Politik

Pentagon-Chef in Afghanistan Raketenangriff überschattet Mattis-Besuch

US-Verteidigungsminister Mattis (l.) und Nato-Generalsekretär Stoltenberg (m.) treffen in Afghanistan ein.

US-Verteidigungsminister Mattis (l.) und Nato-Generalsekretär Stoltenberg (m.) treffen in Afghanistan ein.

(Foto: REUTERS)

Um die weiteren Ziele des Afghanistan-Einsatzes zu besprechen, reist US-Verteidigungsminister Mattis nach Kabul. Dort greifen Aufständische sein Flugzeug an. Als US-Truppen das Feuer erwidern, kommt es zur "Fehlfunktion" einer US-Rakete.

Der gemeinsame Besuch von US-Verteidigungsminister Jim Mattis und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Afghanistan ist von einem Raketenangriff überschattet worden. Aufständische feuerten am Mittwoch mehrere Raketen auf die Hauptstadt Kabul ab. Die Geschosse schlugen in einem Haus in der Nähe des internationalen Flughafens ein, wie das Innenministerium mitteilte. Ein Mensch wurde getötet, elf weitere verletzt.

Als US-Truppen das Feuer erwiderten, kam es nach Nato-Angaben zu einer "Fehlfunktion" einer Rakete, die "mehrere Opfer" verursacht habe. Wieviele Menschen durch die fehlgeleitete US-Rakete verletzt oder getötet wurden, teilte das Militärbündnis nicht mit. Die Nato erklärte lediglich, sie bedauere "den Schaden für Nicht-Kämpfer zutiefst".

In sozialen Medien bekannten sich die Taliban zu dem Angriff, der nach ihren Angaben dem Flugzeug des US-Verteidigungsministers galt. Wenig später reklamierte auch der örtliche Ableger des Islamischen Staates (IS) in der Provinz Chorasan den Raketenangriff für seine Organisation.

Mattis droht den Taliban

"Wir werden Afghanistan nicht einem gnadenlosen Feind ausliefern, der mordend versucht, sich den Weg zur Macht zu bahnen", sagte Mattis bei einer Pressekonferenz mit Stoltenberg und Afghanistans Präsident Aschraf Ghani in Kabul im Anschluss an den Angriff. Die ausländische Unterstützung werde den afghanischen Truppen eine "überwältigende Überlegenheit auf dem Schlachtfeld" gegen die radikalislamischen Taliban geben, zeigte sich Mattis überzeugt.

Erst im August hatte US-Präsident Donald Trump angekündigt, das Truppenkontingent seines Landes in Afghanistan wieder aufzustocken. Mattis ist das erste Kabinettsmitglied, das nach dieser strategischen Wende nach Afghanistan kam.

Nato-Staaten schicken Verstärkung

Mattis und Stoltenberg berieten in Kabul mit dem afghanischen Präsidenten und weiteren ranghohen Regierungsvertretern über die US-geführte Nato-Mission. Langfristiges Ziel ist, dass die heimischen Streitkräfte allein für die Sicherheit im Lande sorgen können. Je stabiler Afghanistan sei, desto "sicherer werden wir sein", erklärte der Nato-Generalsekretär. Nach seinen Angaben wollen mehr als 15 Mitgliedstaaten der Militärallianz zusätzliche Soldaten nach Afghanistan schicken.

Der US-Militäreinsatz in Afghanistan hatte infolge der Terroranschläge vom 11. September 2001 begonnen. Mit bald 16 Jahren ist der Krieg gegen die Taliban der längste Auslands-Militäreinsatz in der Geschichte der USA.

US-Generäle fordern ein Umdenken

Unter Trumps Vorgänger Barack Obama hatten die USA zeitweise mehr als 100.000 Soldaten in dem Land stationiert, seit 2011 sank ihre Zahl aber kontinuierlich. Der Kampfeinsatz wurde Ende 2014 beendet, seitdem sind ausländische Soldaten überwiegend als Berater und Ausbilder aktiv.

Angesichts der Probleme der afghanischen Truppen, den Vormarsch der radikalislamischen Taliban zu stoppen, forderten US-Generäle schon seit Monaten ein Umdenken. Nach Trumps Plan werden die USA nun mehr als 3000 weitere Soldaten nach Afghanistan entsenden - zusätzlich zu den rund 11.000 bereits dort stationierten. Die Nato-Verbündeten haben rund 5000 Soldaten landesweit im Einsatz.

Der afghanische Präsident hat in diesem Jahr nahezu eine Verdoppelung der Eliteeinheiten der Armee angeordnet, der Speerspitze im Kampf gegen die Taliban. Bislang machten sie 17.000 Mann aus. Ein Vierjahresplan der Regierung sieht zudem einen Ausbau der Luftwaffe vor. Angesichts großer Opfer, Desertierungen und Korruption ist die Moral der afghanischen Sicherheitskräfte auf einem Tiefstand.

Quelle: ntv.de, chr/AFP

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