Politik

Tote und mehr als 1000 Verletzte Proteste im Gazastreifen eskalieren

An den Protesten im Gazastreifen beteiligten sich Zehntausende.

An den Protesten im Gazastreifen beteiligten sich Zehntausende.

(Foto: dpa)

Die Lage im Gazastreifen spitzt sich weiter zu. Zehntausende Palästinenser demonstrieren im Grenzgebiet zu Israel, die israelischen Soldaten reagieren mit Schüssen. Die Zahl der Toten wird stündlich nach oben korrigiert, zudem gibt es mehr als 1000 Verletzte.

Bei neuen massiven Protesten an der Grenze zu Israel sind im Gazastreifen mehrere Palästinenser getötet und mehr als 1000 Menschen verletzt worden. Die Zahl der Toten wird stündlich nach oben korrigiert. Ein Sprecher der palästinensischen Gesundheitsbehörde teilte mit, unter den Toten sei auch ein Teenager. Mehrere Menschen seien lebensgefährlich verletzt worden. Etliche Palästinenser erlitten den Angaben zufolge Schussverletzungen, viele andere klagten über Beschwerden nach dem Einsatz von Tränengas. Auch palästinensische Journalisten sollen unter den Verletzten sein, ebenso Frauen und Kinder.

Israelische Soldaten schossen nach Armeeangaben gezielt auf palästinensische Rädelsführer - die meisten der Getöteten waren nach israelischen Angaben militante Palästinenser. Die Sicherheitskräfte wurden nach eigenen Angaben mit Sprengsätzen und Molotowcocktails angegriffen. Die Soldaten hätten darauf auch mit scharfer Munition geantwortet, hieß es

Der israelischen Armee zufolge waren rund 20.000 Palästinenser an Protesten und Ausschreitungen entlang der Grenze beteiligt. Sie verbrannten Autoreifen und schleuderten Steine in Richtung Israel. Dichter schwarzer Rauch stieg an zahlreichen Orten auf. Die israelische Armee setzte nach eigenen Angaben Wasserwerfer zum Löschen der Brände und einen riesigen Ventilator gegen die Rauchschwaden ein, die auf die israelische Seite zogen.

Die radikalislamische Hamas hatte vor einer Woche den "Marsch der Rückkehr" gestartet, insgesamt sollen die Proteste sechs Wochen andauern. Anlass ist der 70. Jahrestag der Gründung Israels. Die Palästinenser sehen sie als Katastrophe an, weil 1948 Hunderttausende Palästinenser fliehen mussten oder vertrieben wurden. Sie pochen auf ein "Recht auf Rückkehr". Israel lehnt dies ab. Seit Karfreitag kamen mindestens 27 Palästinenser ums Leben, mehr als 2400 wurden verletzt. Es ist der schlimmste Ausbruch der Gewalt seit 2014.

Brennende Reifen erzeugen "Rauchwand"

Mit dem Verbrennen Tausender Reifen erzeugten die Palästinenser an mehreren Orten eine "Rauchwand". Ziel war es, Scharfschützen auf der israelischen Seite der Grenze die Sicht zu erschweren. Nach Angaben der Armee gab es mehrere Versuche, den Grenzzaun zu beschädigen und im Schutz des Rauchs die Grenze zu überqueren. Es seien auch Sprengsätze und Brandflaschen geworfen worden. Israels Armee erklärte das Grenzgebiet zum Gazastreifen zum militärischen Sperrgebiet. Die Truppen setzten Mittel zur Bekämpfung von Unruhen ein, hieß es in der Mitteilung. Schüsse würden gemäß klarer Einsatzregeln abgefeuert. Israels Militär werde nicht zulassen, dass der Grenzzaun beschädigt wird. Die palästinensischen Aktivisten trugen beim Verbrennen der Autoreifen einen Mundschutz.

UN-Generalsekretär António Guterres forderte von allen Beteiligten Zurückhaltung. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (ICRC) äußerte sich besorgt über die hohen Opferzahlen. Das UN-Menschenrechtsbüro teilte mit, es gebe "starke Hinweise" darauf, dass die israelischen Sicherheitskräfte übertriebene Gewalt eingesetzt hätten. Guterres forderte eine Untersuchung.

Die Bundesregierung zeigte sich besorgt über möglicherweise gezielte Schüsse der israelischen Armee auf Palästinenser. Alle Maßnahmen zur Verteidigung von Israels Sicherheitsinteressen müssten "verhältnismäßig" sein, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts. "Demonstranten dürfen nicht beschossen werden", betonte er. Ebenso dürfe auf palästinensischer Seite das Recht auf freie Meinungsäußerung und friedlichen Protest nicht missbraucht werden.

Quelle: ntv.de, kpi/dpa

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