"Nennen Sie mir drei gute Gründe" Queen hadert angeblich mit EU-Mitgliedschaft
22.06.2016, 10:55 Uhr
An der Britishness der Queen gibt es keine Zweifel, sehr wohl aber an ihrer Haltung zur EU.
(Foto: REUTERS)
Die Queen darf sich in politische Dinge nicht einmischen. Einen Standpunkt hat sie aber wohl dennoch. Ihr Biograf enthüllt nun private Äußerungen, die eine europaskeptische Haltung der Monarchin nahelegen. Der Hof will davon nichts wissen.
Wie hält es die Queen mit dem Brexit? Diese Frage beschäftigt am Tag vor dem Referendum in Großbritannien einmal mehr die britischen Medien. Der Biograf der Regentin berichtet von einer Begebenheit während eines Dinners anlässlich ihres 90. Geburtstag. Robert Lacey behauptet, Elisabeth II. habe ihre Gäste dazu aufgefordert, "drei gute Gründe" zu nennen, warum Großbritannien Teil Europas sein sollte.
Lacey weckt mit dieser Episode Zweifel an der politischen Neutralität, zu der die Queen in der Öffentlichkeit qua Verfassung verpflichtet ist. Der Biograf betont, Elisabeth sei "tadellos unpolitisch in der Öffentlichkeit". Privat sehe dies jedoch anders aus. Unter Freunden könne sie "erfrischend unverblümt" sein, wie Lacey es ausdrückt.
Wo sie in der Debatte um einen möglichen Brexit steht, wird aus Laceys Äußerungen indes nicht vollkommen klar. Neben der Aufforderung, gute Gründe für einen Verbleib zu nennen, habe sie laut Lacey die "vielen Vorzüge" hervorgerufen, die es haben könne, wenn Menschen sich "für eine gemeinsame Sache zusammentun" – eine Aussage, die wiederum als Plädoyer für das "Remain"-Lager gewertet werden kann.
"Sun" musste sich für Ähnliches schon entschuldigen
Der Wirbel, den Laceys Indiskretionen hervorgerufen hat, nötigte den Buckingham Palast zu einer Stellungnahme: Man kommentiere mögliche private Konversationen der Queen nicht, die Queen stehe über der Politik. Sie sei in ihrer Regentschaft stets neutral geblieben. "Wir weisen darauf hin, dass das EU-Referendum eine Angelegenheit des britischen Volks ist." Quellen aus dem Palast sagten zudem, die Queen habe lediglich eine Frage stellen und kein Statement zu dem Referendum abgeben wollen.
Erst vor einem Monat hatte es Berichte darüber gegeben, dass die Queen in der Brexit-Frage eine politische Position vertrete. Die "Sun" hatte unter der Schlagzeile "Queen ist für Brexit" geschrieben, sie habe dem proeuropäischen damaligen stellvertretenden Premierminister Nick Clegg bei einem Essen in Windsor eröffnet, sie halte den Kurs der EU für falsch. Auch damals hatte das Königshaus auf die Neutralität der Queen verwiesen, die "Sun" musste sich öffentlich für den Bericht entschuldigen.
Quelle: ntv.de, jog