Politik

Wie im Kalten Krieg Russland und Estland tauschen Spione aus

Der estnische Offizier Eston Kohver ist zurück in seiner Heimat.

Der estnische Offizier Eston Kohver ist zurück in seiner Heimat.

(Foto: dpa)

Der Fall Eston Kohver wirkt fast wie ein Spionage-Thriller aus dem Kalten Krieg. Nach Entführung, Verurteilung und Haftstrafe lässt Russland den estnischen Offizier gehen. Im Gegenzug liefert Estland einen russischen Spion aus.

Russland und Estland haben auf einer Brücke am Grenzfluss Piusa wie zu Zeiten des Kalten Krieges Spione ausgetauscht. Russland ließ laut russischen Agenturberichten den estnischen Offizier Eston Kohver frei, der im August wegen Spionage zu 15 Jahren Haft verurteilt worden war.

Die schwedische Außenministerin Margot Wallström begrüßt den Austausch.

Die schwedische Außenministerin Margot Wallström begrüßt den Austausch.

Estland übergab im Gegenzug den früheren estnischen Sicherheitsbeamten Alexej Dressen, der wegen Spionage für Russland eine 16-jährige Haftstrafe absaß. Der Fall Kohver hatte im Sommer für Aufregung gesorgt. Nach Darstellung der estnischen Regierung wurde der Offizier mit Waffengewalt von estnischem Gebiet entführt. Kohver wurde dann trotz internationaler Proteste wegen Spionage und anderer Vorwürfe zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt.

Austausch dank Putin?

Kohvers Anwalt Mark Feigin erklärte, Grund für den nun erfolgten Austausch sei die Rede von Russlands Präsident Wladimir Putin bei der UN-Generaldebatte in New York. "Andere Gründe gibt es nicht".

Die estnische Außenministerin Marina Kaljurand sprach wegen der Freilassung Kohvers von "guten Nachrichten für Estland und ganz Europa". Die schwedische Außenministerin Margot Wallström twitterte, Unrecht sei wiedergutgemacht worden.

Die US-Botschaft in Tallinn erklärte, sie begrüße die "estnisch-russische Einigung, Eston Kohver nach Estland zurückzubringen." Der diplomatische Dienst der Europäischen Union begrüßte ebenfalls, dass Kohver wieder "mit seiner Familie vereint" worden sei. Kohver telefonierte nach der Freilassung am Samstag mit seiner Frau. Er wirkte glücklich und bedankte sich für die Hilfe, die seiner Familie zuteil geworden sei.

In der Zeit des Kalten Krieges wurden zwischen Ost und West wiederholt Spione ausgetauscht, unter anderem auf der Glienicker Brücke zwischen Berlin und Potsdam. Das Verhältnis Russlands zu den baltischen Staaten, die nach ihrer Unabhängigkeit von der Sowjetunion der EU und der Nato beitraten, ist historisch schwierig und wegen der Ukraine-Krise zusätzlich belastet.

Quelle: ntv.de, Maria Antonova, dpa

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