Der Kriegstag im ÜberblickKiew meldet weiter Kämpfe bei Lyssytschansk - Litauen liefert Kampfdrohne

Nach Angaben Kiews liefern sich ukrainische und russische Einheiten weiterhin Gefechte in den Außenbezirken der Großstadt Lyssytschansk. Während Verteidigungsministerin Lambrecht keine Transportpanzer in die Ukraine schicken will, warnt Putin den Westen vor einer Konfrontation.
Nach Angaben Kiews liefern sich ukrainische und russische Einheiten weiterhin Gefechte in den Außenbezirken der Großstadt Lyssytschansk. Dabei rühmt sich Moskau seit Tagen mit der vollständigen Einnahme der Region Luhansk. Während Verteidigungsministerin Lambrecht keine Transportpanzer aus Bundeswehrbeständen in die Ukraine schicken will, droht Kremlchef Putin dem Westen in einer scharfen Rede. Der 133. Kriegstag im Überblick.
Russische Armee setzt Angriffe in Region Donezk fort
Russische Truppen haben bei ihren unverminderten Angriffen in der ostukrainischen Donezk-Region erneut massive Zerstörungen angerichtet. Bei einem Luftangriff auf die Stadt Kramatorsk wurden mindestens ein Mensch getötet und mehrere verletzt. Innerhalb von 24 Stunden wurden in der Region nach ukrainischen Angaben sieben Menschen getötet und zahlreiche verletzt. Auch die nahegelegene Stadt Slowjansk wurde erneut von russischen Truppen angegriffen.
Kramatorsk ist die Hauptstadt des ukrainisch kontrollierten Teils der Region Donezk. Nur rund 15 Kilometer entfernt liegt die Stadt Slowjansk, die offenbar das nächste Eroberungsziel der russischen Truppen bei ihrem Vormarsch im Osten der Ukraine ist. Slowjansk und Kramatorsk sind die beiden größten Städte in der Region Donezk, die noch unter ukrainischer Kontrolle stehen.
Luhansk laut Kiew noch nicht unter russischer Kontrolle
Moskaus Truppen haben das Gebiet Luhansk laut der ukrainischen Armee noch nicht vollständig erobert. Nach Angaben aus Kiew kämpfen die Kreml-Einheiten weiter um eine Kontrolle der Region. Dazu verlegten die Russen einige ihrer Einheiten, teilte der ukrainische Generalstab mit. Zuvor hatte der Luhansker Gouverneur Serhij Hajdaj erklärt, dass auch nach dem Fall der strategisch wichtigen Stadt Lyssytschansk weiter in den Außenbezirken gekämpft werde. Aus Moskau heißt es hingegen seit Tagen, die eigenen Truppen hätten Luhansk komplett unter ihre Kontrolle gebracht.
Putin: Haben in der Ukraine noch nicht mal angefangen
Unterdessen warnte der russische Präsident Wladimir Putin den Westen vor einer militärischen Konfrontation. "Heute hören wir, dass sie uns auf dem Schlachtfeld schlagen wollen. Was soll man dazu sagen? Sollen sie es nur versuchen", sagte er in Moskau. Jeder müsse wissen, dass Russland in der Ukraine noch gar nicht richtig angefangen habe. Moskau lehne Friedensverhandlungen keinesfalls ab. "Aber jene, die sich weigern, sollen wissen, dass je weiter sie gehen, desto schwieriger ist es für sie, sich mit uns zu einigen", meinte Putin.
Russland wirbt offenbar um Soldaten in besetzten Gebieten
Zu Putins Aussage passt eine weitere Behauptung des Luhansker Gouverneurs Hajdaj. Ihm zufolge versucht die russische Armee, Soldaten in den besetzten Gegenden in der Ostukraine zu rekrutieren. Laut Hajdaj bemühen sich die Besatzer, ihre Armeereserven durch die Rekrutierung von den Einwohnern der eroberten Städte Sjewjerodonetsk und Lyssytschansk aufzufüllen, wie das Portal "Kyiv Independent" schrieb. So gäben die Russen dort inzwischen Stellenanzeigen auf, um einheimische Männer zum Dienst in der russischen Armee zu bringen.
Lambrecht will keine Transportpanzer "Fuchs" an Ukraine liefern
Die Union fordert die Lieferung von 200 Transportpanzern des Typs "Fuchs" an die Ukraine. Doch Verteidigungsministerin Christine Lambrecht wiegelt ab. "Wir unterstützen die Ukraine mit allem, was möglich und verantwortbar ist. Aber wir müssen die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands gewährleisten", teilte die SPD-Ministerin mit. Es sei "unverantwortlich, die Bundeswehr gerade in diesen Zeiten ausplündern zu wollen und sich dabei sogar über den militärischen Ratschlag des Generalinspekteurs ignorant hinwegsetzen zu wollen", so Lambrecht.
Zuvor hatte bereits Generalinspekteur Eberhard Zorn erklärt, er sehe keinen Spielraum dafür, der Ukraine die Panzer zu überlassen. Das sieht die Union offenbar anders. Mit einem Beschluss des Bundestags will sie eine kurzfristige Lieferung der Transportpanzer an Kiew fordern.
Litauer schicken "Bayraktar"-Drohne in die Ukraine
Zahlreiche Menschen haben in Litauen eine Kampfdrohne vom Typ "Bayraktar" in die Ukraine verabschiedet. Anfang Juni hatten die Einwohner des Landes bei einer Spendenaktion innerhalb weniger Tage fast sechs Millionen Euro für den Kauf der Drohne gesammelt. Begeistert von der Aktion überließ der türkische Hersteller Baykar Litauen sie dann sogar kostenlos, damit das gesammelte Geld für andere Zwecke genutzt werden kann.
Das ukrainische Militär nutzt bereits "Bayraktar"-Drohnen im Kampf gegen die russischen Streitkräfte: Die Türkei hatte vor dem Krieg mehrere Kampfdrohnen desselben Typs an die Ukraine verkauft, von denen zwölf geliefert worden sein sollen. Zu Lieferungen während des Krieges gibt es keine Angaben.
Türkei setzt russischen Getreide-Frachter wieder frei
Der russische Frachter mit angeblich gestohlenem Getreide aus der Ukraine ist nach tagelangem Festliegen in der Türkei wieder in russische Gewässer gefahren. Die "Zhibek Zholy" sei in Richtung des russischen Schwarzmeer-Hafens Kawkas unterwegs, hieß es übereinstimmend aus türkischen Kreisen. Nach Angaben Kiews war der Frachter ursprünglich vom russisch besetzten ukrainischen Hafen Berdjansk aus in See gestochen. An Bord sei von Moskau beschlagnahmtes ukrainisches Getreide.
Kiew forderte deshalb von der Türkei nach dem Einlaufen der "Zhibek Zholy" in Karasu am vergangenen Freitag die Beschlagnahmung des Frachters und die Rückgabe der Lieferung. Wegen der nun erfolgten Rückkehr in russische Gewässer zeigt sich das ukrainische Außenministerium "tief enttäuscht" darüber, dass Ankara "die ukrainischen Aufforderungen ignoriert" habe. Nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde NASA hat Russland seit Beginn des Krieges rund 22 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen der Ukraine besetzt.
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