Politik

Rolle des Bruders bei Attentaten unklar Polizei befragt Merahs Familie

Blumen und Beileidsbekundungen vor der jüdischen Schule. Hier starben drei Kinder und ein Rabbiner.

Blumen und Beileidsbekundungen vor der jüdischen Schule. Hier starben drei Kinder und ein Rabbiner.

(Foto: dpa)

Nach dem Tod von Mohammed Merah laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Vor allem die Familie des Attentäters ist im Visier der Beamten. Die Mutter des Serienmörders ist wütend auf ihren Sohn, sie schämt sich für seine Taten. Sein Bruder hingegen, der noch von der Polizei verhört wird, ist stolz auf dessen Morde.

Die Mutter des kämpft nach Angaben ihres Anwalts mit Schuldgefühlen. Zoulhika Aziri frage sich, ob sie die Taten ihres 23-jährigen Sohns Mohammed Merah hätte verhindern können, sagte ihr Anwalt Jean-Yves Gougnaud. Seine Klientin sei wütend auf ihren Sohn und frage sich, warum er ihr dies angetan habe. Sie habe zudem Angst vor Racheakten und wolle deshalb im Moment nicht nach Hause zurückkehren.

Nach Angaben des Anwalts waren die drei Tage in Polizeigewahrsam sehr schwer für die Frau, die am Mittwoch festgenommen und am Freitagabend wieder auf freien Fuß gesetzt worden war. Sie habe jedoch mit der Polizei kooperiert, versicherte der Anwalt.

Der Onkel des Serienmörders sagte, Mohamed sei schon immer "labil" gewesen. Er habe sich nicht vorstellen können, dass sein Neffe für diese "barbarischen" Angriffe verantwortlich sei, sagte Ahmed A. dem französischen Nachrichtenmagazin "Le Point". Der Bruder der Mutter Merahs sprach den Opfern sein Beileid aus.

Was hatte Abdelkader mit den Morden zu tun?

Die Rolle des älteren Bruders des Attentäters, Abdelkader Merah, ist weiterhin unklar. Er hat Polizeiberichten zufolge während seiner Vernehmung gesagt, er sei "stolz" auf die Taten seines Bruders. Abdelkader sei zudem während des Diebstahls des Motorrollers anwesend gewesen, mit dem sein Bruder unterwegs war, als er in Toulouse und Montauban sieben Menschen erschoss. Er beteuert aber, nichts von den Morden gewusst zu haben. Schon am Mittwoch habe die Polizei in dessen Auto jedoch "verdächtiges Pulver" gefunden. Ob es sich dabei um Sprengstoff handelte, wurde von den Behörden bislang nicht bestätigt.

Der Bruder des Serienmörders in Paris.

Der Bruder des Serienmörders in Paris.

(Foto: AP)

Der 29-Jährige und seine Lebensgefährtin befinden sich noch bis Sonntag in Polizeigewahrsam. Sie wurden aus Toulouse in die für den Anti-Terror-Kampf zuständige Unterdirektion der Polizei am Rande von Paris gebracht.

Die Beamten beschrieben den Bruder des Attentäters als streng religiös. Beide Söhne sollen in Toulouse einer salafistischen Gemeinde angehört haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war Abdelkader im Jahr 2007 in einer Gruppe verwickelt, die islamistische Freiwillige zum Kampf in den Irak schleuste. Damals waren in Syrien zwei Männer festgenommen worden, als sie gerade in den Irak reisen wollten. Einer der beiden Männer, der später zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde, war der Sohn des Lebensgefährten von Aziri.

Die Ermittler identifizierten unterdessen nach Angaben der Justiz eindeutig die Tatwaffe. Merah verübte demnach alle drei Angriffe mit einem Colt 45 vom Kaliber 11,43 Millimeter. Bei dem Anschlag auf die jüdische Schule hatte er demnach außer der Pistole aber noch mindestens eine weitere Waffe dabei. Bei Merah wurden zudem zahlreiche weitere Waffen entdeckt.

Regierung weist Kritik an Einsatz zurück

Der 23-jährige Attentäter war während seiner Taten allein, doch besteht der Verdacht, dass er Unterstützung von anderen erhielt. Merah soll zwischen dem 11. und dem 19. März in Toulouse und Montauban sowie einen Rabbiner und drei jüdische Kinder erschossen haben.

Frankreichs Regierung hat unterdessen die Kritik an dem Polizeieinsatz zur Festnahme des Serienmörders von Toulouse zurückgewiesen. Der islamistische Attentäter Mohamed Merah war am Donnerstag nach 32-stündiger Belagerung seiner Wohnung worden. Die Kritik sei ohne Zweifel " " und unpassend, sagte Innenminister Claude Guéant der Tageszeitung "Le Figaro". Man dürfe nicht vergessen, dass es sieben Opfer gebe, darunter drei Kinder. "Es ist inakzeptabel, die Effizienz der Polizei zu hinterfragen", sagte der Minister. Frankreich sei noch niemals zuvor mit einem solchen Einzelattentäter konfrontiert worden. Guéant hatte den Einsatz beaufsichtigt.

Verdächtiges Paket gesprengt

Im Zentrum der südfranzösischen Stadt Toulouse haben Spezialisten derweil ein verdächtiges Paket gesprengt. Der Kapitol-Platz zuvor geräumt und abgesperrt. Das Paket habe sich aber als harmlos herausgestellt, sagte ein Sprecher der Feuerwehr nach der Sprengung.

Eine Polizeisprecherin sagte nach der Sprengung des Pakets, die Sicherheitskräfte hätten die "üblichen Verfahrensweisen" befolgt. Wenn es ein verdächtiges Paket gebe und der Kampfmittelräumdienst aktiv werde, müssten "möglichst viele Menschen" in Sicherheit gebracht werden.

Die für den Südwesten Frankreichs wurde derweil von "scharlachrot" wieder um eine Stufe abgesenkt, sagte Innenminister Claude Guéant. In der Region hatte nach den Morden an einem Lehrer und drei Schülern in einer jüdischen Schule seit Montag die höchste Warnstufe gegolten.

Trauermarsch für Soldaten

Hunderte in Weiß gekleidete Menschen haben mit einem Gedenkmarsch im nordfranzösischen Rouen an eines der Opfers des Serienattentäters Mohamed Merah erinnert. Die Trauernden versammelten sich am Samstagnachmittag vor dem Haus der Familie des am 11. März in Toulouse getöteten Fallschirmjägers. Einige hielten ein großes Spruchband mit den Namen aller sieben Opfer Merahs und dem Satz "Wir werden es niemals vergessen" in die Höhe.

Gemeinsam mit den Angehörigen des Soldaten wollte die Menge ins Zentrum von Rouen zu einem Denkmal zu Ehren der Opfer beider Weltkriege marschieren. Später wollte die Familie mit dem Sarg nach Marokko fliegen; dort soll der im Alter von 30 Jahren getötete Soldat am Sonntag beigesetzt werden.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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