"Tod Amerika" nicht persönlich nehmen Ruhani beschwichtigt USA
19.09.2015, 10:04 Uhr
Wie Iraner die Freiheitsstatue sehen: Ein Plakat in Teheran zur Feier der Revolution..
(Foto: dpa)
Es ist ein beliebter Slogan an Freitagsdemonstrationen im Iran: "Tod Amerika!" Präsident Ruhani erklärt nun im US-Fernsehen: Der Ruf sei nicht gegen das amerikanische Volk gerichtet - doch Iraner seien bei nationalen Interessen "empfindlich".
Die "Tod Amerika"-Rufe, die regelmäßig bei Kundgebungen im Iran zu hören sind, sollten die US-Bürger nach den Worten des iranischen Präsidenten Hassan Ruhani nicht persönlich nehmen. "Dieser Slogan, der da gesungen wird, ist kein Slogan gegen das amerikanische Volk", sagte der als gemäßigt geltende Ruhani dem US-Fernsehsender CBS. "Unser Volk respektiert das amerikanische Volk", versicherte der Präsident.
Der Iran wolle ohnehin "mit keinem Land Krieg", sagte Ruhani. "Aber zugleich war die Politik der Vereinigten Staaten gegen die nationalen Interessen des iranischen Volkes, es ist verständlich, dass Menschen bei diesem Thema empfindlich sind", gab er zu bedenken. Schließlich hätten die USA bis zuletzt den Schah massiv unterstützt, als sich das iranische Volk Ende der 70er Jahre gegen den Monarchen aufgelehnt habe. Im Iran-Irak-Krieg in den Jahren 1980 bis 1988 habe Washington den damaligen irakischen Machthaber Saddam Hussein unterstützt.
"Die Menschen werden diese Dinge nicht vergessen", sagte Ruhani. "Wir können die Vergangenheit nicht vergessen, aber zugleich muss unser Blick in die Zukunft gerichtet sein." In der Islamischen Republik ist es zum Ritual geworden, bei Freitagsdemonstrationen "Tod Amerika" zu skandieren. Washington und Teheran unterhalten seit 1980 keine offiziellen diplomatischen Beziehungen.
Derzeit bemüht sich Ruhani aber um eine Entspannung der Beziehungen seines Landes zum Westen. Mitte Juli hatten die fünf UN-Vetomächte und Deutschland mit dem Iran ein Atom-Abkommen geschlossen. Es soll dem Iran die friedliche Nutzung der Atomtechnologie erlauben und zugleich mit Kontrollen und der Einschränkung seiner Urananreicherung sicherstellen, dass er keine Atomwaffen produziert. Im Gegenzug sollen die in dem Streit verhängten Sanktionen aufgehoben werden, die Irans Wirtschaft seit Jahren massiv belasten.
In den USA gibt es viele Gegner des Atom-Abkommens. In der Debatte verwiesen sie wiederholt auf die USA-feindlichen Demonstrationen im Iran, die aus ihrer Sicht das wahre Gesicht der Führung in Teheran zeigen.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP