Nato kritisiert Syrien-Einsatz Russland fliegt riskante Manöver
06.10.2015, 23:49 Uhr
Mig-29
(Foto: picture alliance / dpa)
Russland bombardiert weiter mutmaßliche Terroristenstellungen in Syrien. Gleichzeitig meldet die türkische Luftwaffe einen erneuten Zwischenfall. Eine Mig-29 soll involviert sein.
Russland gerät wegen seiner Luftangriffe in Syrien und der Verletzung des türkischen Luftraums immer stärker unter Druck. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg warf Moskau vor, bei den Einsätzen den türkischen Luftraum absichtlich verletzt zu haben - dies sei kein "Unfall" gewesen. Unklar war die Lage im syrischen Palmyra: Während aus Damaskus verlautete, die russische Luftwaffe habe dort Ziele von Extremisten angegriffen, dementierte Moskau dies.
Russland hatte in der vergangenen Woche mit Luftangriffen in Syrien begonnen - um nach eigenen Angaben gegen die Dschihadisten des Islamischen Staats (IS) und andere Milizen vorzugehen. Moskau wird aber vorgeworfen, auch gemäßigte Gegner des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zu bekämpfen. Im Zuge der Einsätze soll die russische Luftwaffe am Wochenende auch den türkischen Luftraum verletzt haben.
"Für uns sieht das nicht wie ein Unfall aus", sagte Nato-Chef Stoltenberg dazu. Vielmehr handle es sich um eine "schwerwiegende Verletzung" des Luftraums. Diese könne zu "gefährlichen Situationen" führen, fuhr Stoltenberg fort. Moskau müsse sicherstellen, dass sich derlei nicht wiederhole.
Mig-29 vs. F-16
Am Dienstag beklagte Ankara einen weiteren Vorfall: Mehrere türkische F-16-Kampfjets seien am Montag an der syrischen Grenze von einer nicht identifizierten Mig-29 bedrängt worden. Ob es sich um eine russische Mig-29 handelte, blieb unklar.
Nachdem das türkische Außenministerium wegen der Vorfälle schon zwei Mal den russischen Botschafter einbestellt hatte, schaltete sich nun auch Präsident Recep Tayyip Erdogan ein: "Wenn Russland einen Freund wie die Türkei verliert, mit dem es viele Kooperationen hat, dann verliert es viel", warnte er. Moskau äußerte sich bislang nur zu dem Vorfall vom Samstag: Ein Kampfjet sei wegen "schlechter Wetterverhältnisse" für "einige Sekunden" in türkischem Luftraum gewesen, erklärte das Verteidigungsministerium.
Russland bereit für weitere Absprachen
Im syrischen Palmyra war die Lage erneut unübersichtlich. Das russische Verteidigungsministerium bezeichnete es als "absolute Lüge", dass russische Flugzeuge die Stadt angegriffen hätten. Das Ministerium gab hingegen bekannt, dass am Dienstag zwölf IS-Stellungen in Syrien angegriffen worden seien - in der Region um die ostsyrische Stadt Deir Essor sowie in den Provinzen Damaskus, Idlib und Latakia. Demnach richteten sich die Angriffe gegen "logistische Infrastruktur, Kommandoposten, Trainingscamps und Standorte" des IS.
Das syrische Staatsfernsehen hatte unter Berufung auf Militärkreise gemeldet, dass bei russischen Angriffen auf IS-Ziele "in und um Palmyra" gepanzerte Fahrzeuge, Waffendepots und Raketenwerfer zerstört worden seien. Der IS hatte das zum Unesco-Welterbe zählende Palmyra Ende Mai erobert und seither dort zahlreiche weltberühmte Stätten in die Luft gesprengt.
In Syrien gehen auch die USA gegen den IS vor. Um Zusammenstöße bei den Einsätzen zu vermeiden, hatten Washington und Moskau vergangene Woche Gespräche auf militärischer Ebene geführt. Nach Klagen von US-Seite, dass es keine weiteren Gespräche gegeben habe, erklärte sich Moskau nach US-Angaben zu weiteren Absprachen bereit.
Quelle: ntv.de, Sara Hussein, AFP