Ausschreitungen in Wuppertal Pegida-Demo nach Schlägerei abgebrochen
14.03.2015, 17:54 Uhr
Salafisten, Rechtsextreme, Hooligans und die Pegida-Bewegung waren in Wuppertal aufeinandergetroffen.
(Foto: REUTERS)
Explosive Mischung in Wuppertal: Tausende Salafisten, Rechtsextremisten, Hooligans und Pegida-Anhänger versammeln sich. Die Polizei versucht sie auseinanderzuhalten - zu Ausschreitungen kommt es dennoch.
Nach Schlägereien und Flaschenwürfen ist eine Demonstration der anti-islamischen Pegida-Bewegung in Wuppertal abgebrochen worden. Die Polizei untersagte einen Aufzug von Pegida NRW durch den Stadtteil Elberfeld, nachdem es während einer Kundgebung einem Behördensprecher zufolge "Gewalttätigkeiten" gegeben hatte. Demnach hatten Vermummte Flaschen und Böller auf Polizisten geworfen. Der Veranstaltungsleiter habe die Demonstration daraufhin für beendet erklärt. Zu Rangeleien kam es auch, als Polizisten die Teilnehmer einer parallelen Salafisten-Kundgebung durchsuchten.
Insgesamt waren nach Einschätzung der Polizei deutlich weniger als die erwarteten 3000 Demonstranten in der Stadt. Zu der Pegida-Kundgebung kamen rund 800 statt der erwarteten 2000 Menschen, darunter auch vermummte Neonazis und Hooligans. Bei den Salafisten waren es rund 200 statt der erwarteten 400 Teilnehmer. Etwa tausend Polizisten waren im Einsatz, unter anderem mit Wasserwerfern.
Zeitgleiche Demonstrationen einer solch brisanten Mischung - Hooligans, Rechtsradikale, Islamisten und linke Autonome - hat es nach Polizeiangaben in Deutschland noch nicht gegeben. Schon vor Beginn mussten Reiterstaffeln der Polizei Hooligans und Antifaschisten auseinanderhalten. Pegida-Gründer Lutz Bachmann rief auf der Bühne seiner Gruppe dazu auf, friedlich zu bleiben. "Macht jetzt nicht alles kaputt", bat er - vergeblich. Die Veranstalter brachen die Pegida-Kundgebung schließlich ab und kritisierten, dass ihnen ein zunächst genehmigter Marsch durch Wuppertal von der Polizei aus Sicherheitsgründen verwehrt wurde. Hooligans versuchten daraufhin, eine Polizeisperre in Richtung der Gegendemonstranten zu durchbrechen, scheiterten aber an den Beamten.
Gegen die Salafisten-Kundgebung, bei der auch der radikale Prediger Sven Lau auftrat, protestierten auch mehrere hundert Gegendemonstranten abseits von Pegida, darunter viele Kurden. Vereinzelt flogen Eier. Vor der Synagoge kamen Bürger zusammen, um sie symbolisch zu schützen. "Es ist ein Unding, dass die Salafisten sich in Sichtweite einer Synagoge versammeln. Ich möchte nicht, dass solchen Leuten das Feld überlassen wird", sagte ein Teilnehmer der Aktion. Teile der Innenstadt waren für den Autoverkehr gesperrt, Läden hatten geschlossen, Hotels wurden von Security-Personal gesichert.
Kundgebungen dürfen nicht verboten werden
Die Behörden nehmen das Gewaltpotenzial auch wegen der Erfahrungen in den vergangenen Monaten sehr ernst. Ende Oktober war es bei einer Hogesa-Kundgebung in Köln zu schweren Krawallen gekommen. Salafisten hatten sich bereits in Solingen und Bonn Straßenschlachten mit der Polizei geliefert.
Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung hatte zum Protest gegen die Extremisten aufgerufen. "Gute Demokraten sollten zeigen, was sie davon halten", sagte er vor Beginn der Demonstrationen. Die Kundgebungen durften zunächst nicht verboten werden: Es sei "eben auch der Preis unserer freiheitlichen Demokratie, dass man solche Aufmärsche letztlich nicht verhindern kann", sagte Jung.
Quelle: ntv.de, ppo/fma/dpa/AFP