
Wladimir Putin.
(Foto: AP)
Starke Worte: Russland sei zur Selbstverteidigung gezwungen, stellt Präsident Putin fest. Der Westen gefährde nicht nur die Souveränität, sondern auch die Existenz des Landes.
Russlands Präsident Wladimir Putin sieht sein Land bedroht. "Der Westen will den Bären an die Kette legen", sagte er während der großen, mehrstündigen Pressekonferenz in Moskau, die einmal im Jahr stattfindet. Sollte das gelingen, "werden dem Bären Zähne und Krallen ausgerissen." Dann werde er entweder ausgestopft, oder sein Fell werde an die Wand gehängt. "Ein Bär wird niemals in Frieden gelassen."
Ob Nato-Osterweiterung, Ukraine oder Sanktionen - so gesehen könne Russland nicht anders, als sich zu verteidigen. "Die gegenwärtige wirtschaftliche Lage ist der Preis für unseren Kampf, ein Staat und eine Nation zu bleiben", sagte Putin. Das Land kämpfe für den Selbsterhalt, so der Präsident vor rund 1200 Journalisten. Er werde dem Druck des Westens und der Nato standhalten, um etwa auch die Rohstoffressourcen zu sichern. "Wir greifen niemanden an", versichert er. "Wir schützen unser Recht auf Existenz."
Rubel-Absturz, Kapitalflucht und drohende Rezession - eine Krise sieht Putin dennoch nicht. "Sie können das Krise nennen", meinte er. "Sie können das aber auch anders nennen." Die "notwendigen Maßnahmen" seien ergriffen worden. In spätestens zwei Jahren werde die gegenwärtige "Situation" überwunden sein. Seine Botschaft lautet: alles unter Kontrolle.
Und so verwies Putin gleich zu Beginn der Pressekonferenz auf Erfolge: Das Bruttoinlandsprodukt lege in diesem Jahr um bis zu 0,7 Prozent zu, es gebe Budgetüberschüsse, und beim Getreide sei eine Rekordernte zu verzeichnen. Die Bevölkerung wachse, freute sich Putin und sprach von einer "positiven demographischen Dynamik". Die Schlagfertigkeit des Militärs sei erhöht worden. Die Arbeitslosigkeit sinke.
Das erinnert stark an die Rhetorik aus Sowjetzeiten, als regelmäßig die Planerfüllung verkündet wurde. Dazu passte auch, dass Putin die wirtschaftlichen Probleme vor allem auf "äußere Faktoren" zurückführte und feststellte, die russische Elite seien die Arbeiter und die Bauern - nicht etwa Kreml-Bürokraten oder Oligarchen. Es gebe zwar reiche Leute und arme Leute. Aber alle seien dennoch gleich.
Angesprochen auf das Gehalt von Rosneft-Chef Igor Setschin, sagte Putin, er wisse nicht, wie viel Geld der Vorsitzende des größten Ölkonzerns des Landes verdiene. Er wisse nicht einmal, wie viel Geld er selbst verdiene. Ein britischer Kollege wunderte sich: "Wenn ein Mann sagt, dass er sein Gehalt nicht kennt, was sagt Dir das?"
In Sachen Bezahlung war sich Putin in einer anderen Sache allerdings sicher: In der Ukraine kämpfen keine russischen Söldner. "Sie werden ja schließlich nicht bezahlt", argumentierte er. Es handele sich um Freiwillige, die dem Ruf ihres Herzens folgten.
Über Emotionen sprach Putin häufiger: "Die Menschen hierzulande fühlen in ihren Seelen, dass ich im besten Interesse Russlands handele", sagte er. Einen Putsch des inneren Zirkels angesichts der ökonomischen Probleme befürchte er nicht. "Es wird keine Palastrevolution geben", sagte Putin. "Denn es gibt hier keine Paläste." Für Oppositionspolitiker Alexej Nawalny war das eine Steilvorlage. Er twitterte Fotos von großen Anwesen, die Oligarchen gehören.
Auch auf die Unterstützung der meisten russischen Journalisten kann Putin sich verlassen. Einige stellten zwar überaus kritische Fragen, die Putin allerdings nur ausweichend beantwortete. Doch die Vertreter der Staatsmedien gaben den Ton an: "Ich sehe Sie optimistisch gestimmt. Also ist alles gut", sagte einer von ihnen zu Putin. "Jeder wollte sehen, wie Ihre Gemütslage ist. Denn die Stimmung des Landes hängt von Ihrer Stimmung ab."
Quelle: ntv.de