Politik

Bomber starten nach Syrien Russland fliegt Luftangriffe aus dem Iran

Russischer Langstreckenbomber vom Typ Tu-22M3 im Einsatz.

Russischer Langstreckenbomber vom Typ Tu-22M3 im Einsatz.

(Foto: AP)

Ziele in Syrien bombardieren russische Langstreckenjets nun auch vom Iran aus. Moskau hat mehrere Bomber auf eine Basis im Westen des Landes verlegt. Bei den Angriffen sollen unter anderem Waffendepots von Islamisten zerstört worden sein.

Russland hat erstmals vom Iran aus in den Syrien-Krieg eingegriffen. Langstreckenbomber und Jagdflugzeuge hätten vom iranischen Stützpunkt Hamadan aus Angriffe gegen islamistische Milizen in Syrien geflogen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Damit hat die russische Luftwaffe zum ersten Mal seit dem Beginn ihrer Luftangriffe in Syrien im vergangenen September einen ausländischen Stützpunkt außerhalb Syriens genutzt. In russischen Medien war zudem berichtet worden, Russland habe von Iran und Irak die Erlaubnis für Überflüge von Marschflugkörpern nach Syrien erhalten. Sie sollen von Schiffen im Kaspischen Meer aus abgeschossen werden.

Die Nachrichtenagentur Irna zitierte den Chef des Nationalen Sicherheitsrates Irans, Ali Schamchani, mit den Worten, es gebe eine strategische Zusammenarbeit mit Russland beim Kampf gegen den Terrorismus in Syrien. "Wir teilen dabei unser Potenzial und unsere Einrichtungen." Beide Staaten unterstützen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Iran hat Militärberater und auch Bodentruppen nach Syrien entsandt.

Viele Tote

Nach den Angaben des russischen Verteidigungsministerium galten die Angriffe durch Tupolew 22M3 und Suchoi 34-Maschinen der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) sowie der früher als Al-Nusra bekannten Miliz in den syrischen Provinzen Aleppo, Idlib und Deir al-Sur. Fünf große Waffendepots seien dabei vernichtet worden sowie ein militärisches Ausbildungslager, drei Kommandozentren. Auch zahlreiche Kämpfer seien getötet worden.

Alle zerstörten Einrichtungen seien genutzt worden, um die Kämpfer in Aleppo zu unterstützen, erklärte das Ministerium. Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, bei den heftigen Luftangriffen seien zahlreiche Menschen getötet worden. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, die Streitkräfte bemühten sich sehr, zivile Opfer bei den Luftangriffen zu vermeiden.

Weniger Treibstoff, dafür mehr Bomben

Der staatsnahe Fernsehsender Rossija 24 zeigte Bilder von mindestens drei Bombern und einem russischen Militärtransportflugzeug vermutlich im Iran, ohne allerdings anzugeben, wann und wo die Bilder aufgenommen wurden. Laut Rossija 24 kann durch die Stationierung der Flugzeuge im Iran die Flugzeit bis zum Einsatzgebiet um 60 Prozent reduziert werden. Für den dadurch eingesparten Treibstoff könnten mehr Bomben geladen werden.

Bislang flogen die Überschallbomber TU-22M3 von Südrussland aus nach Syrien. Für den russischen Luftwaffen-Stützpunkt in Syrien seien sie zu groß, hieß es in der russischen Presse. Russland unterstützt wie der Iran den syrischen Präsidenten Assad im inzwischen fünfjährigen Krieg gegen die Rebellen, während eine Allianz westlicher und arabischer Staaten einige Aufständische unterstützt, die Assad stürzen wollen. Zudem fliegen sie Luftangriffe gegen den IS. Nun erklärte auch China, es wolle seine militärische Zusammenarbeit mit Syrien ausbauen. Unter anderem wurde demnach die Lieferung von Hilfsgütern vereinbart.

Berichte über Brandbomben

Derweil hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) den syrischen und russischen Streitkräften vorgeworfen, im Norden Syriens Brandbomben einzusetzen. Es gebe "überzeugende Beweise" dafür, dass Russland der syrischen Regierung bei der Planung solcher Angriffe unterstütze, erklärte HRW. Die Organisation dokumentierte nach eigenen Angaben seit Juni mindestens 18 Brandbomben-Einsätze in Syrien, durch die mehr als ein Dutzend Menschen verletzt worden seien.

"Die syrische Regierung und Russland müssen umgehend aufhören, zivile Gebiete mit Brandbomben zu attackieren", forderte HRW-Waffenexperte Steve Goose. Dieser "schändliche" Einsatz von Brandbomben zeige, dass Syrien und Russland sich nicht an internationales Kriegsrecht hielten. Die Organisation zitierte Augenzeugen solcher Angriffe, die von heftigen Feuern berichteten. Auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hat nach eigenen Angaben Erkenntnisse über den Einsatz von brennbaren Substanzen durch russische Flugzeuge in den syrischen Provinzen Idlib, Aleppo und Deir Essor.

Die mit entzündlichen Chemikalien gefüllten Brandbomben sind darauf ausgelegt, nach ihrem Abwurf aus dem Flugzeug Brände am Boden auszulösen. Brandbomben wurden in großem Umfang während des Vietnam-Kriegs eingesetzt. Nach der UN-Übereinkunft über die Beschränkung bestimmter konventionelle Waffen ist ihr Einsatz verboten. HRW zufolge nahm der Einsatz von Brandbomben in Syrien zu, seit Russland sich militärisch in den Konflikt eingeschaltet hat.

Quelle: ntv.de, bdk/hul/dpa/rts/AFP

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