Bürger stimmen für Besuchertarif Paris verdreifacht Parkgebühren für schwere Autos
04.02.2024, 23:08 Uhr Artikel anhören
Die französische Hauptstadt macht Besuchern mit schweren Autos das Leben sauer: Die Parkgebühren für manche SUV und andere Modelle verdreifachen sich. Eine knappe Mehrheit stimmt für die Pläne, die allerdings Anwohner ausklammern.
Die Einwohner der französischen Hauptstadt Paris haben für eine Verdreifachung der Parkgebühren für Geländewagen von Besuchern gestimmt. Der Vorschlag der Bürgermeisterin Anne Hidalgo habe 54,55 Prozent Zustimmung erhalten, teilte die Stadtverwaltung am Abend mit. Mit 78.000 Wählenden lag die Beteiligung aber bei lediglich 5,68 Prozent. Die Bürgermeisterin begrüßte dennoch eine "klare Entscheidung der Pariser" für eine Maßnahme, die "gut für unsere Gesundheit und gut für unseren Planeten" sei. Die neuen Gebühren, von denen Anwohner und Handwerker ausgenommen sein werden, sollen am 1. September in Kraft treten.
Insgesamt waren 1,3 Millionen Bürger aufgerufen gewesen, "für oder gegen die Einführung eines speziellen Tarifs" für das Parken jener Auto-Kategorie abzustimmen, die Hidalgo als "laut, platzraubend und umweltschädigend" beschreibt. Die Parkgebühren für eine Stunde in der Innenstadt sollen von sechs auf 18 Euro steigen, in Außenbezirken auf zwölf Euro. Für sechs Stunden Parken im Zentrum werden gar 225 Euro statt bislang 75 Euro fällig.
Autolobby wirft Ministerin Manipulation vor
Der Tarif soll für Autos ab 1,6 Tonnen und E-Autos ab zwei Tonnen Gewicht gelten. "Je größer die Autos, desto mehr verschmutzen sie die Umwelt", hatte Hidalgo im Dezember den Schritt begründet. Die Opposition und die Autolobby werfen der sozialistischen Bürgermeisterin Manipulation vor. Die Autos der Pariser sind von der Erhöhung nämlich nicht betroffen, die höheren Gebühren sollen nur für Besucher gelten.
Hidalgo hatte mit einer ähnlichen Abstimmung im April 2023 das Ende der leihbaren E-Roller in der Stadt eingeleitet. Beteiligt hatten sich allerdings lediglich sieben Prozent der Wahlberechtigten. Hidalgo hat seit Beginn ihrer Amtszeit die Seine-Ufer für den Autoverkehr sperren lassen und zahlreiche verkehrsberuhigte Zonen eingerichtet. Jeweils am ersten Sonntag des Monats ist die mehrspurige Prachtstraße Champs-Elysées autofrei. Während viele Pariser Einwohner sich über eine verbesserte Luftqualität freuen, ärgern sich die Einwohner der mit öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht angebundenen Vorstädte, die regelmäßig mit dem Auto nach Paris fahren. Auch bei Lieferanten und Taxifahrern hat sich Hidalgo äußerst unbeliebt gemacht.
Auch Deutschland schaut auf die Pläne in Paris. Hannovers grüner Oberbürgermeister Belit Onay plädierte dafür, das Parken für sogenannte SUV zu verteuern. Die Pariser Bürgerbefragung zeige einmal mehr, dass die Debatte um den knappen öffentlichen Raum und eine angemessenere Bepreisung fürs Parken geführt werden müsse. Vor dieser Herausforderung stünden alle europäischen Großstädte.
Quelle: ntv.de, mau/AFP