12 Prozent für die Internetpartei Piraten jetzt zweistellig
03.04.2012, 10:38 UhrDie Piratenpartei legt im Bundestrend immer weiter zu. Besonders FDP und Grüne keilen gegen die neue Konkurrenz. Die jüngste Forsa-Umfrage erfasst auch, wie die Deutschen ihre Fähigkeiten beim Lesen, Schreiben und Radfahren einschätzen - mit teils erstaunlichen Ergebnissen.

Umfragehoch: Die Piraten erhalten immer mehr Zustimmung aus der Bevölkerung, obwohl ihnen ein richtiges Programm noch fehlt.
(Foto: AP)
Die Partei, die der nordrhein-westfälische FDP-Chef Christian Lindner kürzlich als eine bezeichnet hat, legt im Bundestrend weiter zu. Auf 12 Prozent Zustimmung kommen die Piraten in der jüngsten Forsa-Umfrage von RTL und Stern und erreichen damit erstmals einen zweistelligen Wert. Das sind fünf Prozentpunkte mehr als in der Vorwoche. Von derartigen Zugewinnen kann die FDP nur träumen, auch wenn zumindest für Nordrhein-Westfalen wieder Hoffnung bei den Liberalen aufgekeimt ist. In NRW liegt die Partei momentan bei 4 Prozent.
Ein Zusammenhang mit der am 25. März liegt nahe, um den Höhenflug der Piraten zu erklären. Der Angriff des FDP-Kandidaten Lindner dagegen weniger. Denn auf Kosten der FDP scheint das Umfragehoch der Internetpartei nicht zu gehen. Sie gewinnen ihre Stimmen offenbar aus allen Lagern, wenngleich sich und die FDP von ihnen bedroht fühlen. CDU/CSU, SPD, FDP und Grüne verlieren im Vergleich zur Vorwoche jeweils einen Prozentpunkt. Nur die Linke hält sich stabil bei 9 Prozent. Die sonstigen Parteien kommen gemeinsam auf drei Prozent – in den Wochen zuvor waren es immer 4 bis 5 Prozent gewesen.
Merkel bleibt unangefochten

Sigmar Gabriel meldete kürzlich erst wieder Ambitionen auf den Kanzlerposten an. Der neuesten Forsa-Umfrage zufolge wird daraus nichts.
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Weiterhin gibt es weder eine Mehrheit für eine schwarz-gelbe noch für eine rot-grüne Koalition. Beide Kombinationen kommen auf 38 Prozent. Die Union steht dabei von allen Parteien jedoch mit Abstand am besten da: 35 Prozent würden CDU oder CSU wählen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. Die SPD kommt dagegen nur auf 25 Prozent. - sie landet bei 3 Prozent Zustimmung. Die Grünen halten sich bei 13 Prozent. Alle genannten Parteien haben im Vergleich zur vorigen Umfrage einen Prozentpunkt eingebüßt. Nicht verloren hat die Linke, die bei 9 Prozent landet.
Der Vorsprung der CDU vor der SPD bei der reinen Parteienpräferenz deckt sich auch mit der . Nach wie vor würde sich - unabhängig von der Parteisympathie - eine Mehrheit für Merkel entscheiden, wenn sie direkt gegen einen der möglichen SPD-Kanzlerkandidaten anträte. 46 Prozent würden sich für Merkel entscheiden, wenn der Gegenkandidat Frank-Walter Steinmeier wäre, 48 im Duell gegen Peer Steinbrück. Die beiden SPD-Kandidaten kommen im Schnitt auf 30 beziehungsweise 29 Prozent Zustimmung. Besonders unbeliebt ist nach wie vor Sigmar Gabriel - 59 Prozent würden Merkel dem SPD-Chef als Kanzlerin vorziehen, der gerade einmal auf 18 Prozent kommt. Sogar SPD-Wähler würden Gabriel die aktuelle Kanzlerin vorziehen - 43 Prozent sind hier für Merkel, 37 für Gabriel.
Jeder Dritte würde nicht zur Wahl gehen
Fast ein Drittel der Befragten - 29 Prozent - würden gar nicht zur Wahl gehen, ergibt die Forsa-Erhebung. Nach wie vor hoch ist auch der Anteil derer, die keiner Partei die Lösung der Probleme in Deutschland zutraut. Mehr als die Hälfte der Bundesbürger, nämlich 52 Prozent, denken so. Der regelmäßig hohe Wert hat sich jedoch leicht verringert - drei Wochen zuvor trauten noch 57 Prozent der Befragten keiner Partei die Kompetenz zu, Probleme zu bewältigen.
Deutsche schätzen sich als gute Leser ein
Mit sich selbst gehen viele Deutsche weniger hart ins Gericht als mit den Parteien. In der vergangenen Woche wurden die Teilnehmer gefragt, wie sie ihre eigenen Fähigkeiten in bestimmten Bereichen einschätzen. Abgefragt wurden Lese- und Schreibkompetenz, die Beherrschung von Fremdsprachen sowie Schwimmen und Radfahren. In allen Bereichen gab eine Mehrheit an, die genannten Fähigkeiten sehr gut bis gut zu beherrschen. Große Unterschiede gibt es hier zwischen den Altersgruppen und vor allem zwischen den Bildungsschichten.

89 Prozent der Deutschen halten sich für gute Leser. Das gilt aber hauptsächlich für die mit einem höheren Bildungsabschluss.
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Beim Lesen sind 89 Prozent der Deutschen der Meinung, dies sehr gut oder gut zu beherrschen. Nur 9 Prozent hielten ihre Lesefähigkeit für mittelmäßig, 1 Prozent gab an, schlecht oder gar nicht lesen zu können. Ähnlich verhält es sich mit dem Schreiben: 84 Prozent meinen, sehr gut bis gut schreiben zu können, 20 Prozent immerhin mittelmäßig. Wiederum 1 Prozent kann nach eigener Einschätzung nur schlecht oder gar nicht schreiben. Das deckt sich nicht mit Zahlen, die die Universität Hamburg nach einer Lesestudie 2011 veröffentlichte ("Level-One-Studie"). Laut dieser Zahlen gibt es in Deutschland schätzungsweise - also Menschen, die zwar Lesen und Schreiben gelernt, aber einfachste Sätze beim Lesen nicht verstehen oder aufschreiben können.
Die Selbsteinschätzungen variieren je nach Geschlecht, Alter und Bildungsstand. Unter den 18- bis 29-Jährigen lag der Anteil derer, die ihre Lesekompetenz für schlecht oder nicht vorhanden einschätzten, bei 0 Prozent. Unter den Hauptschulabsolventen halten 17 beziehungsweise 21 Prozent ihr Können im Lesen und Schreiben für nur mittelmäßig. Es sind eher die Männer, die in beiden Bereichen kritisch mit sich sind: 14 Prozent glauben, mittelmäßig lesen, 20 Prozent, mittelmäßig schreiben zu können. Bei den Frauen sind es dagegen nur 5 beziehungsweise 11 Prozent.
Zusammenhang zwischen Bildungsstand und Radfahren
Umgekehrt sieht es beim Radfahren aus. 12 Prozent der Frauen gaben an, es nur schlecht oder überhaupt nicht zu können. Unter den Älteren (60 Jahre und älter) ist es insgesamt jeder fünfte. Unter den Jungen (18 bis 29 Jahre) finden sich die meisten, die meinen, gut oder sehr gut Rad fahren zu können. Erstaunlicherweise steigt hier die Selbsteinschätzung mit dem formalen Bildungsabschluss. Mehr Abiturienten und Studierte können Rad fahren als Menschen mit mittlerem Abschluss oder Hauptschule.
Am stärksten zeigen sich die Unterschiede zwischen den Bildungsabschlüssen bei den Fremdsprachen. Insgesamt geben 37 Prozent an, eine Fremdsprache sehr gut bis gut zu beherrschen, weitere 36 Prozent immerhin mittelmäßig. 27 Prozent dagegen sprechen eine andere Sprache nur schlecht oder gar nicht. Bei den Hauptschulabsolventen sind es aber 61 Prozent, die keine Fremdsprache können, bei den Menschen mit Abitur und Studium dagegen 55 Prozent mit "sehr gut" und 34 Prozent mittelmäßig.
Glaubt man der Selbsteinschätzung der Befragten, ist das Lesen die Fähigkeit, die sich insgesamt die meisten Menschen zutrauen - 89 Prozent. Mit Fremdsprachen dagegen stehen viele Deutsche auf Kriegsfuß, nur 37 Prozent halten sich für gute oder sehr gute Sprecher. Tendenziell trauen sich jüngere Menschen in all diesen Bereichen mehr zu als ältere.
95 Prozent sind online
Auch bei der Nutzung des Internets liegt die Jugend vorn. 95 Prozent der 18- bis 29-Jährigen nutzen es regelmäßig. Doch schaut man auf den Gesamtanteil der Internetnutzer, ist jeder fünfte Deutsche nicht regelmäßig im Internet. 21 Prozent gaben an, in den vergangenen drei Monaten nicht online gewesen zu sein. Bei den Älteren sind es sogar 53 Prozent. Hoch ist der Wert auch bei den Hauptschulabsolventen. Unabhängig vom Alter nutzen 49 Prozent kaum das Internet. Menschen mit höherem Abschluss dagegen nutzen zu 91 Prozent das Word Wide Web.
Quelle: ntv.de, nsc