuflucht in UN-Einrichtungen gesucht. Fast zwei Dutzend UN-Einrichtungen hätten aber wegen der Kämpfe geschlossen werden müssen.
"Israel tut, was jedes Land tun würde"
Netanjahu warf der im Gazastreifen herrschenden Hamas vor, mehr Verluste unter der eigenen Bevölkerung anzustreben. "Sie wollen, ich wiederhole, wollen mehr zivile Opfer", sagte er. "Israel tut, was jedes Land tun würde, wenn Terroristen Raketen auf seine Städte hageln lassen würde", sagte der Regierungschef. Hamas missbrauche Hilfslieferungen von Zement, um neue "Terror-Tunnel" nach Israel zu graben. Israel habe eine Waffenruhe akzeptiert, Hamas jedoch abgelehnt. "Wir haben diese Eskalation nicht gewählt."
Die israelische Luftwaffe tötete derweil bei einer neuen Serie von Angriffen im Gazastreifen am Nachmittag sechs Palästinenser. Wie die palästinensischen Rettungsdienste mitteilten, galten die Angriffe den Flüchtlingslagern Al-Bureidsch und Al-Magasi im Zentrum des Gazastreifens sowie einem Ziel in Rafah im Süden. Damit stieg die Gesamtzahl der getöteten Palästinenser seit Beginn der israelischen Militäroffensive am 8. Juli auf mehr als 600.
Die große Mehrheit der palästinensischen Toten und der über 3600 Verletzten sind nach Angaben der Uno und der Sanitätsdienste Zivilisten, darunter viele Frauen und Kinder. Auf israelischer Seite starben durch Angriffe militanter Palästinenser 27 Soldaten und zwei Zivilisten.
Das Unterhaus des Parlaments im Nachbarland Jordanien verabschiedete unterdessen eine Erklärung, in der Israel wegen seiner "brutalen und rassistischen Aggression" im Gazastreifen verurteilt wird. In der Erklärung ist von einer "grauenhaften Massentötung" durch Israel die Rede.
Quelle: ntv.de, vpe/rts/AFP/dpa