Politik

Christian Lindner soll FDP wiederbeleben Partei findet Retter

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(Foto: REUTERS)

Dass es Christian Lindner einmal an die Spitze seiner Partei schaffen würde, war schon lange klar. Er musste nur einen Umweg machen – und der wurde kürzer als gedacht.

Als am Wahlabend der gelbe Balken auf den Leinwänden und Bildschirmen erschien und nicht an die Marke von fünf Prozent heranreichte, war klar: Christian Lindner ist von nun an der neue starke Mann der FDP. Er ist charismatisch, formuliert spitz und angriffslustig und kann den Freiheitsbegriff seiner Partei besser erklären als die meisten Altgedienten. Schon als er sich vor zwei Jahren aus der Bundespolitik zurückzog, ahnten viele, dass er sich bald wieder würde blicken lassen. Lindner, damals erst 32 Jahre alt, galt als der hoffnungsvollste Nachwuchs der FDP.

Nun ist er wieder da. Lindner kandidiert für den Parteivorsitz und die FDP wird ihm bedingungslos folgen. Denn Linder ist ein Ausnahmepolitiker.

Dass er es überhaupt schaffte, sich als Jungpolitiker in das Amt des Generalsekretärs vorzuarbeiten, ist bemerkenswert. Der Weg führte ihn über die Jugendorganisation seiner Partei als jüngsten Abgeordneten in den NRW-Landtag, später in den Bundesvorstand und den Bundestag. 2009 wurde er Generalsekretär.

Als Philipp Rösler Parteivorsitzender wurde, war rasch deutlich, dass Lindner und er unterschiedliche Positionen vertreten. Lindner entschied sich dagegen, den unbeliebten Rösler herauszufordern. Dieser hatte nur sieben Monate zuvor den Parteivorsitz übernommen, ein zweiter Putsch innerhalb kurzer Zeit hätte der FDP nicht gutgetan. Lindner hatte die Wahl, Röslers Linie mitzugehen, oder sein Amt aufzugeben. Wahrscheinlich hatte er schon damals die Vorahnung, dass Röslers Kurs der Partei schaden würde: Zu sehr versteckte sich die FDP im Fahrwasser der CDU, zu sehr folgte sie dem Linkskurs von Angela Merkel. Lindner verließ die erste Reihe der Bundespolitik. Wie der Weg wieder zurückführen würde, stand damals noch nicht fest.

Linder hob sich von Bundesebene ab

Es ging schneller, als Linder selbst ahnen konnte: Im März 2012 platzte in Nordrhein-Westfalen die Minderheitsregierung aus SPD und Grünen, weil sich keine Partei fand, die den Haushalt mit verabschieden wollte. Am selben Tag ermittelten drei unterschiedliche Institute, dass zu diesem Zeitpunkt nur 2 Prozent der Nordrhein-Westfalen die FDP wählen würden. Nur zwei Wochen später ließ sich Lindner zum Spitzenkandidaten ausrufen.

Einen Achtungserfolg traute man ihm zu. Wenn die FDP den Wiedereinzug in den Landtag schaffen würde, wäre es eine Sensation. Lindner holte 8,6 Prozent - und vergrößerte den Stimmenanteil der FDP damit sogar um fast 2 Prozentpunkte.

Die Kampagne, mit der Lindner das schaffte, hob sich deutlich von dem ab, was die Bundespartei vorgab. Vor allem keilte er nicht nur gegen SPD und Grüne, sondern auch gegen die CDU, die der Minderheitsregierung in entscheidenden Fragen wie der Bildungspolitik Mehrheiten verschafft hatte. Mit dem Führungspersonal in Berlin wollte Lindner so wenig wie möglich in Verbindung gebracht werden. Sein Slogan "Das ist meine FDP" war geradezu eine Provokation an den Bundesvorstand.

"Bürokratisch verholzter Wohlfahrtsstaat"

Obwohl Lindner damals erst 33 war, erinnerte er die Wähler an die FDP, wie sie angeblich mal war: Er sprach davon, das "Individuum in den Vordergrund" zu stellen, den Staat in seine Grenzen zu verweisen, und wollte dabei einen klaren ordnungspolitischen Maßstab anlegen. Rechtsstaat, soziale Marktwirtschaft und Toleranz waren seine Schlagworte.

Mit einem ordentlichen Maß an Polemik brachte er wieder Polarisierung in den Wahlkampf, die es zwischen SPD und CDU nicht gab. Der Landesregierung warf er vor, einen "bürokratisch verholzten Wohlfahrtsstaat" zu schaffen, "in dem uns wohlmeinende Kindergärtnerinnen zu unserem Glück zwingen wollen". Er wetterte gegen Rauchverbot, Tempolimit und Ladenschluss. "Wir wollen nicht von Grünen und Sozialdemokraten in Schutzhaft genommen werden", rief er. "Keine Bevormundung aller durch einige wenige!"

Aus einer scheinbar aussichtslosen Position sicherte Lindner seiner Partei 22 Sitze im Landtag. Wenn die CDU nicht dramatisch verloren hätte, wäre Lindner jetzt Minister in Nordrhein-Westfalen. Einen solchen Mann kann die Bundes-FDP jetzt gut gebrauchen. Er ist ihre letzte Hoffnung.

Quelle: ntv.de

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